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14 - Der große Krieg

14 - Der große Krieg

Titel: 14 - Der große Krieg
Autoren: Oliver Janz
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Fall geplant, dass sich die französischen Truppen so weit zurückziehen würden. Auch scheint Schlieffen selbst keineswegs fest davon ausgegangen zu sein, den Feind durch einen Umfassungsangriff in kurzer Zeit definitiv schlagen zu können. Für Moltke, der Schlieffen 1906 als Generalstabschef ablöste, scheint dies erst recht gegolten zu haben; Tatsache ist jedoch auch, dass Moltke an der Kernidee Schlieffens festhielt, den französischen Festungsgürtel zwischen Verdun und Belfort mit starken Kräften durch Belgien und Luxemburg zu umgehen, den Gegner auf diese Weise zur offenen Schlacht zu zwingen und ihm so starke Verluste beizubringen, dass ein Teil der deutschen Kräfte innerhalb von etwa vierzig Tagen in den Osten verlegt werden konnte. 2
    Auch der französische Generalstab unter Joseph Joffre richtete sein Augenmerk auf die Offensive. Der sogenannte »Plan 17« sah eine Konzentration der Kräfte an der deutsch-französischen Grenze vor. Das Nahziel war die Wiedergewinnung der 1871 verlorenen Provinzen Elsass und Lothringen. Die 1. Armee sollte von Epinal nach Karlsruhe, die 2. von Nancy auf Saarbrücken und die 3. von Verdun in Richtung Kaiserslautern vorrücken. Wie es von dort weitergehen sollte, darüber bestanden keine klaren Vorstellungen. Überhaupt beruhte der Plan auf fundamentalen Fehleinschätzungen. Die Franzosen gingen davon aus, dass die Deutschen wie sie selbst nur einen Teil ihrer Reserven ins Feld werfen würden. So rechnete man mit einem Einmarsch von allenfalls 26 feindlichen Divisionen in Belgien statt 34 Divisionen, die tatsächlich eingesetzt wurden. Dementsprechend erwartete man ihren Angriff auch nur östlich der Maas, also am südlichsten Abschnitt der französischen Grenze zu Belgien. Hier sollten die Deutschen von der 5. Armee aufgehalten werden. Südlich von ihr marschierte die 4. Armee auf, um sich entweder dem eigenen Angriff auf das nördliche Lothringen anzuschließen oder die deutsche Attacke aus dem südlichen Belgien abzuwehren. So konzentrierte die französische Armeeführung fast alle ihre Kräfte zwischen Epinal und der Maas. Die 175 Kilometer lange französische Grenze und potenzielle Front zwischen der Maas und der Kanalküste hingegen wurde völlig ungedeckt gelassen. 3 Hier kam lediglich das bloß vier Divisionen starke britische Expeditionskorps zum Einsatz, das Mitte August bei Maubeuge in Stellung ging. Der französische Aufmarsch kam also Berlins Plan einer Umfassung von Nordosten her entgegen, denn er konzentrierte fast alle Kräfte dort, wo die Deutschen nicht angreifen wollten, womit er gleichzeitig für ein deutliches Übergewicht von deren rechtem Flügel sorgte. Die Aufstellung der französischen Truppen hätte für die Deutschen nicht günstiger ausfallen können. 4
    Am 4. August begann der deutsche Einmarsch in Belgien, kam jedoch schon bald vor Lüttich zum Stehen, wo zwölf starke Forts das Tal der Maas und den Zugang zur belgischen Tiefebene versperrten. Die Belgier hatten die Garnison mit einer Division verstärkt; eine weitere Division war in der Festung Namur stationiert worden. Der Rest des kleinen belgischen Heeres stand an der Gette im Landesinneren, um den Deutschen den Weg nach Brüssel zu versperren, oder noch weiter im Westen. Mit so starkem Widerstand bei Lüttich hatte die Heeresleitung nicht gerechnet. Die Stadt selbst konnte zwar rasch eingenommen werden, aber die Angriffe auf den Festungsgürtel blieben zunächst erfolglos. Das änderte sich erst mit dem Auffahren von schwerer Artillerie, darunter 420-mm-Mörser von Krupp (umgangssprachlich »Dicke Bertha« genannt) und von den Österreichern ausgeliehene 305-mm-Skoda-Haubitzen. Bis zum 13. August konnten fünf Forts zur Kapitulation gezwungen werden. Zwei Tage später am Nachmittag durchschlug eine über 800 Kilogramm schwere Granate der Dicken Bertha das Zentralmassiv von Fort Loncin und detonierte in der rechten Pulverkammer. Die gewaltige Explosion zerstörte die Festung fast völlig, wobei 350 der 550 Mann umfassenden der Besatzung ums Leben kamen. Ihre sterblichen Überreste liegen bis heute unter den Trümmern begraben.
    Auch wenn die restlichen Forts erst einige Tage später kapitulierten, war die Bresche im Festungsgürtel von Lüttich nun breit genug. Die beiden deutschen Armeen unter von Kluck und von Bülow, die sich am Flaschenhals von Lüttich gestaut hatten, konnten nun mit ihren 580

000 Mann in Belgien einmarschieren. Südlich davon rückte die 3. deutsche Armee unter
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