Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1397 - Der Sänger und die Mörder

Titel: 1397 - Der Sänger und die Mörder
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
weiterkommen würde. Der Gesang aus der Ferne rückte kein bißchen näher, und sein Verhalten war gewiß nicht im Sinn des Gesandten Benneker Vling. Er mußte Ge-Liang Zutritt gewähren. Allmählich ließ er die Akkorde und Solostimmen des mentalen Orchesters verklingen und öffnete sich dort, wo er die Kartanin am deutlichsten spürte.
    Jetzt bin ich bei dir, Salaam Siin.
    Sie sprach zu ihm, dachte der Meistersinger.
    Das ist nur deshalb möglich, weil du ebenso wie ich über ein starkes psionisches Potential verfügst. Und nicht einmal das würde ausreichen - aber dein Geist ist wie geschaffen zur Kommunikation. Der Körperkontakt tut ein übriges.
    Die geraden, unmelodischen Gedanken schmerzten ihn, aber er war gewillt, den Zustand eine Weile zu ertragen. Mit aller Kraft konzentrierte sich der Ophaler auf den Gesang, der indessen fast an den Rand seiner Wahrnehmungsfähigkeit gerutscht war. Vielleicht störte die Entfernung, vielleicht die ungewöhnliche Struktur, er wußte nicht, woran es lag. Ge-Liang P'uos Anwesenheit schien wenig zu helfen.
    Ich helfe unauffällig, Meistersinger. Jetzt weiß ich, was mit dir los ist. Du hast einen unbewußten Block aufgebaut, etwas war dir unerträglich zuwider, obwohl du es im entscheidenden Augenblick nicht einmal bemerkt hast. Ich beseitige die Sperre in dir.
    Salaam Siin spürte einen stechenden Ruck, irgendwo in den Bereichen unter der Kopfborke, die zu definieren er außerstande war. Wie in Trance richtete er seine Augenknospen auf die Kartanin, die stocksteif neben ihm hockte und ein mattes Zischen von sich gab. Etwas hatte sich verändert, in der Tat...
    Der Gesang schien mit einemmal weit weniger fremd als noch vor wenigen Sekunden. Seine psionische Fülle rückte merklich näher, sosehr Salaam Siin auch instinktiv noch immer davor zurückschrak, und war plötzlich ganz da. Es handelte sich um Hauri. Mindestens zweihundert Hauri sangen das Buch Hexameron, und in ihrem Vortrag lag eine solch mörderische Intensität, daß der Ophaler um ein Haar besinnungslos zusammengebrochen wäre.
    Sie bereiten sich aufs Sterben vor, spürst du es?
    Ja, er spürte es. Der Fanatismus brachte ihn beinahe um den Verstand, bis sich Salaam Siin davon löste und mehr vom eigentlichen Gesang empfing. Am Zweiten Tag wird es keine Sterne und keine Stätten mehr geben, und alles Gestalthafte wird vereinigt sein zu einem Nebel von ungeheurer Dichte, voll glühenden Feuers; denn die Göttin Girratu wird sich all ihrer Kräfte entblößen, um den Prozeß der Vollendung zu beschleunigen. Die Grenzen des Alls werden einander näher rücken, und innerhalb der Grenzen ...
    Das war nicht mehr die Stimme der Kartanin. Salaam Siin erkannte in dem Textfragment einen Ausschnitt aus dem Lied des Zweiten Tages. Aber was hatten die Hauri im Sinn? Die anderen hatten irgendwie Zugang zur Flotte gefunden und bereiteten nun den eigenen Tod vor, auch wenn der Grund vorerst noch unklar blieb.
    Sie mußten die übrigen Schiffe des Galaktischen Expeditionskorps warnen, das wußte der Meistersinger.
    Doch er konnte sich nicht dazu überwinden, den qualvollen Zauber des Augenblicks zu zerbrechen.
    Immer näher rückte er der Kartanin geistig, und am Ende schien es, als habe er die Geistesgaben Ge-Liang-P'uos in sich aufgesogen. Die Verbindung bestand nicht mehr allein auf musikalischpsionischer Basis, sondern er spürte die Gedanken der Hauri.
    Im Verlauf weniger Sekunden kristallisierten sich die Gedanken eines dieser humanoiden Wesen heraus.
    Salaam Siin fand ganz zuoberst in dessen Geist einen Namen: Poster tol Jhiakk. Und gleich darauf erkannte der Meistersinger, worauf es wirklich ankam, denn der Hauri dachte an Mord und Selbstmord gleichermaßen.
    Perry Rhodan und Atlan sollten sterben. Die Jünger des Hexameron hatten drei Juatafu-Raumer hergerichtet und sich nahe genug an die CIMARRON geschlichen, um das Schiff mit einem Feuerschlag zu vernichten. Die beiden Menschen würden keine Chance haben, das begriff Salaam Siin trotz seines Zustands. Er mußte sie warnen.
    Und obwohl das All von ständig wechselndem Gestaltlosem und Gestalthaftem erfüllt sein wird bis zum Bersten, wird selbst das Auge des Herrn Heptamer nichts mehr wahrnehmen. Denn die Vorgänge im All 'des Ersten Tages spielen sich in einem Bereich ab, den selbst die Sinne von Halbgöttern...
    Salaam Siin versuchte, sich aus dem Lied des Ersten Tages zu lösen, doch etwas hielt ihn fest wie zäher Treibsand, in dem sein Geist tiefer versank, je mehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher