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1392 - Der Verfolger

1392 - Der Verfolger

Titel: 1392 - Der Verfolger
Autoren: Jason Dark
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mitbekam. Da war hinter dem Baumstamm kein Platz mehr für ihn.
    Er warf einen schnellen Blick auf den Mann und sah auch Ellen Gabor in seiner Nähe stehen. Sie tat nichts. Sie bewegte sich auch nicht. Sie schien eingefroren zu sein, und ihre Augen zeigten einen staunenden Ausdruck.
    Suko hörte das Zischen der Schlange. Sie war erneut recht nah an ihn heran, und das musste auch so sein, denn die Riemen der Peitsche hatten nur eine begrenzte Länge.
    Das Tier richtete sich auf. Es blähte seinen Kropf und erinnerte an eine Kobra oder an eine Klapperschlange. Wieder hörte Suko das Zischen, eine letzte Warnung vor dem Angriff.
    Sie stieß zu.
    Und Suko schlug!
    Die drei Riemen waren ebenso schnell wie die Schlange, und sie trafen sich auf der Hälfte der Strecke.
    Das entstehende Klatschen war Musik in Sukos Ohren. Er hatte leicht von unten her den Schlag angesetzt, und er sah, dass der Schlangenkörper vom Boden abhob. Das Tier wirbelte durch die Luft. Es zuckte dabei wie ein gewaltiger Wurm, den jemand getreten hatte, und landete wenig später in einem Bogen nach unten fallend im Laub.
    »Gut, Suko, gut!«
    Er hörte die bekannte Stimme, fuhr herum und sah einen Mann mit einer Waffe in der Hand auf sich zulaufen…
    ***
    Beim Näherkommen hatte ich beobachten können, was mit der Schlange passiert war. Ich kannte zudem die Macht der Peitsche und glaubte nicht daran, dass sie noch viele Chancen hatte. Sie landete im Laub, sie zuckte über den Boden, und als sie ihren Kopf in die Höhe stemmte, da sahen wir, dass einige Teile in Fetzen von ihrem Körper wegflogen.
    Dann hörten wir den Schrei!
    Er war grauenhaft und schmerzerfüllt. Sofort wurde die Schlange zur Nebensache, denn jetzt ging es um den Stalker oder die Kreatur der Finsternis, die diesen Schrei ausgestoßen hatte.
    Er und die Schlange waren zwar zwei Individuen, aber sie bildeten trotzdem zusammen eine Person. Da eine Hälfte dieser Person vernichtet worden war, konnte die andere auch nicht mehr existieren.
    Der Stalker stand zwar noch auf der Stelle, aber er schrie seine Schmerzen hinaus, und aus seinem Körper schlugen kleine Flammen.
    Ob am Kopf, am Leib, den Armen oder den Beinen – die kleinen Feuerzungen umtanzten ihn, aber sie gaben keine Hitze ab und auch keinen Rauch. Der Stalker brannte in einem dämonischen Feuer, und er verbrannte dabei auch.
    Ellen Gabor sah es ebenfalls und hatte sich zurückgezogen. Sie wollte nicht in der Nähe bleiben, schlug einen Bogen und rannte von hinten her auf uns zu.
    Der Stalker verbrannte vor unseren Augen zu Asche. Die Kleidung wurde als Erstes erfasst, danach war die Haut an der Reihe, die durch das dämonische Feuer aufweichte und wie dickes Öl an einem Knochenskelett herablief, aus dessen Augenhöhlen die Masse ebenfalls nach unten sackte und an den blanken Knochen vorbeiglitt.
    Der Stalker oder die Kreatur der Finsternis, die alles andere als ein Mensch war, starb einen für sie schrecklichen Tod, und den hatte sie Suko zu verdanken.
    »Danke, dass du erschienen bist«, sagte ich.
    »Ja, manchmal bin ich ein Engel. Besonders vier Wochen vor Weihnachten.«
    »Und wo sind die Flügel?«
    »Auf die kann ich doch verzichten – oder?«
    »Ja«, gab ich zu und grinste. »In nächster Zeit schon…«
    ***
    Wir waren zusammen mit Ellen Gabor in die Klink gegangen und hatten Frank Handschellen angelegt. Wir würden ihn später verhören, aber zunächst wollte ich von Ellen wissen, wie die Zusammenhänge waren. Sie war nicht in der Lage, mir eine Antwort zu geben.
    Sie hob nur die Schultern an und schüttelt den Kopf.
    »Sie wissen nichts?«
    »Fast nichts.«
    »Und wie hat Ihr Verfolger geheißen?«
    »Ich kenne den Namen nicht.«
    Sie schaute mich so treuherzig an, dass ich ihr Glauben schenkte.
    »Was wissen Sie denn überhaupt?«
    »Ich weiß den Namen nicht«, wiederholte sie. »Aber ich weiß trotzdem, wer diese Gestalt gewesen ist.«
    »Wer war sie?«
    »Mein Vater«, flüsterte Ellen. Mehr brachte sie nicht hervor, weil sie von einem Weinkrampf geschüttelt wurde.
    Suko und ich sahen uns an. Wir hatten die Antwort beide gehört, wir glaubten Ellen auch, aber begreifen konnten wir es nicht.
    So ist es eben im Leben, die Überraschungen reißen niemals ab…
    ENDE
    [1] Siehe John Sinclair Taschenbuch Nr. 73 289 »Monsterkopf«
    [2] Siehe John Sinclair Nr. 820 »Horror-Baby«
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