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1415 - Die Spur des Propheten

Titel: 1415 - Die Spur des Propheten
Autoren: Unbekannt
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Modulation in der Stimme. Er spürte, daß kunstvoller Gesang den sonderbaren Zauber dieses Augenblicks nur gestört hätte. „Du kennst die Lage, ich habe viel zu tun..."
    Das war natürlich gelogen, aber Meryll würde es nicht besser wissen. „Für mich hast du Zeit genug", antwortete die Frau. Ihre Stimme klang selbstsicher, als wisse sie bereits, daß er nicht anders konnte. Sie hatte die Melodie mit Absicht gespielt. „Was macht dich so sicher?"
    „Ich bin es eben."
    „Nun gut. Ich werde darüber nachdenken."
    Meryll schaltete kommentarlos ab. Nach kurzem, fruchtlosem Nachdenken gab er ein akustisches Signal. Ringsum verblaßte die Illusion leerer Wüstenlandschaft, und statt dessen erschien graues Metall.
     
    *
     
    Salaam Siin saß eine Weile reglos in der oberen Projektorschüssel seines Schiffes.
    Die HARMONIE durchmaß vierzig mal fünfzehn Meter, war also eine flache Scheibe, auf deren oberer Fläche er sich aufhielt. Ringsum bildeten die Projektoren einen Wall; so entstand das untere Fünftel eines riesenhaften Eis. Von hier aus nahm die HARMONIE seine Melodien auf und fügte ihnen Chorgesänge hinzu, und das Ergebnis war einem echten ophalischen Chor durchaus ebenbürtig.
    Geistesabwesend stieß er ein paar Töne aus. „Ich möchte eine Verbindung zur PERSEUS", sagte er. „Zu Julian Tifflor, wenn es sich einrichten läßt." Die Worte galten der Syntronik, die jeden Laut im Bereich des Schiffes aufnahm und entsprechend reagierte, wenn sie angesprochen war.
    Sekunden später entstand aus der Luft vor ihm nochmals ein Bildschirm. Salaam Siin erkannte den schlanken, für terranische Verhältnisse ziemlich ruhigen Mann, mit dem er in letzter Zeit oft zu tun gehabt hatte. Neben Atlan, Perry Rhodan, Eirene und einigen anderen zählte Tifflor zu den näheren Bekannten des Meistersängers. „Wie kann ich dir helfen, Salaam Siin?"
    Die Stimme klang freundlich, jedoch unverkennbar geschäftig. Kein Wunder, denn die meiste Organisationsarbeit in der Tarkan-Flotte leistete neben dem abwesenden Reginald Bull er. „Ich habe soeben einen seltsamen Anruf bekommen", sang der Ophaler. Seine Melodie war kunstvoll, aber gegen alle Gewohnheit einstimmig. Ein guter Beobachter wie Julian Tifflor hätte in Akkorden vielleicht die Unsicherheit wahrgenommen, die darin gewesen wäre.
    Salaam Siin riß sich zusammen. Sein Verhalten war eines Meistersängers unwürdig. „Das klingt interessant", gab Tifflor spöttisch zurück. „Du willst sicher mehr darüber erzählen?"
    „Natürlich! Es war eine Frau namens Meryll von der PERSEUS. Sie sagte, sie müsse mich unbedingt sprechen, ich habe Zeit bis 21.00 Uhr, zu ihr zu kommen. Das war alles. Und doch hat sie mich sehr beeindruckt, ohne daß ich den Grund weiß."
    Tifflor schwieg eine Weile nachdenklich.
    Dann allerdings erkannte der Meistersänger in seinem Gesicht plötzliches Verständnis. „Ich erinnere mich an Meryll", lachte der Mann. „Jetzt hat sie dich also auch beim Wickel..."
    „Wie bitte?" fragte Salaam Siin verständnislos zurück. Er kannte den ungewohnten Ausdruck nicht. „Einen Augenblick Geduld", bat Tifflor. „Ich muß nur eine kleine Information einholen."
    Der Terraner verschwand, kehrte aber Sekunden später an die Bildschirmoptik zurück. „Die Frau, mit der du gesprochen hast, heißt nicht wirklich Meryll. Das ist - wie soll ich's nennen - wohl ihr Künstlername. In Wahrheit heißt sie Carol Arast und ist Astronomin an Bord dieses Schiffes. Eine sehr gute Astronomin übrigens, sonst wäre sie nicht hier."
    „Mehr hast du nicht herausgefunden?" wollte Salaam Siin enttäuscht wissen.
    Tifflor machte eine beruhigende Geste. „Nur keine Hast, Sänger! Gewiß weiß ich mehr. Unter den Besatzungsmitgliedern ist sie genauso berüchtigt wie Lalande Mishkom oder wie es vorher Benneker Vling an Bord der PERSEUS war. Sie spinnt nämlich ein bißchen."
    Salaam Siin wollte schon zornig auf die unverständliche Ausdrucksweise des anderen reagieren. Tifflor jedoch lächelte nur - wenn das schmale Ziehen der Mundwinkel denn so zu deuten war. „Du kannst selbst feststellen, was ich damit meine. Ich habe auch herausgefunden, weshalb sie unbedingt bis 21.00 Uhr Bordzeit mit dir sprechen möchte. Eine Stunde danach beginnt nämlich ihre Schicht. Den Rest siehst du dir am besten einfach an."
    Salaam Siin starrte unzufrieden auf den Bildschirm. „Ich hätte ebensogut auf meine Fragen verzichten können", sang er. „Jetzt weiß ich noch immer nicht, worum es bei
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