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1403 - Schrei aus dem Dunkel

1403 - Schrei aus dem Dunkel

Titel: 1403 - Schrei aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
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durchaus verstanden, dass die Antwort nicht sehr überzeugend geklungen hatte, und fragte deshalb:
    »Wissen Sie wirklich nicht, wohin die Menschen verschwunden sein könnten?«
    »Wenn ich das wüsste, Herr Stahl, wäre ich die große Heldin. Aber es gibt Gerüchte.«
    »Welcher Art?«
    »Hat Karl Eberle nicht mit Ihnen darüber gesprochen?«
    »Nein.« Bei der nächsten Antwort log Harry ein wenig. »Außerdem habe ich ihn als Anhalter mitgenommen.«
    »Er hätte es Ihnen sagen können.«
    »Tja, hat er aber nicht.«
    Die Frau senkte den Kopf. »Ich weiß auch nicht, was ich da genau sagen soll, Herr Stahl, aber der Berg, durch den die Autobahn führt, der wurde und wird noch von den Einheimischen, die sich auskennen, Teufelsberg genannt.«
    »Das habe ich nicht gewusst.«
    Helene Schwarz hob nur die Schultern.
    »Und warum wurde er so genannt?«
    »Ich kenne den genauen Grund nicht. Es ist aber so. Hin und wieder hat man schreckliche Schreie aus dem Berg gehört, erzählt man sich. Es sollen die Schreie der Seelen sein. Sie finden keine Ruhe und gehören den Menschen, die früher geopfert wurden.«
    »Dann hat man sie getötet?«
    »Ja, darauf wird es wohl hinauslaufen. Es war nicht immer alles nett, was in der Vergangenheit passiert ist, das können Sie mir glauben, Herr Stahl. Und jetzt…«
    »Geschieht es wieder.«
    Helene Schwarz schaute Harry starr an. »Wenn Sie die Verschwundenen damit meinen, kann ich weder verneinen noch bejahen. Aber man macht sich schon seine Gedanken.«
    »Das kann ich mir denken. Und wie haben die Polizisten darauf reagiert, als das Thema angesprochen wurde?«
    Beinahe böse blickte die Wirtin Harry ins Gesicht. »Glauben Sie denn, dass jemand von uns mit der Polizei darüber gesprochen hat? Nein, auf keinen Fall. Wir wollten uns doch nicht lächerlich machen. Die hätten uns als Hinterwäldler angesehen, die nicht alle Tassen im Schrank haben. Da muss man schon anders denken und handeln. So etwas behält man für sich. Da kann man sich dann später auch nicht blamieren.«
    »So gesehen haben Sie Recht. Aber Sie meinen, dass die Fahrer der Autos Opfer des Teufelsbergs geworden sind?«
    »Dazu sage ich nichts, Herr Stahl. Da müssen Sie sich schon selbst ein Bild machen.«
    »Das werde ich auch.«
    Die Antwort war ihm mehr herausgerutscht, aber Helene Schwarz war auf Zack.
    »He, Sie interessiert das wohl alles sehr, nicht wahr?«
    »Nun ja, ich habe davon gehört.« Harry hob die Schultern und zeigte ein schmales Lächeln.
    »Klar, das haben Sie. Und jetzt sind Sie dabei, neugierig zu werden, um herauszufinden, was wirklich dahinter steckt. Sie habe mich ja ganz schön ausgefragt.«
    »Moment. Ich wollte nur einen kleinen Spaziergang vor dem Schlafengehen unternehmen, das ist alles. Also kommen Sie mir nicht damit, dass ich Sie ausgehorcht habe.«
    »So richtig nicht.« Frau Schwarz bekam einen roten Kopf. »Aber ich weiß jetzt, dass Sie nicht zufällig zu uns gekommen sind. Es fällt mir schwer zu glauben, dass Sie nur auf der Durchreise sind. Da steckt doch bestimmt etwas anderes dahinter.«
    »Ja, Neugierde. Was dachten Sie denn?«
    »Hm.« Sie legte einen Finger gegen die Nase. »Dass Sie vielleicht ein Detektiv sind?«
    »Nein, nein, das bin ich wirklich nicht. Ich kann jedoch bestätigen, dass ich Interesse an diesem Fall habe. Das müssen Sie mir schon zugestehen, Frau Schwarz.«
    Sie nickte langsam. »Tja, dann sehen Sie sich vor, Herr Stahl. Es kann manchmal sehr gefährlich sein, wenn man sich mit Dingen beschäftigt, die besser begraben bleiben.«
    »Und welche wären das?«
    Die Wirtin richtete sich auf. »Tut mir Leid, aber ich möchte auch ins Bett, denn ich bin mit meiner Arbeit hier durch. Ihr Zimmerschlüssel passt auch zum Seiteneingang.«
    »Danke.«
    Frau Schwarz sagte nichts mehr. Sie fing wieder an, auf der Theke zu putzen. Die Tür war noch nicht abgeschlossen, und so konnte Harry die Gaststätte verlassen.
    ***
    Draußen blieb er stehen, und er merkte schon bald, dass es hier nur eine Macht gab, die herrschte. Es war die Kälte. Man konnte sie als allumfassend bezeichnen. Sie war wie eine Glocke, die sich über das Land gelegt hatte, und sie erstickte jedes andere Geräusch in der Nähe. Selbst die nahe Autobahn war nicht zu hören. Wahrscheinlich stand der Wind auch günstig.
    Er hatte der Wirtin von einem kleinen Gang durch die Nacht berichtet, und dabei wollte Harry auch bleiben. Sein Auto war von einer körnigen Eisschicht bedeckt, und jetzt waren auch
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