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1398 - Tänzer, Tod und Teufel

1398 - Tänzer, Tod und Teufel

Titel: 1398 - Tänzer, Tod und Teufel
Autoren: Jason Dark
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erst mal waren sie froh, dass es sie gab.
    An der langen Theke saßen wir nicht. Wir hatten unseren Platz an einem runden Tisch gefunden, tranken Kaffee und hatten uns dazu etwas Gebäck gekauft. Zwei mit Putenfleisch belegte, neutral schmeckende Croissants. Wobei Suko nichts aß, da Shao ihm am Morgen schon ein gutes Frühstück bereitet hatte.
    Sema Mayek nickte vor sich hin, als sie aß. »Es ist perfekt«, erklärte sie. »Mein Freund Chiram hat wieder einen Nadelstich erhalten. Besser konnte es nicht laufen.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter, John. Ich freue mich eben über die kleinen Siege.«
    »Aber Sie stehen sicherlich auf seiner Liste.«
    Sema musste lachen. »Und ob. Ich befinde mich sogar recht weit oben, aber das stört mich nicht. Mein Traum ist es, ihm die Kanone an den Kopf zu drücken und ihn zu verhaften. Und dann möchte ich das Urteil des Richters hören, wenn er Chiram für Jahre hinter Gitter steckt.« Sie schüttelte den Kopf. »Es wird wohl immer ein Traum bleiben.« Dann ballte sie die linke Hand zur Faust. »Und trotzdem gebe ich nicht auf. Die Hoffnung stirbt immer zuletzt, und die habe ich noch.«
    »Wovon lebte er eigentlich?«, fragte Suko, der einen Schluck Wasser getrunken hatte.
    »Ohhh – nach außen hin ist er ein Geschäftsmann, der seine Steuern zahlt und sich zudem noch als Wohltäter hinstellen lässt. Da kann ihm niemand ans Zeug flicken. Er lebt vom Obsthandel. Wie ich hörte, soll er gewaltige Obstplantagen besitzen, die in verschiedenen Ländern verteilt sind. In der Türkei sowieso und in Deutschland ebenfalls. Das alles kommt zusammen und ist eine perfekte Tarnung. Ich habe den verlogenen Panzer bisher nicht knacken können.« Sie trank von ihrem Kaffee und meinte erneut, dass sie selbst einen besseren zubereiten konnte, aber dann wechselte sie das Thema. »Wieso interessiert ihr euch eigentlich für Chiram? Ist das euer neuer Job?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Uns geht es um eine ganz andere Person. Um den Mörder von Burna.«
    »Den bekommt ihr nie zu fassen. Nie und nimmer.«
    »Warum nicht?«
    »Weil alle hier zusammenhalten und die Angst vor Chiram zu groß ist. Der wird seinen Killer geschickt haben, vielleicht auch zwei, und dann haben sie die Ärmste in die Mangel genommen.«
    Sema schaute mir direkt in die Augen. »Ist sie eigentlich gefoltert worden?« Sie hatte die letzte Frage leiser gestellt, weil sich in der Nähe andere Gäste befanden, die uns zuhören konnten. Ansonsten war es hier recht ruhig, bis auf das Zischen der Kaffeemaschine.
    »Es könnte sein. Obwohl wir zuerst an eine Ritualmord dachten. Käme Chiram dafür auch in Betracht?«
    Sema ließ sich mit der Antwort Zeit und aß den letzten Eest ihres Croissants. »So genau kann ich das nicht sagen, obwohl ich meine, dass er praktisch alles abdeckt. Ihm und seinen Leuten muss man einfach jede Schlechtigkeit zutrauen.«
    »Ein Kollege von uns hat ihr Blut analysieren lassen, und die Fachleute haben etwas entdeckt. Es gab nicht nur ihr Blut, sie haben auch einen anderen Stoff gefunden, einen Farbstoff, wenn ich das mal so sagen darf.«
    »Ach.« Plötzlich war sie ganz Ohr. »Und was für einen genau? Wissen Sie das auch?«
    »Hennarot. Einen Farbstoff, der aus einem Lehm hergestellt wird, den es hier nicht gibt. Dafür in den Mittelmeerländern. Ich denke da besonders an die Türkei.«
    Sema schloss für einen Moment die Augen. »Und die Fachleute haben sich nicht geirrt?«
    »Ich denke nicht.«
    »O nein«, flüsterte sie und wurde blass.
    Suko und ich schauten uns an. Ohne es genau gewusste zu haben, hatten wir ein schlimmes Thema angeschnitten.
    »Was haben Sie?«, fragte mein Freund.
    »Alles, nur das nicht.«
    »Bitte, klären Sie uns auf.«
    »Es ist die Farbe«, sagte sie leise. »Die verdammte Farbe. Gewisse Personen nennen sie auch die Farbe der Götter, weil aus diesem Lehm ihre Gestalten nachmodelliert wurden. Aber nicht hier, sondern tief in unserem Land, im Osten der Türkei. Dort stehen sie in den einsamen Tälern und werden verehrt.«
    »Von wem?«
    Ihr Blick verdüsterte sich. »Von bestimmten Menschen, die sich als Nachfolger ansehen. Sie sind die wahren Türken, die Nachfolger des türkischen Urvolks, das aus den Verbindungen zwischen den Menschen und den Göttern hervorgegangen ist. Es gibt nur wenige von ihnen. Man kennt sie in der Regel nicht. Sie haben auch etwas mit dem Derwisch-Kult zu tun. Derwische sind persische oder türkische Asketen. Wandernde Mönche und mit besonderen
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