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142 - Zakum, der dunkle Archivar

142 - Zakum, der dunkle Archivar

Titel: 142 - Zakum, der dunkle Archivar
Autoren: Dämonenkiller
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Religion der Stämme im Sudan und Südnigerien beschäftigt, und dabei war sie auch auf den weitverbreiteten Glauben der sich in Tiere verwandelnden Wermenschen gestoßen.
    Doch nirgends in der Fachliteratur hatte sie einen Hinweis auf Samothraki gefunden.
    Sie räumte ihre Sachen in eine große Tasche, kehrte in ihr bescheidenes Hotelzimmer zurück, duschte sich und schlüpfte in ein einfaches Baumwollkleid.
    Das Amulett legte sie auf ihre linke Handfläche und studierte es mehr als eine Viertelstunde lang. Momentan war wieder das Gesicht des Greises zu sehen, das sie mißmutig zu mustern schien.
    Rasch wurde es dunkel. Noch immer hockte die junge Frau einfach da und starrte das Bild an, während sie angestrengt überlegte, was sie unternehmen sollte.
    Kurz entschlossen schob sie das Amulett in ihre Umhängetasche und betrat die kleine Taverne, in der sie bereits dreimal gegessen hatte.
    In dieses Lokal verirrten sich nur selten Touristen, deshalb hatte es auch Mary Barkdull ausgewählt.
    Der dicke Wirt, er hatte einige Zeit als Koch auf verschiedenen Schiffen gearbeitet und sprach recht gut englisch, begrüßte sie freundlich.
    Mary strahlte ihn an. „Kalimera sas", sagte sie stockend. „Das ist doch richtig, oder?"
    „Ja und nein, es heißt guten Tag, doch kalispera sas paßt jetzt besser."
    Das wußte sie natürlich alles, doch sie spielte die Lerneifrige.
    Eifrig führte sie der Lokalbesitzer in die Küche. Seine Frau begrüßte Mary überaus herzlich und hob die Deckel von den kupfernen Schüsseln. Interessiert sog sie die verlockenden Düfte ein. Es roch nach Lamm, Fisch und vor allem nach Origano. Mary deutete auf einige der Speisen, und der Wirt geleitete sie zu einem kleinen Tisch unweit der Theke. Da konnte er sich, wenn der Betrieb etwas schwächer war, mit der schönen Amerikanerin unterhalten.
    Doch innerhalb weniger Minuten waren alle Plätze in der Taverne gefüllt.
    Sie ließ sich die Vorspeisen schmecken, dabei lauschte sie aufmerksam der Unterhaltung rings um sie. Doch die einfachen Leute sprachen hauptsächlich über familiäre Probleme.
    In der Zwischenzeit war Mary bei den stark gewürzten Lammkoteletts angelangt, als eine Bemerkung fiel, an der sie sich fast verschluckte.
    „Morgen führe ich zwei Touristen zum Wolfsberg", sagte ein junger Grieche zu seinen Freunden.
    Und nochmals fiel das Wort: Lykaion - Wolfsberg.
    Ohne sich etwas von ihrer Überraschung anmerken zu lassen, aß sie ruhig weiter, dazu trank sie ein Glas Retsina, der ihr hervorragend mundete.
    Offiziell gab es auf der Insel keinen Berg, der so hieß, doch vielleicht wurde einer im Volksmund so bezeichnet, das sollte sie unschwer feststellen können.
    Sie rauchte eine Zigarette, trank noch ein Glas Wein, und langsam leerte sich die Taverne.
    Nun wechselte sie ein paar Worte mit dem Wirt, der sich schließlich an ihren Tisch setzte.
    Vorsichtig steuerte sie das Gespräch in die gewünschte Richtung.
    „Heute hat mir eine Engländerin erzählt, daß ich unbedingt den Lykaion besteigen soll. Das wäre ein unvergeßliches Erlebnis gewesen."
    „Hat sie tatsächlich Lykaion gesagt?"
    Mary nickte eifrig.
    „Das ist der alte Name für den Fengari."
    „Weshalb wurde der Berg umgetauft?"
    Der Wirt zuckte die Schultern. „Das weiß ich wirklich nicht, doch die Inselbewohner sprechen von ihm noch immer als Wolfsberg."
    „Hat es früher hier Wölfe gegeben?"
    „Da bin ich überfragt, Madam."
    Frisch gewagt ist halb gewonnen, dachte die Anthropologin, öffnete ihre Tasche und holte das Amulett hervor, das nun wieder den Wolfskopf zeigte.
    Der Wirt warf einen Blick darauf und sog schnaubend die Luft ein. Seine Augen weiteten sich, und unwillkürlich bekreuzigte er sich.
    „Mein Gott", flüsterte er auf griechisch.
    „Was haben Sie gesagt?" fragte sie unschuldig.
    „Stecken Sie das Medaillon ein, Madam."
    „Aber weshalb?"
    „Es ist gefährlich", sagte er. Seine gesunde Gesichtsfarbe war plötzlich grau geworden.
    Unwillig ließ Mary das Amulett in der Tasche verschwinden.
    „Können Sie mir bitte erklären, was das zu bedeuten hat?"
    „Darüber darf man nicht sprechen", raunte er ihr fast unhörbar zu. „Es handelt sich um einen uralten Kult. Noch immer gibt es Anhänger des Wolfsgottes. Sein Name sollte nicht erwähnt werden. Woher haben Sie das Amulett?"
    „Ich habe es am Strand gefunden."
    „Tragen Sie es zurück und vergraben Sie dieses Teufelswerk tief im Sand."
    „Nein, das werde ich nicht tun", sagte sie bestimmt.
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