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1398 - Tänzer, Tod und Teufel

1398 - Tänzer, Tod und Teufel

Titel: 1398 - Tänzer, Tod und Teufel
Autoren: Jason Dark
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mieten konnte. Entweder für einige Tage oder für Wochen. Es kam darauf an, wie lange man in London zu tun hatte. Derartige Wohnungen waren besonders für Geschäftsleute interessant, die in der Stadt zu tun hatten.
    Es gab die Wohnungen in den unterschiedlichsten Größen. Für Azer war eine der kleineren gemietet worden. Wohn- und Schlafraum, hinzu kam ein Bad.
    Er hatte seinen Auftrag erledigt, er hatte sich geduscht, er hatte sich zum Schlafen hingelegt, wobei ihm zwei Stunden ausreichten, und er trat nun vor den Spiegel, um sich seinen nackten Körper in allen Einzelheiten anzuschauen.
    Er war mit ihm hochzufrieden. Wenn er ihn hätte beschreiben sollen, dann wäre ihm nur ein Wort eingefallen.
    Perfekt!
    So perfekt wie der Körper eines Gottes. Mehr konnte er nicht dazu sagen. Selbst die Götter konnten ihn nicht übertreffen, und genau das machte ihn so stark und glücklich.
    Kein Fett, keine Falten. Eine perfekte und auch wunderbare Haut.
    Er war das Abbild eines Menschen, wie ihn die Griechen schon gemocht hatten. Sehr männliche und auch harte Gesichtszüge. Ein Mund mit breiten Lippen, die aufeinander lagen. Augen, die sich tief in die Höhlen zurückgezogen hatten, die männliche Nase, die Muskeln am Hals, an den Oberarmen und an den Beinen. Hinzu kam der flache Bauch und die breiten Schultern.
    Er war ein Mann – nein, er war ein Gott!
    Immer wieder durchzuckte dieser Gedanke seinen Kopf. So wie er aussah, musste er einfach ein Gott sein. So hatten auch die Götter damals ausgesehen, die noch in Stein gehauen und mit Lehm modelliert in den einsamen Tälern im Osten seiner Heimat zu finden waren.
    Hoch in der Gebirgsregion, wo die Sommer heiß und die Winter eisig waren und wo nur wenig Menschen lebten.
    Es gab kaum jemand, der sich in diese Regionen verirrte. Und wenn, dann waren es Wissende und Suchende.
    So wie er!
    Ja, er hatte den Ruf der Götter vernommen. Er war den beschwerlichen Weg gegangen. Allein und immer das große Ziel vor Augen, denn er fühlte sich hingezogen.
    Er war über einige Höhen gewanderte und hatte Täler durchquert. Er war an versteckte Wasserquellen gelangt, um dort zu trinken. Ernährt hatte er sich von den Früchten, die ihm die Natur bot.
    Er hatte die süßen Feigen gegessen und die kleinen Früchte der Olivenbäume. Es war so wunderbar gewesen, denn er hatte nicht einmal Hunger oder Durst gelitten, denn die Götter wussten, dass er kam, und sie hatten ihre schützenden Hände über ihn gehalten.
    Dann war er an sein Ziel gelangt. Er hatte ein Tal erreicht, fast schon so eng wie eine Schlucht, und dort hatte er sie in Fels gehauen gesehen.
    All die großen Wunder, die mächtigen Gestalten, die vor weit mehr als 2000 Jahren erschaffen worden waren, von einem Volk, das er das wahre Volk nannte.
    Er hatte sich den Göttern hingegeben. Er hatte die Rituale durchgeführt. Mit einem Messer hatte er sich die Wunden zugefügt, den Schmerz bewusst erlebt, um danach das aus den Wunden laufende Blut aufzufangen, um es mit dem rötlichen Staub des Gesteins zu vermischen, denn nur so war es ihm möglich, die Paste herzustellen.
    Erst als dies alles beendet war, hatte er das Gefühl gehabt, richtig zu leben. Da war er aufgeblüht und fühlte sich den noch vor ihm liegenden Aufgaben voll und ganz gewachsen.
    Azer Akasa war nicht mehr zurück in eine Stadt oder ein Dorf gekehrt. Er war zu einem Wanderer geworden, zu einem Asketen, und er hatte in diesem einen Jahr auch die Rituale der Derwische kennen gelernt. Bei ihnen jedoch war er nie lange geblieben, er war und blieb ein Einzelgänger, der seinen Landsleuten die wahre Geschichte über seine Herkunft näher bringen wollte.
    Später hatte Akasa die Scheu vor der großen Stadt verloren. Da war er nach Istanbul gegangen, weil ihn eine innere Stimme dazu getrieben hatte.
    Und dort war er dann auf Chiram getroffen. Sicherlich kein Zufall, bestimmt eine Fügung, und schon beim ersten Zusammentreffen hatten sie festgestellt, dass sie vieles gemeinsam hatten. Auch Chiram war jemand, der nach den wahren Wurzeln seines Volkes suchte, und so hatte er in Azer den perfekten Partner gefunden.
    Tage und Nächte hatten sie in einem einsam gelegenen Haus am Stadtrand zusammengesessen und gesprochen. Sie waren sich dabei immer nähergekommen, und Chiram hatte endlich den perfekten Menschen gefunden, der sich auch für seine Sache einsetzte.
    Chiram hatte von den Feinden gesprochen, die ihn störten, und er hatte sich als der wahre Türke angesehen,
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