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1415 - Die Spur des Propheten

Titel: 1415 - Die Spur des Propheten
Autoren: Unbekannt
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beiseite.
    Dann erst deckte sie die erste Karte auf.
    Ein verschlungenes, im Kerzenlicht schimmerndes Symbol erschien, das Salaam Siin nicht zu deuten wußte. „Die Gefährten", sagte sie, „sind allein. Du weißt, was das bedeutet: Vierzehn Schiffe gerieten in den Bann eines Stasisfeldes, als DORIFER begann, sich abzuschotten. Die PERSEUS, die CIMARRON, die KARMINA, die HARMONIE und einige mehr."
    Sie deckte zwei weitere Karten auf. „695 Jahre vergingen, und wir spürten nichts davon. Als wir in den normalen Zeitablauf zurückfanden, hatten sich die Dinge geändert. Nichts war mehr wie früher, in der Lokalen Gruppe hatten furchtbare Kriege getobt, wir alle standen ohne unsere Freunde und Verwandten da. Wie aber sah es in der Milchstraße aus?" Eine weitere Karte. „Wie sieht es in der Milchstraße aus? Wir fanden die Wahnsinnsbarriere, diesen undurchdringlichen Riegel, der eine ganze Sterneninsel abschneidet. Wir verloren Ratber Tostan und die TS-CORDOBA beim Versuch, trotzdem in die Heimat vorzudringen. Der Tod von Weggefährten ist eine schlimme Sache."
    Die nächste Karte war identisch mit der, die Meryll zuvor aufgedeckt hatte. Ohne merkliches Zögern legte sie die drei folgenden Karten daneben ab, und der Kerzenschimmer ließ in ihren Augen einen Reflex entstehen, der Salaam Siin irritiert pfeifen ließ. „Und wir verloren einen zweiten Weggefährten, einen Weggefährten von einst, aus der Zeit vor dem Stasissprung. Es ist Geoffry Abel Waringer, der Eremit von Satrang. Die Herrscher der Milchstraße haben seinen Zellaktivator geraubt und ihn so zum Tod verurteilt. Zweiundsechzig Stunden Angst und Qual haben sie ihm gelassen, aber keine Hoffnung..."
    „Einen Augenblick!" sang der Ophaler aufgeregt dazwischen. „Bisher wußten wir nicht sicher, wer den Aktivator geraubt hat.
    Wir haben nur ein phantomartiges Schiff geortet, in dem wir die Täter vermuten.
    Und nun behauptest du, es seien die Herrscher der Milchstraße?"
    „Das sagen die Karten", bestätigte Meryll. „Du tätest gut daran, ihrem Fall Glauben zu schenken. Die Karten sind Wahrheit, sie spiegeln den Lauf des Kosmos im kleinen wider."
    Salaam Siin schwieg eine Weile. Er wußte selbst nicht, wie sehr er den Worten der Frau Glauben schenken sollte, wieviel Wahrheit dahintersteckte und wieviel pure Erfindung. Als Meistersänger hätte er schon mit dem Gehör festgestellt, ob Meryll womöglich wahnsinnig war. Nichts dergleichen - abgesehen von ihrem sonderbaren Verhalten hinterließ sie einen zurechnungsfähigen Eindruck. Die Karten allerdings paßten nicht in sein Weltbild. Es war einfach unmöglich, ein Satz bedruckter Pappblätter konnte nur den Gesetzen des Zufalls gehorchen.
    Und doch ... Meryll hatte soeben eine unbewiesene Vermutung bestätigt. Noch aber hatte sie über die Zukunft nichts ausgesagt, beruhigte sich Salaam Siin.
    Vielleicht würde sie sich darum herumdrücken.
    Die nächste Karte fiel. „Die Gefährten in der Ferne", kommentierte Meryll mit plötzlich heiserer Stimme. „Es geht um die CIMARRON, um Perry Rhodan und Reginald Bull, die in die Große Magellansche Wolke aufgebrochen sind. Sie befinden sich bei den Gurrads, im Lishtar-System, auf dem Planeten Ayshran-Ho, soviel wissen wir.
    Und ich kann bestätigen, daß es ihnen im Augenblick gutgeht."
    Salaam Siin wollte einwerfen, das sei unmöglich, man dürfe kaum aufgrund dieser Karten eine solche Aussage treffen.
    Doch er hörte, wie sehr Meryll im Innersten den eigenen Worten glaubte. Der Kerzendampf verstopfte ein paar Sekunden lang seine Atemöffnungen. Woher hatte sie die roten, zwei Zentimeter dicken Stäbchen überhaupt? Aus eigenen Vorräten?
    Vielleicht fielen die entsprechenden Stoffe auch im Bordrecycling an. Es war, als müsse im nächsten Augenblick sein Membrankranz platzen. Einbildung natürlich, und der Ophaler riß sich mühsam zusammen. Wenn Meryll Kerzen benötigte, sollte sie nicht seinetwegen darauf verzichten müssen.
    Eine ganze Serie neuer Karten fiel auf den Tisch. „Ja, Ayshran-Ho ... Du wirst mit den Leuten der CIMARRON zusammentreffen, aber es ist ein weiterer Weg, als du denken magst. Freunde werden unzufrieden mit dir sein, und andere Freunde wirst du täuschen, um sie nicht gefährden zu müssen. Und weiterhin..."
    Zum erstenmal stellte Salaam Siin in den Worten der Terranerin zittrige Unsicherheit fest. Wußte sie nicht mehr, wie die nächsten Karten zu deuten waren?
    Bedeutete das, daß sie tatsächlich nicht versuchte, ihn zu täuschen?
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