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14 - Der große Krieg

14 - Der große Krieg

Titel: 14 - Der große Krieg
Autoren: Oliver Janz
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Hausen aufDinant vor. Der rasche Transport und die Versorgung einer so großen Zahl von Soldaten stellte eine enorme logistische Anstrengung dar. So überquerten in den ersten Augustwochen über 2

000 Züge im Abstand von nur zehn Minuten in Köln die Hohenzollernbrücke über den Rhein. Am 18. August war der deutsche Übergang über die Maas abgeschlossen, mit nur zwei Tagen Verspätung gegenüber den Planungen des deutschen Generalstabs. Am 20. August erreichten die drei deutschen Armeen Dinant, Namur und Brüssel. Die von König Albert befehligten belgischen Truppen zogen sich nach Antwerpen zurück. Am 23. August kapitulierten die Festungen von Namur und Givet. 5
    Während die Deutschen sich noch an Lüttich die Zähne ausbissen, gingen die Franzosen am 14. und 15. August mit ihrer 1. und 2. Armee in Lothringen und in den Vogesen ihren Plänen entsprechend zum Angriff über. Dies war der Beginn der sogenannten Grenzschlachten, die etwa zehn Tage dauern sollten. Die Franzosen konnten zwar relativ rasch bis Morhange und Sarrebourg vorrücken, wurden aber bald von den Deutschen wieder zum Rückzug gezwungen. Nach wenigen Tagen standen beide Seiten wieder nahe ihrer Ausgangspositionen an der deutsch-französischen Grenze, wo die Kämpfe fortgesetzt wurden, ohne dass eine Seite größere Geländegewinne verbuchen konnte. Die Verluste waren jedoch enorm. Beide Seiten hatten 200

000 Tote oder Verwundete zu beklagen. Am 23. August begann Joffre große Teile der 1. und 2. Armee nach Norden abzuziehen, um den drohenden Einmarsch des Gegners abzuwehren. Dadurch flauten die Kämpfe in Lothringen und im Elsass immer weiter ab. Auch in den Ardennen, wo die 3. und 4. Armee am 21. August mit 350

000 Mann zum Angriff überging, scheiterte die französische Offensive völlig. Die Angreifer erlitten im Feuer der deutschen Artillerie und Maschinengewehre so hohe Verluste, dass sie sich hinter die Maas zurückziehen mussten. 200

000 Mann waren gefallen, verwundet oder in Gefangenschaft geraten. Am härtesten traf es das Kolonialkorps der 4. Armee, das am 22. August bei Neufchâteau 11

000 seiner 17

000 Soldaten verlor. 6
    Inzwischen war die 5. französische Armee unter Lanrezac in den Bogen von Sambre und Maas bis Charleroi und Namur vorgerückt. Dort wurde sie zwischen dem 21. und 23. August beinahe von der 2. und der 3. deutschen Armee eingekreist und musste sich rasch wieder in Richtung französische Grenze zurückziehen. Die Einkreisung scheiterte auch daran, dass Prinz Albrecht von Württemberg, der Kommandeur der 4. Armee, den Befehl der Obersten Heeresleitung missachtete, vier Divisionen zum Angriff auf die rechte Flanke derFranzosen abzustellen. Das britische Expeditionskorps hatte sich mittlerweile bei Maubeuge gesammelt und rückte von dort auf Mons vor. Hier traf es am 23. August auf die 1. deutsche Armee unter Alexander von Kluck. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte traten sich Deutsche und Briten als Gegner gegenüber. Die Deutschen konnten trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit die beiden britischen Korps erst nach mehreren verlustreichen Angriffen zum Rückzug zwingen. Auch die Briten hatten an diesem Tag mit 1

600 Mann beträchtliche Verluste zu verzeichnen. Die Deutschen setzten rasch nach und brachten den Briten bei Landrecies und Le Cateau am 25. und 26. August weitere schwere Verluste bei, ohne sie jedoch einkreisen zu können. Die Niederlagen unterminierte die Moral der britischen Soldaten, und es kam zu zahlreichen Desertionen. Sir John French war kurz davor, sich nach Le Havre zurückzuziehen, wo das Expeditionskorps im schlimmsten Fall evakuiert werden konnte, suchte dann aber doch den Schulterschluss mit der 5. französischen Armee, nachdem Kriegsminister Lord Kitchener ihn persönlich in Frankreich aufgesucht und von seinen Rückzugsplänen abgebracht hatte. 7
Aus Deutschen werden Hunnen
    Während des deutschen Vormarschs kam es zu massiven Übergriffen gegen die Bevölkerung. In den ersten Wochen des Krieges wurden 5

521 belgische und 906 französische Zivilisten von deutschen Soldaten vorsätzlich getötet. Die Weigerung Brüssels, freien Durchzug nach Frankreich zu gewähren, löste im deutschen Militär Verärgerung aus, obwohl die Invasion des Landes einen klaren Bruch des Völkerrechts darstellte, wie Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg freimütig zugegeben hatte. 8 Seitdem sie gleich nach dem Grenzübertritt bei Lüttich auf starke Gegenwehr gestoßen waren,
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