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1392 - Der Verfolger

1392 - Der Verfolger

Titel: 1392 - Der Verfolger
Autoren: Jason Dark
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hechelnder Atem war zu hören und dazwischen das leise Kichern.
    »Was wird passieren?«, fragte ich ihn.
    »Warte es ab!«
    »Wird er sie jetzt töten?«
    »Er liebt sie doch.«
    »Dann nimmt er sie jetzt mit in die Hölle, richtig?«
    »Ja, bestimmt.«
    Der Stalker stand jetzt. Ellen Gabor lag noch immer auf der Unterlage, die mich an einen langen niedrigen Tisch erinnerte, der allerdings von einer Decke bedeckt war. Bisher hatte sich die Schlange kaum bewegt. Sie blieb weiterhin um den Körper geschlungen.
    Frank hatte Recht, die Schlange war in der Bibel das Synonym für das Urböse. Sie hatte sich in das Paradies geschlichen und die Menschen verführt. Sie hatte dafür gesorgt, dass Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden und in einer feindlichen Welt zurechtkommen mussten. Sie hatten zwei Söhne bekommen, Kain und Abel. Der eine war gut, der andere böse, und all die weiteren Generationen trugen diesen Dualismus in sich…
    »Denk immer daran, dass ich deine Waffe in meiner Hand halte«, warnte mich Frank.
    »Das weiß ich.«
    »Dann richte dich danach.«
    Er hätte es mir nicht extra zu sagen brauchen. Ich wusste auch so, dass ich nichts unternehmen konnte. Ich musste einfach abwarten.
    Frank war ein Helfer, aber die Musik spielte hinter der Glasscheibe.
    Dort stand der Stalker hochaufgerichtet neben der Nackten. Er streckte seine Arme vor und die Hände aus. Im ersten Moment wirkte es so, als wollte er seinen Segen geben. Daran konnte ich nicht glauben, und damit hatte ich Recht, denn die Geste galt der Schlange.
    Sie lag um den nackten Frauenleib, doch sie bewegte sich jetzt. Sie rutschte an der glatten Haut der Frau entlang. Dabei löste sie auch die Umschlingung der Kehle, und ich sah zum ersten Mal ihren Kopf, der sich in die Höhe stemmte.
    Kleine Glanzaugen, ein Maul, aus dem beim Aufklappen eine dunkle Zunge huschte. Sie verhielt sich so wie ein normales Reptil, und nichts deutete auf etwas Dämonisches hin.
    Die Schlange mit dem dunklen Körper glitt von der Frau weg und ringelte sich auf den Füßen des Mannes zusammen. Was sie dort tat, sah ich aus meiner Perspektive nicht, aber ich sah die Bewegung des Stalkers. Er beugte sich über die liegende Ellen Gabor, senkte sich sehr weit nach unten, und sein Gesicht näherte sich dem ihren.
    Es folgte ein langer intensiver Kuss. Für mich sah es aus, als hätte sich der Stalker mit seinem Mund an den Lippen der Frau festgesaugt.
    Mir gefiel es nicht. Ganz im Gegensatz zu Frank. Er stöhnte fast vor Wonne. Es kam mir vor, als wäre er neidisch auf seinen Meister, aber sein Kommentar deutete nicht darauf hin.
    »So muss es sein. Hier der Mensch, da der Teufel…«
    »Ach, glauben Sie denn noch immer, in dieser Gestalt einen Teufel vor sich zu haben?«
    »Er ist es.«
    »Nein, er ist es nicht.«
    »Was?«
    »Er ist nicht der Teufel, der seit Urzeiten von den Menschen gefürchtet wird, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Ich denke, dass er ein teuflisches Geschöpf ist, dass er auch schon lange existiert und dem Teufel irgendwie nahe steht – aber der wirkliche Teufel ist er nicht!«
    »Sie reden Unsinn, verdammt!«
    »Die Hölle ist nicht so einfach gestrickt, wie Sie es glauben, Frank. Es gibt sie in verschiedenen Facetten, und sie wird auch von den verschiedensten Kreaturen bevölkert. Dieser Stalker, Ihr Meister also, ist nur eine davon.«
    »Was ist er denn deiner Ansicht nach genau, he?«
    Ich musste vor meiner Antwort lachen. Dann sagte ich: »Lange genug habe ich ihn jetzt beobachten können. Ich halte ihn für eine Kreatur der Finsternis.«
    Ich kannte diese Wesen. Es gab sie schon verdammt lange, schon vor den Menschen. Sie gehörten zu den Dämonen. Sie standen zwar auf der Seite der Hölle, aber sie bildeten trotzdem eine Gemeinschaft für sich. Und sie hatten es geschafft, sich den Veränderungen in der Welt anzupassen.
    Als die Erde von den Menschen bevölkert wurde, hatten sie sich besonders raffiniert verhalten, und man konnte sie kaum in einer Menschenmasse ausfindig machen, denn sie hatten menschliches Aussehen angenommen, aber auch ihre wahre Gestalt hatten sie nicht verloren. Die verbarg sich in ihnen, und wenn sie zum Vorschein kam, da sah der normale Mensch plötzlich die schrecklichsten Monster vor sich.
    Es schüttelte mich jetzt noch, als ich an mein Erlebnis mit dem Horror-Baby dachte. Es lag schon einige Jahre zurück, da hatten Suko und ich erfahren müssen, dass die Kreaturen der Finsternis sogar Nachwuchs zeugen konnten.
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