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1404 - Der Weg in die Hölle

1404 - Der Weg in die Hölle

Titel: 1404 - Der Weg in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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entsprach.
    »Möchtest du was trinken, Mutter?«
    »Nein, Dieter, das will ich nicht.«
    »Soll ich dich auf dein Zimmer begleiten? Du… ähm … du siehst nicht besonders gut aus.« Er fasste über die Theke hinweg nach ihrer Hand und wiederholte seine Frage: »Soll ich dich auf dein Zimmer bringen?«
    »Bestimmt nicht.« Ihre Stimme hatte wieder an Festigkeit gewonnen, und nun drehte sie sich auf der Stelle, damit sie in die Gaststätte schauen konnte. So wie sie handelte jemand, der eine Botschaft mitzuteilen hatte.
    Genau das geschah. Auch die übrigen Gäste merkten, das so etwas auf sie zukam.
    In die Stille hinein tropften ihre Worte, die jeder der Anwesenden verstand. »Ich bin gekommen, um euch zu warnen. Es ist wieder soweit. Der Fluch hat sich erneut erfüllt. Die Toten sind zurück…«
    ***
    Es gab keinen, der sie nicht gehört hätte, doch jeder der hier Versammelten schwieg. Dazu gehörten wir ebenfalls, obwohl wir untereinander Blicke tauschten. Der Abend war inzwischen angebrochen.
    Die Dunkelheit hatte das Licht des Tages vertrieben, und es war gerade die Nacht, die den Toten Schutz bot.
    »Ja, die Toten sind zurück!«, wiederholte die Wirtin. »Wir haben sie gesehen. Der Berg zeigte seine Macht.« Sie hob die Schultern an.
    »Ich weiß jetzt, dass wir einen Fehler begangen haben. Wir hätten damals auf die alte Zigeunerin hören sollen. Jetzt ist es zu spät. Der Weg in die Hölle ist frei, und ich weiß, dass sie gekommen sind, um uns zu holen. Versteckt euch, betet oder tut, was immer ihr wollt, aber lasst euch nicht von den Toten fangen…«
    Das hatte sie sagen wollen. Sie war es losgeworden, und plötzlich überfiel sie ein Schwächanfall. Zwar hielt sie sich noch immer fest, aber das Zittern des Körpers war nicht zu übersehen. Zugleich sackte sie zusammen, und Harry Stahl startete sofort. Bevor sie in die Knie brechen konnte, war er bei Helene Schwarz und hielt sie fest.
    »Okay, keine Panik, ich bin bei Ihnen. Sie müssen sich zusammenreißen. Wir packen das.«
    Reden konnte Helene Schwarz nicht. Sie war bleich geworden.
    Jetzt hatte auch ihr Sohn kapiert, dass er sich um seine Mutter kümmern musste.
    Er verließ seinen Platz hinter der Theke und stützte die totenbleiche Frau ab.
    »Kümmern Sie sich um sie!«, verlangte Harry, der eine Antwort nicht abwartete und Glenda und mich ansprach.
    Die Unruhe unter den Gästen berührte uns nicht, die ignorierten wir. Wir wussten auch, dass es jetzt auf uns ankam, denn nur wir konnten die Ereignisse noch aufhalten.
    »Sie hat nicht gelogen«, sagte Harry. »Ich selbst habe die verdammten Toten gesehen.«
    Glenda meinte: »Also müssen wir sie suchen.«
    Ich nickte.
    »Und wo?«
    »Im Ort natürlich. Möglicherweise müsst ihr euch trennen.«
    Beide schauten mich überrascht an. »Wieso ihr ?«, fragte Harry.
    »Ich fahre in den Tunnel. Das habe ich euch schon gesagt – und dabei bleibt es. Ich will es endlich wissen.«
    »Und willst du der fünfte Verbrannte sein?«, fragte Glenda.
    »Nein. Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird. Damals hat man Vera Monössy vertrieben. Man hat ihr nicht mehr erlaubt, das Kreuz einzusetzen. Das wird sich auf keinen Fall wiederholen. Diesmal steht mir keiner im Weg. Haltet ihr hier die Augen offen. Ich denke, dass wir irgendwann zusammenkommen.«
    Glenda hatte noch einen Einwand. Den konnte sie nicht mehr anbringen, denn ich lief bereits auf den Ausgang zu und war Sekunden später verschwunden…
    ***
    Ob das, was ich vorhatte, auch richtig war, wusste ich nicht. Das musste die Situation ergeben, aber wie ich es auch drehte und wendete, mir fiel keine andere Lösung ein. Ich musste diesen Weg einfach gehen und die andere Seite aus der Reserve locken.
    Auch wenn es im Lokal so ausgesehen hatte, ich stürmte nicht wie ein Wilder nach draußen. Zudem musste ich auf glatte Stellen achten. Mein Blick fiel auf eine leere Straße, die nicht im Dunkeln lag, weil hinter den Fenstern der Häuser Licht brannte und der gelbliche Schein nach draußen fiel.
    Ich blieb etwas länger stehen, weil ich die Toten suchte. Doch ich erblickte sie nicht. Wenn sie sich im Ort aufhielten, dann hatten sie sich gut versteckt, also eilte ich zum Wagen.
    Es war nicht weit bis zu dem Platz, an dem der Leihwagen stand.
    Auch auf dieser kurzen Strecke kam mir niemand entgegen. Ich schien der einzige Mensch im Ort zu sein, der sich draußen aufhielt.
    Die Kälte drückte. Die Scheiben waren beschlagen, doch zum Glück brauchte ich vorn
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