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1410 - Der Droide

Titel: 1410 - Der Droide
Autoren: Unbekannt
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zufällig zur Seite und blickte in die Richtung, die Wido bezeichnet hatte. Sie sah eine kleine Plattform, die zirka drei Meter über dem Boden schwebte und an deren Tisch ein einzelner Gast saß, ein Gurrad von zwergenhaftem Körperbau mit einer dichten, silberweißen Mähne. Ihr Versuch, unauffällig zu sein, mißlang allerdings. Der Gurrad blickte geradewegs in ihre Richtung, und als er merkte, daß Nikki ihn ansah, hob er die Hand zu einem freundlichen Winken.
    Sie reagierte darauf nicht, sondern wandte sich ihren beiden Begleitern wieder zu. „Grundsätzlich bin ich mit Narktors Vorschlag einverstanden", sagte sie. „Es wird bald dunkel. Ich meine auch, wir sehen uns in den weniger vornehmen Viertem der Stadt um, nehmen irgendwo ein gemütliches Abendessen zu uns und kommen mit den Einheimischen ins Gespräch."
    „Er kommt", sagte Wido Helfrich. „Wer kommt?"
    Sie drehte sich um. Die Plattform des kleinen Gurrad hatte sich in Bewegung gesetzt. Sie kam näher und verlor dabei an Höhe, bis sie sich mit der Platte der drei Soronger auf demselben Niveau befand. Es gab einen kleinen Ruck, als die beiden Gebilde aus Formenergie mit geringer Geschwindigkeit aneinanderstießen. „Ich hoffe, ihr haltet mich nicht für aufdringlich", begann der Silberhaarige. „Aber ich sehe, ihr seid fremd hier. Ich sehe auch, daß ihr Terraner seid. Das heißt, der Rothaarige dort ist natürlich ein Springer. Wie lange wart ihr schon nicht mehr in der Heimat?"
    „Wer fragt?" erkundigte sich Nikki Frickel nicht besonders freundlich. „Und warum?"
    „Verzeih!" Der Zwerg war ganz Verlegenheit und Unterwürfigkeit. „Mein Name ist Bertralam. Ich gehöre dem Volk der Shanganten an, wie ihr sicherlich bemerkt habt. Ich bin von Beruf Medientransponent und dachte mir, ihr wäret womöglich an Informationen aus der Heimat interessiert."
    Die Shanganten waren eine Zweigrasse der Spezies Gurrad, zwergwüchsig und mit albinotischen Pigmentstörungen ausgestattet. In der fernen Vergangenheit hatten sie die Klasse der Denker und Wissenschaftler innerhalb der gurradschen Gesellschaft gebildet. Welche Rolle sie heute versahen, das wußte Nikki Frickel nicht. „Wir waren lange nicht mehr daheim", sagte Nikki. „So lange, daß wir die Jahre nicht mehr zählen. Du hast Nachrichten von Terra?"
    „Ich kann sie beschaffen", antwortete Bertralam. „Wie? Die Milchstraße ist gesperrt.
    Nichts gelangt hinein, nichts kommt heraus. Wie sieht deine Nachrichtenquelle aus?"
    Die Augen des Shanganten funkelten geheimnisvoll. „Hast du schon von superhochfrequenter Hyperstrahlung gehört?" fragte er mit unterdrückter Stimme. „Sie ist allgegenwärtig wie die Neutrinos, nur bewegt sie sich mit Geschwindigkeiten, die milliardenfach größer sind als die des Lichtes. Die superhochfrequente Hyperstrahlung erfaßt alles. Nichts bleibt ihr verborgen. Der Wall, der die Milchstraße umgibt, ist für sie durchsichtig." Er beugte sich nach vorne und sprach noch ein wenig leiser. „Wir von der Zunft der Medientransponenten nennen sie >Fuqular<. Du weißt, was das heißt: die Urkraft, nicht wahr? Sie ist es, die das Universum zusammenhält, und aus ihr entspringen alle anderen Kräfte. Ich brauche nur den Fuqular-Strom anzuzapfen, der aus Richtung Terra kommt, und schon habe ich alle Informationen, nach denen du verlangst."
    Nikki Frickel war ungnädig gestimmt.
    War es ihr schon zuwider, wenn jemand uneingeladen die Unterhaltung mit den Freunden unterbrach, so machte es sie vollends wütend, wenn sie für dumm verkauft werden sollte. „Und da die Strahlung der Fuqular sich schneller als das Licht bewegt", sagte sie mit geheucheltem Interesse, „kannst du mir vermutlich nicht nur über Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch über die Zukunft Bescheid sagen. Ist es so?"
    Bertralam erschrak. Er sah sich hastig um, als fürchtete er, daß ein Unberufener Nikkis Worte gehört haben könne. „Nicht so laut!" zischte er. „Ein Medientransponent darf sich niemals darüber äußern, welche Zeitebenen ihm zugänglich sind. Aber, unter uns gesagt: Deine Vermutung kommt der Wahrheit ziemlich nahe." Nikki hielt mit Mühe an sich. „Was muß ich tun, um Neues über Terra zu erfahren?" fragte sie. „Du machst mit mir einen Termin aus und findest dich zum vereinbarten Zeitpunkt in meinem Labor ein."
    „Ich nehme an, die Sache kostet etwas."
    „O ja!" Bertralam strahlte. Die Sprache war auf ein Thema gekommen, das ihm sehr am Herzen lag. „Ich mache nur einen
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