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1390 - Blut-Banditen

1390 - Blut-Banditen

Titel: 1390 - Blut-Banditen
Autoren: Jason Dark
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Unterlippen liefen sie zu langen, schmalen Streifen aus.
    »Ihr seid zu spät.«
    »Macht nichts.«
    »Hat man euch gesehen?«
    »Nein!«
    »Sicher?«
    »Klar.«
    Beide blieben stehen und schauten Sofia nur verwundert an.
    Schließlich übernahm Jossip das Wort. »He, was soll das? Warum fragst du so komisch?«
    »Ich wollte nur sicher gehen.«
    »Aber uns hat niemand gesehen, verdammt.«
    »Okay, ist ja schon gut. Euch hat niemand gesehen – ich hab’s begriffen!«
    »Dann ist ja gut.«
    Jossip und sein Zwillingsbruder hatten den helleren Teil der Halle erreicht. Innerhalb des Lampendreiecks standen Stühle, auf die sie sich setzen konnten. Dort nahmen sie ihre Plätze ein und warteten darauf, dass sich Sofia ebenfalls setzte.
    Sie dachte nicht daran. Stattdessen ging sie in dem beengten Raum hin und her, hatte die Fäuste in die Hüften gestützt und schaute zu, wie sich die Zwillinge Zigaretten anzündeten und den Rauch in die Luft bliesen. Er zog träge durch den Schein wie Nebel, der aus irgendeiner Öffnung gedrungen war.
    In den folgenden Sekunden sprach niemand von ihnen. Es war ungewöhnlich, denn normalerweise redete Sofia. Sie blieb zunächst still, bis sie mitten in der Bewegung verharrte und so stand, dass sie die beiden Männer anschauen konnte.
    »He, was ist los?« Jossip grinste, ließ seine Zigarette fallen und trat sie aus.
    »Ich denke nach.«
    »Sehr gut.«
    »Ich denke auch für euch.«
    »Noch besser.« Jossip lachte. »Und was ist dabei herausgekommen? Gibt es ein neues Ziel?«
    »Nicht direkt, aber wir müssen uns etwas einfallen lassen.«
    Jossip deutete auf den dritten Stuhl. »Du kannst dich auch setzen. Dabei spricht es sich leichter.«
    Sofia nahm tatsächlich Platz. Für die Dauer weniger Sekunden herrschte Schweigen.
    »He, sag was!«
    »Nun gut.« Sofia nickte. »Uns steht eine beschissene Zeit bevor, das kann ich euch sagen. Der Winter ist hart. Er zwingt uns dazu, die Aktivitäten einzustellen oder zu reduzieren.«
    »Was soll das? Wir haben doch immer im Winter weniger getan. Wir kommen schon durch.«
    »Aber ich will nicht verzichten!«, zischte Sofia.
    »Das kann ich mir denken.« Jossip zeigte ein Grinsen. »Wir übrigens auch nicht.«
    »Dann sind wir uns da schon mal einig.«
    »Und was willst du wirklich?«
    »In die Stadt!«
    Sie war sicher, mit dieser Antwort die beiden Männer überrascht zu haben, doch Sandro schaute nur kurz auf, um danach wieder seinen Kopf zu senken. Er war in ein dumpfes Brüten verfallen und schien mit seinen Gedanken überhaupt nicht dabei zu sein.
    Jossip sagte ebenfalls nichts, aber sein Blick bekam einen lauernden Ausdruck. Dann flüsterte er: »Moment mal, Sofia, du willst tatsächlich in die Stadt? Habe ich das richtig gehört?«
    »Hast du!«
    »Und dann? Was sollen wir da? Verstehe ich nicht. Das haben wir noch nie getan.«
    »Klar. Aber es gibt im Leben immer ein erstes Mal. Das solltet ihr wissen.«
    »Kennst du dich denn aus?«
    »Wir werden es lernen.«
    Jossip schaute auf seine Hände. Er traute sich nicht, Sofia weiterhin in die Augen zu schauen.
    »Wo genau willst du denn hin?«, fragte er schließlich.
    »Ich dachte an Bukarest.«
    Jossip zuckte hoch. »Die Hauptstadt?«
    »Ja.«
    »Puh – und dann?«
    »Werden wir unsere Zeichen setzen. Wir sahnen ab. Wir tauchen auf, schlagen zu und verschwinden wieder. Ist das in deinem Sinne?«
    Jossip verzog die Lippen. Dann wischte er mit der flachen Hand über seinen kahl rasierten Kopf hinweg. Er schluckte ein paar Mal, blies die Wangen auf und kratzte sich am Hals.
    »Gefällt dir nicht, wie?«
    »Stimmt.«
    »Und warum nicht?« Die Stimme hatte aggressiv geklungen. Man sah der Frau an, dass sie wütend war, denn als Chefin mochte sie es nicht, wenn man nicht ihrer Meinung war.
    »Bukarest ist nicht unser Revier, verdammt. Da sind wir fremd. Da herrschen andere Gesetze, das weißt du genau. Und wenn wir an die Falschen geraten, gibt es Ärger. Sie schneiden uns schneller die Kehlen durch, als dass du denken kannst.«
    »Dann werden wir eben aufpassen.« Sie lachte ihn an. »Oder traust du dich nicht?«
    »Das hat damit nichts zu tun. Hier sind wir die Stars. In der Hauptstadt macht man uns nieder.«
    »Könnte sein, Jossip. Aber wir werden schlauer sein als sie. Verstehst du?«
    »Noch nicht.«
    Sie schnickte mit den Fingern. »Ich habe mir etwas überlegt«, flüsterte sie so leise, als gäbe es jemanden in der Nähe, der zuhörte.
    »Wir werden nur einen Coup landen, und der muss so viel
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