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142 - Zakum, der dunkle Archivar

142 - Zakum, der dunkle Archivar

Titel: 142 - Zakum, der dunkle Archivar
Autoren: Dämonenkiller
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studierte den teilnahmslosen Luguri, der noch immer grauenvolle Weisen spielte, deren Melodien für Menschen tödlich gewesen wären.
    „Ich verlasse dich nun, Luguri", sagte er.
    Der Erzdämon war so in sein Spiel vertieft, daß er die Umgebung nicht wahrnahm.
    Auch für dich wird die Zukunft noch einige Überraschungen bereithalten, Luguri, dachte Zakum. Sie werden aber kaum erfreulich sein.
    Zakums Gestalt wurde durchscheinend, dann löste sie sich auf und entfleuchte.

    Vor zwei Tagen war Mary Barkdull auf Samothraki eingetroffen. Sie gab sich als eine kunstbegeisterte Touristin aus, die als Sekretärin bei einem Bostoner Anwalt arbeitete, und sich seit Jahren auf einen Urlaub in der Ägäis gefreut hatte. Natürlich verschwieg sie auch, daß ihr Griechisch fast perfekt war. Das griechische Alphabet sei für sie so rätselhaft wie ägyptische Hieroglyphen, gab sie vor.
    Innerlich amüsierte sie sich über die Rolle, die sie spielte. Im Augenblick genoß sie den schönen Badestrand bei Ammos an der Südküste. Fast bewegungslos wie eine Eidechse genoß sie die lang entbehrte südliche Sonne, starrte in den wolkenlosen Himmel und über das tiefblaue Meer. Gelegentlich zog sie sich in den Schatten zurück, da genehmigte sie sich ein Glas Mineralwasser oder einen Metrio. Gelassen reagierte sie auf die plumpen Annäherungsversuche einiger Schweden, die schon am frühen Nachmittag betrunken waren.
    Danach lag sie wieder in der Sonne, deren Glut durch den erfrischenden Melthemi gemildert wurde und dachte nach. Ihre Gedanken eilten zurück in jene Zeit, als sie mit William Keenland zusammengelebt hatte. Die Erinnerung stimmte sie ein wenig wehmütig, denn er war der einzige Mann in ihrem Leben gewesen, der ihr wirklich etwas bedeutet hatte. Doch seine fordernde Art und sein Unvermögen, ihren Forschungsdrang zu verstehen, hatten schließlich zur schmerzenden Trennung geführt.
    Nun wandte sie sich näherliegenden Dingen zu. Bills Geschichte hatte sie fasziniert, das Amulett hatte sie an sich genommen, denn es sollte ihr weiterhelfen, obzwar sie sich nicht vorstellen konnte, daß es auf dieser Insel tatsächlich einen Lykaon-Kult geben sollte. Nichts in der Geschichte Samothrakis deutete darauf hin. Der steinzeitlichen Urbevölkerung folgte in der Bronzezeit der thrakische Stamm der Saer. Aus dieser Zeit stammte auch das Kabirenheiligtum, wo thrakische Gottheiten wie Axeiros und Kybele verehrt wurden. In hellenistischer Zeit stand die Insel unter makedonischer und ägyptischer Herrschaft, dann unter römischer Hoheit. Nach dem 4. Kreuzzug war Samothraki kurz in der Hand Venedigs, wurde jedoch bald von Byzanz zurückerobert und zuletzt einer genuesischen Familie als Lehen überlassen. Von 1457 bis 1912 war es Teil des Osmanischen Reiches, und kam erst dann zu Griechenland.
    So sehr sie auch grübelte und nachdachte, gelang es ihr nicht, eine Verbindung zwischen der Insel und Zeus herzustellen. Die Vorstellung, daß Menschen sich zu gewissen Zeiten oder Mondphasen unter dämonischem Einfluß in einen Wolf verwandeln, war schon in der Antike bekannt. Außerdem war der Glaube an den Werwolf in Westeuropa, Skandinavien und in den slawischen Ländern (besonders in Serbien und der Walachai, hier in Verbindung mit dem Glauben an Vampire) bis in neuere Zeit weit verbreitet. In der Zeit von etwa 1300-1680 nennen die Bücher über zauberische Phänomene zahllose Fälle dieser Art, wobei die Verwandlung durch Anlegen eines Zaubergürtels oder durch Bestreichen mit einer Salbe eingesetzt habe.
    Noch vor ihrer Abreise aus Boston hatte Mary Barkdull einige Bücher studiert, die sich mit Werwölfen beschäftigten. Noch im vorigen Jahrhundert erörterte Görres ernsthaft die Frage, ob es sich dabei um eine reale oder bloß visionäre Metamorphose der „dämonisierten" Menschen handle. Vielleicht, überlegte sie, ist die Entstehung der Werwolf-Sage aus mißverstandenen Berichten entstanden, dafür kamen hauptsächlich schamanistische Trance-Riten bei asiatischen Volksstämmen in Frage. Und vermutlich spielte auch die damals noch nicht erkannte Tollwut eine Rolle. Zahlreiche Beispiele für den Glauben an magische Tierverwandlungen hatte sie auch in der „Daemonomania magorum" des Jean Bodin gefunden. In der deutschen Ausgabe hieß das betreffende Kapitel: Von der Lycanthropia oder Wolffssucht/ und ob der Teuffel die Menschen inn Vieh unnd Thier verwandeln könne.
    Bei ihrer letzten Reise in Westafrika hatte sie sich eingehend mit der
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