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1403 - Schrei aus dem Dunkel

1403 - Schrei aus dem Dunkel

Titel: 1403 - Schrei aus dem Dunkel
Autoren: Jason Dark
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und beim Sprechen bewegte er seine Lippen kaum, die in seinem Bartgestrüpp nur schlecht zu erkennen waren.
    »Sie waren hier«, flüsterte er.
    »Wer?«, ragte Harry.
    »Die Toten…«
    Harry Stahl hatte den Mann zum Reden gebracht. Er hatte die Antwort auch sehr deutlich gehört, aber er gab keine Antwort darauf.
    »Die Toten?«, fragte er flüsternd.
    »Ja, sie.«
    »Welche Toten?«
    Eberle atmete aus. »Die – die vier Männer, die in ihren Autos verbrannt sind.«
    »Und die waren hier?«
    »Ja, ich habe sie gesehen. Sie kamen zu mir. Ich weiß nicht, was sie wollten, aber die waren plötzlich da, einfach so.«
    Harry verbiss sich das Lächeln. »Und wie sind sie in Ihr Haus gekommen?«
    »Hm…«
    »Bitte…«
    Eberle winkte ab. »Ich wage es kaum zu sagen, Herr Stahl. Sie werden mich bestimmt auslachen, aber…«
    »Nein, nein, ich lache Sie nicht aus.«
    Er ballte seine Hände. »Sie waren da. Ja, sie waren einfach da.« Er drehte zuerst den Kopf und dann seinen Körper. »Hier im Zimmer habe ich sie gesehen, und sie sind bestimmt nicht durch die Tür gekommen, das können Sie mir glauben.«
    »Sondern?«
    Er streckte jetzt beide Arme aus und bewegte sie. »Durch die Mauern«, flüsterte er. »Sie kamen durch die Mauern. Von vier verschiedenen Seiten.«
    »Und es waren die Personen, die in ihren Autos verbrannt sind?«, hakte Harry nach.
    »Ja!«
    »Sind Sie sicher?«
    Er öffnete den Mund und schrie die Antwort hinaus. »Ja, verdammt, ja! Ich bin mir sicher. Ich habe sie doch gesehen! Sie schlichen herein und haben mich umringt.«
    »Aber sie haben Ihnen nichts getan – oder?«
    »Nein, das haben sie nicht. Sie kreisten mich nur ein. Sie waren plötzlich da, und ich habe das alles nicht fassen können. Verdammt, ich bekomme Besuch von Menschen, die tot sind! Überlegen Sie mal! Mich haben Tote besucht!«
    »Und die Schreie?«
    Eberle zögerte mit der Antwort. »Ja, die Schreie«, flüsterte er dann, »die habe ich nicht gehört. Aber es reicht aus, dass ich die vier Gestalten gesehen habe.«
    »Was wollten sie von Ihnen?«
    Der Mund des Mannes blieb offen, als er den Kopf schüttelte. »Ja, was wollten sie? Ich glaube, sie – sie – wollten mich warnen. Ich sollte nicht mehr weitermachen.« Er schabte über seinen Bart und deutete dann auf die Unterlagen. »Da, schauen Sie. Ich habe mir alte Karten herausgesucht, um gewisse Dinge zu erforschen.«
    »Welche?«
    »Gebiete und Plätze, die in der Vergangenheit eine Rolle gespielt haben.«
    »Aus dieser Gegend?«
    »Genau das. Aus dieser Gegend. Das ist für mich alles gar nicht richtig zu fassen. Aber ich weiß, dass sie stark sind, verdammt stark sogar. Stärker als wir Menschen. Das sind die Toten immer, wenn sie noch leben. Haben sie dann nicht einen bestimmten Namen?«
    »Ja, man nennt sie Zombies.«
    »Genau, der fiel mir nicht ein.«
    »Und weiter? Was wollten sie noch von Ihnen?«
    Er blickte für einen Moment ins Leere und gab erst dann mit leiser Stimme die Antwort. »Sie haben verlangt, dass ich nicht weitermache. Verstehen Sie das?«
    »Nicht ganz. Womit sollen Sie nicht weitermachen?«
    »Mit meinen Nachforschungen, Herr Stahl. Ich scheine auf dem richtigen Weg zu sein. Ja, ich bin dem Bösen auf der Spur, mehr kann ich Ihnen nicht sagen.« Er nickte vor sich hin. »Sie sind den Weg in die Hölle gegangen, und ich bin ihnen auf die Spur gekommen. So leicht ist das. Aber ich habe mich überschätzt.«
    »Und jetzt?«
    Der Mann lachte. »Was fragen Sie? Ich werde aufgeben, Herr Stahl. Einfach aufgeben.«
    »So leicht?«
    Karl Eberle wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte. Er schnappte nach Luft; schüttelte den Kopf und flüsterte: »Wie hätten Sie wohl reagiert, wenn Ihnen das Gleiche widerfahren wäre? Können Sie mir das sagen?«
    »Nein.«
    »Das habe ich mir gedacht. Ein Mensch kann nicht so mutig sein und sich gegen eine Gruppe von Toten stellen, die trotzdem irgendwie noch am Leben sind. Das ist unmöglich. Das schafft keiner, und ich denke, dass es auch bei Ihnen der Fall ist.«
    »Ja, da mögen Sie Recht haben, Herr Eberle.«
    »Ich habe Recht, das weiß ich. Und ich werde mich hüten, noch weiter in der Vergangenheit herumzuwühlen.« Er schlug zweimal mit der flachen Hand auf den Tisch.
    »Das sollen Sie auch nicht, wenn Sie Furcht haben«, sagte Harry.
    »Ich würde es nie verlangen. Aber was für Sie gilt, das gilt wohl nicht für mich, denke ich mal.«
    »Ach.« Er holte schnaufend Luft. »Sie wollen also weitermachen,
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