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1404 - Der Weg in die Hölle

1404 - Der Weg in die Hölle

Titel: 1404 - Der Weg in die Hölle
Autoren: Jason Dark
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verspreche ich dir!«
    Es war still geworden. Jeder in der Gaststätte hatte die heftigen Worte gehört. Jeder sah den Wirt, der dicht davor stand, seine Beherrschung zu verlieren.
    Aber auch jeder sah Harrys Bewegung, als er etwas blitzschnell hervorholte und es Dieter Schwarz vor die Nase hielt.
    »Was Sie hier sehen«, erklärte er, »ist ein Ausweis, der mich berechtigt, Sie auf der Stelle festzunehmen. Klar?«
    Dieter Schwarz hatte noch etwas sagen wollen. Nach diesen Worten allerdings hielt er den Mund. Er stierte gegen den Ausweis.
    »Und jetzt«, flüsterte Harry Stahl, »will ich die Wahrheit von Ihnen hören. Die ganze Wahrheit.« Er drehte sich auch den anderen Gästen zu. »Von Ihnen ebenfalls, wenn Sie etwas zu sagen haben. Sie müssen doch sehen, dass in Ihrem Ort einiges nicht mit rechten Dingen zugeht. Hier gibt es ein Geheimnis, ein Geschehen aus der Vergangenheit, unter dem Sie alle leiden. Da sollten Sie endlich Schluss machen mit dem großen Schweigen. Es kann nur besser werden.«
    Die Gäste gaben keine Antwort. Es war möglich, dass sie in sich gingen, aber sie sagten nichts zu Harry. Sie flüsterten untereinander, doch die Normalität kehrte noch nicht zurück.
    Ich sah, dass die Blicke der Gäste auf uns gerichtet waren und war ebenso wie Glenda nur ein stummer Beobachter. Das hier war Harrys Spiel, und er wartete. Seinen Blick hatte er nicht zur Seite gerichtet. Nach wie vor schaute er den hinter der Theke stehenden Mann an, der einen recht nervösen Eindruck machte.
    »Nun…?«
    Dieter Schwarz senkte den Kopf. »Ich kann Ihnen da auch nicht viel zu sagen. Meine Mutter führt ihr eigenes Leben. Ihr gehört die Pension, ich helfe hier mit, aber sie hatte auch ein Privatleben. Mit der Vergangenheit habe ich nichts zu tun. Außerdem bin ich zu jung.«
    »Sie wissen also nichts von einer Zigeunerin, die Vera Monössy hieß?«, erkundigte ich mich.
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Oder… ja.«
    »Was denn nun?«
    »Ich… ähm … es ist eine alte Geschichte. Den Namen habe ich schon mal gehört, das ist alles.«
    Glenda stieß mich an. »Ich glaube ihm«, flüsterte sie mir zu. »Aber frag doch mal die anderen Gäste hier. Es sind auch ältere Personen darunter. Unter Umständen wissen sie etwas.«
    Harry hatte sie gehört. Er wollte eine Frage stellen, als sich die Dinge änderten.
    Wie auf ein Stichwort hin wurde die Tür geöffnet, und diesmal betrat nicht nur eine Person die Gaststätte, sondern gleich mehrere.
    Fünf… nein, sechs ältere Menschen drängten sich durch die Eingangstür, und unter ihnen befand sich auch Helene Schwarz!
    ***
    Sie hatten ihren Auftritt, doch der war alles andere als glorreich. Es gab keinen Gast, der sich nicht umgedreht hätte, um die Neuankömmlinge anzuschauen. Die Leute spürten das Andere, das diese Gruppe mitbrachte und das für eine gewisse Spannung sorgte.
    Auch wir an der Theke sprachen nicht mehr. Aber Harry lächelte kalt und nickte vor sich hin. Er kannte die Gruppe. Es waren die Menschen, die ihn hatten aufhalten wollen.
    Ältere Leute. Drei Frauen, drei Manner. Und sie machten alles andere als einen zufriedenen Eindruck. Ihre blassen Gesichter waren starr. Blutleer die Lippen, die Blicke fast ohne Emotionen. Sie verteilten sich auf die Tische, während Helene Schwarz auf die Theke zuging. Das tat sie mit schleifenden Schritten, und sie schaute dabei auf ihren Sohn.
    Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie sich um Harry kümmern würde. Der war nicht interessant. Auch wir ließen sie zunächst in Ruhe.
    Ich versuchte, die alten Leute einzuschätzen. Ich hätte gern erfahren, welche Gefühle sie geleitet hatten. Beim genauen Hinschauen kam ich zu dem Ergebnis, dass sie von einer gewissen Angst getrieben wurden.
    Vor der Theke blieb Helene Schwarz stehen. Sie sah ihrem Sohn ins Gesicht. Von uns nahm sie weiterhin keine Notiz, obwohl wir in der Nähe standen.
    Dieter Schwarz war ziemlich durcheinander, das war ihm anzusehen. Er leckte über seine Lippen und flüsterte mit heiser klingender Stimme: »Hallo Mutter.«
    »Ich bin wieder hier.«
    Eine seltsame Antwort. Die Frau schien etwas neben der Wirklichkeit zu stehen. Dass Harry Stahl fast in ihrer Reichweite stand, kümmerte sie nicht. Mit beiden Händen umklammerte sie den Handlauf vor dem Tresen.
    Auch Dieter Schwarz wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Aber er musste etwas sagen und behandelte seine Mutter wie einen normalen Gast, was der reinen Verlegenheit
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