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1403 - Schrei aus dem Dunkel

1403 - Schrei aus dem Dunkel

Titel: 1403 - Schrei aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
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Herr Stahl?«
    »Ja, das will ich.«
    »Und Sie haben keine Angst?«
    Harry lächelte schmal. »Natürlich habe auch ich meine Bedenken, aber ich bin gekommen, um den Fall aufzuklären, Herr Eberle. Das muss ich ihnen sagen.«
    »Ah ja«, flüsterte der Mann zurück. »Das habe ich mir beinahe gedacht. Ihr Interesse war ja ungewöhnlich. Sind Sie so etwas wie ein Parapsychologe?«
    »Nein, das bin ich nicht. Ich kümmere mich nur um Fälle, die aus dem Rahmen fallen.«
    »Verstehe, ja, verstehe.«
    »Gut, dann lasse ich Sie jetzt in Ruhe. Aber ich habe trotzdem noch eine Frage.«
    »Bitte, die werde ich Ihnen beantworten, wenn ich kann.«
    »Das können Sie bestimmt. Warum gibt es hier in ihrem Ort keine Kirche?«
    Hatte Karl Eberle bisher immer geantwortet, so saß er jetzt auf seinem Stuhl und schwieg. Nicht nur sein Schweigen deutete auf Abwehr hin, auch sein gesamtes Verhalten, denn er hob die Arme an und verschränkte sie vor seiner Brust.
    »Nichts?«
    »Bitte, Herr Stahl, gehen Sie! Ich möchte wirklich, dass Sie mein Haus verlassen.«
    »Ist die Antwort so schlimm?«
    »Ja und nein. Man wollte eben hier im Ort keine Kirche haben. Mehr kann ich Ihnen nicht sägen.«
    »Wer wollte das nicht?«
    »Die Menschen selbstverständlich.«
    »Und welchen Grund hatten sie?«
    »Tut mir Leid, das weiß ich nicht. Ich kenne das Dorf eben nur ohne Kirche.«
    »Hat man sie gehasst?«
    »Gehen Sie!«
    Das tat Harry nicht. Er beugte sich vor. »Haben die Menschen deshalb keine Kirche gebaut, weil es die andere Seite nicht wollte, wenn Sie verstehen?«
    Eberle wischte über seine Lippen. »Welche andere Seite meinen Sie denn?«
    »Die des Bösen.«
    Eberle schloss die Augen. Schweiß stand auf seiner Stirn. Es war plötzlich sehr still geworden, sodass beide Männer das Summen der Heizung hörten.
    »Oder der Teufel?«
    Nach dieser Frage zuckte der Heimatforscher zusammen, als hätte er einen Schlag in den Nacken bekommen. Danach schüttelte er den Kopf und drehte sich demonstrativ zur Seite.
    »Ich habe verstanden«, erklärte Harry. »Ich habe Sie sehr gut verstanden, und ich werde Sie auch nicht weiterhin in Schwierigkeiten bringen. Aber es kann sein, dass ich morgen noch mal auf Sie zurückkommen muss.«
    »Falls Sie den nächsten Tag erleben.«
    »Das werde ich schon.«
    Harry Stahl sagte nichts mehr. Er wollte den Heimatforscher nicht noch länger quälen, deshalb drehte er sich auf dem Absatz um und nahm den Weg zur Tür.
    Er schaute sich nicht mehr um, obwohl er ahnte, dass Eberles Blicke auf seinen Rücken gerichtet waren. Er zog die Tür auf und schaute dabei auf seine Uhr.
    Die erste Morgenstunde war längst angebrochen, und er hatte das Gefühl, dass die Kälte noch mehr biss. Als er die ersten Atemzüge tat, kratzte es in seiner Kehle.
    Die Haustür fiel hinter ihm zu. Danach ging Harry bis zum Zaun weiter, blieb dort stehen und dachte darüber nach, wie es weitergehen sollte.
    Er wusste es im Moment nicht. Seine Fragen waren leider nicht beantwortet worden, aber er hatte eine Schwachstelle erwischt, denn die Frage nach der nicht vorhandenen Kirche hatte den Heimatforscher schon aufgewühlt.
    Er wusste Bescheid, und es konnte durchaus sein, dass die Menschen im Ort ebenfalls informiert waren, aber nichts taten, weil sie einfach nur Angst hatten.
    Wie stark und prägnant mussten die Ereignisse der Vergangenheit gewesen sein, dass sie bis in die Zukunft hineinschwangen!
    Die Antwort würde er sich holen.
    Im nächsten Moment aber wurde er aus seinen Gedanken gerissen, denn urplötzlich erwischte ihn der verdammte Schrei mitten in seinem Kopf…
    ENDE des ersten Teils
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