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1403 - Schrei aus dem Dunkel

1403 - Schrei aus dem Dunkel

Titel: 1403 - Schrei aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
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hineinführte, sich dann aber öffnete und übergangslos in ein Zimmer mündete. Hinzu kam die Treppe an der rechten Seite, die mit einem hölzernen Geländer versehen war.
    War Eberle wirklich nicht im Haus?
    So recht vorstellen konnte Harry sich das nicht. Wohin sollte er in dieser Nacht noch gelaufen sein? Bestimmt nicht wieder zum Tunnel, um dort eigene Nachforschungen anzustellen.
    Der erste Weg führte ihn durch den Flur in das Zimmer. Er gab sich auch keine Mühe, die Schrittgeräusche zu dämpfen. Karl Eberle sollte wissen, dass jemand sein Haus betreten hatte.
    Das Zimmer war schnell erreicht. Hier wurde der Holzfußboden von einem dünnen Teppich bedeckt.
    Ein schneller Blick über die Einrichtung hinweg. Man konnte sie als alt oder sogar antik bezeichnen. Besonders die mit Büchern voll gestopfte Regalwand, die bis zur Decke reichte.
    Der Raum hatte auch einen Mittelpunkt. Er war ein viereckiger Tisch, der die Funktion eines Schreibtisches einnahm. Er war recht beladen. Hinzu kam die alte Ölleuchte aus Messing. Das Licht wurde nicht von einer brennbaren Flüssigkeit gespeist, sondern von einer normalen Birne, die ihren honigfarbenen Schein verbreitete.
    Vor dem Schreibtisch saß Karl Eberle. Er hätte Harry eigentlich sehen müssen, weil er mit dem Gesicht zu ihm gewandt saß. Er sah ihn trotzdem nicht, denn sein Oberkörper war nach vorn gesunken wie auch der Kopf. Mit dem Gesicht lag er auf einem aufgeschlagenen Buch und rührte sich nicht mehr.
    In Harrys Magenumgebung zog sich etwas zusammen. So wie der Mann dort lag, konnte er durchaus tot sein, und genau dieser Gedanke jagte ihm einen gehörigen Schrecken ein.
    Harry Stahl überstürzte nichts. Er zog nur den Reißverschluss seiner Jacke auf. Dann ging er auf die Gestalt zu. Ansonsten tat er nichts. Er schaute nur auf den alten Mann, weil er herausfinden wollte, ob er noch atmete oder sich leicht bewegte.
    Als er dann neben ihm stand, tippte er ihm auf die rechte Schulter.
    Karl Eberle zuckte leicht zusammen.
    Ein Stein fiel Harry vom Herzen. Er hatte es nicht mit einem Toten zu tun, denn die reagieren nicht mehr.
    »Herr Eberle…«
    Keine Reaktion.
    Harry ließ seinen Blick über die Schreibtischplatte gleiten. Er sah noch einige Unterlagen wie alte Landkarten, die wahrscheinlich einen Ausschnitt dieser Gegend zeigten. Wenn das zutraf, dann hatte Karl Eberle irgendetwas gesucht.
    Dann die erneute Ansprache. Diesmal lauter und auch genauer.
    »Bitte, Herr Eberle, ich bin es. Harry Stahl.«
    Wieder musste er warten, aber die Reaktion ließ ihn hoffen. Karl Eberle stöhnte auf, hob den Kopf leicht an und schüttelte ihn, als wollte er wach werden.
    »Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben. Ich bin gekommen, um mit Ihnen zu reden.«
    Der Heimatforscher stöhnte auf. Dann zuckten seine Arme, bevor er sie anwinkelte und es schaffte, sich mit dem Händen aufzustützen. So kam er langsam in die Höhe, wobei er immer noch stöhnte.
    Harry trat einen Schritt zurück und baute sich an der anderen Seite des Schreibtisches auf. So konnte er Karl ins Gesicht schauen, der den Kopf aber noch nicht ganz erhoben hatte. Nach einer letzten Bewegung hatte er es geschafft.
    Harry wollte etwas sagen, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er in die Augen des Mannes schaute.
    Selten in seinem Leben hatte er eine so große Angst in einem Blick erlebt. Karl Eberle musste Schreckliches hinter sich haben. Ein Erlebnis, das ihn geprägt hatte.
    Stahl wollte ihn ansprechen. Ihm fielen leider nur die üblichen Floskeln ein. Da kam er sich schon blöd vor, aber er wollte auch nicht schweigen und fragte: »Was ist passiert, Herr Eberle?«
    Karl hatte ihn verstanden. Der unstete Blick blieb weiterhin bestehen, und er schüttelte einige Male den Kopf. Dabei schaute er sich zur Seite hin um, ob dort nicht irgendwelche Gefahren lauerten, aber sie waren nicht da. Sie waren allein im Haus.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    Ein rau gesprochenes »Ja« war die Antwort.
    »Und? Können Sie eine Antwort geben?«
    Das konnte der Mann, nur nicht sofort. Oder er wollte es auch nicht, denn er schaute sich im Raum um, als suchte er nach etwas Bestimmtem. Als er nichts sah, da richtete er sich auf und drückte seinen Rücken gegen die Lehne.
    »Ich warte noch immer auf eine Antwort, Herr Eberle.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Hier ist doch was passiert – oder?«
    Eberle nickte langsam. Die Angst war jetzt aus seinem Gesicht verschwunden, der Blick schien nach innen gerichtet zu sein,
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