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1385 - Die Materiewippe

Titel: 1385 - Die Materiewippe
Autoren: Unbekannt
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Streuemission mehr von sich gaben.
    Reginald Bull suchte mit der Zunge nach der kleinen Erhebung an einem Backenzahn der rechten Oberkieferhälfte. Wenn sein Plan erfolgreich war, würde noch mehr desaktiviert werden müssen als nur die Technik.
    Die VENLO war im Grunde genommen ein Robotschiff. Es gab nur ein reguläres, organisches Besatzungsmitglied, einen 162 Jahre alten Mann namens Spence Harbaugh. Er hatte sich freiwillig zu diesem Unternehmen gemeldet. Er wußte, daß dieser Einsatz gefährlich war, auch wenn er über die wahren Ziele und Umstände des Einsatzes nicht unterrichtet war. Die Hauri waren teuflische Gegner. Da sie selbst den Tod als den geradesten Weg zum Paradies des Herrn Heptamer betrachteten, hatten sie kein Empfinden dafür, daß es Wesen gab, die am Leben hingen. Was mit Spence Harbaugh geschehen würde, falls er den Hauri in die Hände fiel, war ungewiß. Aber er mußte damit rechnen, daß er den Einsatz nicht überlebte.
    Die Unterlichtphase, in die die VENLO in Kürze eintreten würde, war auf 38 Stunden anberaumt. Die Orientierung als solche nahm nur wenige Minuten in Anspruch. Aber der Galaxtar-Transporter hatte noch eine weitere Aufgabe zu versehen. Pinwheel, alias M33, war für die Galaktiker noch immer Neuland.
    Jedes galaktische Schiff, das M33 anflog, hatte daher den Auftrag, soviel Vermessung vorzunehmen, wie sich nur irgendwie ermöglichen ließ. Die Hauri mußten inzwischen bemerkt haben, daß diese Praxis von allen aus der Milchstraße kommenden Fahrzeugen geübt wurde. Der 38stündige Aufenthalt der VENLO im 4-D-Kontinuum konnte daher nicht als ungewöhnlich erscheinen.
    Reginald Bull streckte sich auf seinem Liegepolster aus. Er betätigte den Aktivator des Kopfteils, so daß dieser sich aufblies und ein wohlgeformtes Polster bildete. Im Liegen hatte Bull bequemen Zugriff zu der Konsole, von der aus er die einzelnen Komponenten der technischen Ausstattung bedienen konnte. Er schaltete die Außenbeobachtung ein und erwischte rein zufällig gerade den Augenblick, in dem die VENLO den Hyperraum verließ und ins 4-D-Kontinuum zurücktauchte.
    Graue Schlieren flackerten über die Videofläche. Dann stabilisierte sich das Bild. Der Blick war hinaus in den Halo der Galaxis M33 gerichtet. Es gab dort nur wenige Sterne. Ein heller Lichtfleck jedoch zog das Auge an. Das war Marty-5, der Kugelsternhaufen, in dem sich die Materiewippe der Hauri befand. Aus einer Entfernung von 250 Lichtjahren bot er einen atemberaubenden Anblick. An Umfang und Leuchtkraft stand er dem berühmten Sternhaufen M13 der Milchstraße, dem Zentrum des ehemaligen Großen Reiches der Arkoniden, in nichts nach.
    Reginald Bull spähte hinaus in die Finsternis des Alls, als erwartete er, jeden Augenblick die glitzernden Reflexe der Hauri-Schiffe auftauchen zu sehen. Natürlich wußte er, daß es dafür noch viel zu früh war.
    Wenn die Hauri seinen Köder überhaupt geschluckt hatten, dann war die VENLO eben erst auf ihren Orterbildern aufgetaucht. Der Verband, der den Galaxtar-Transporter abfangen sollte, stand wohl schon startbereit. Jetzt würde Alarm gegeben werden. Hauri-Schiffe besaßen leistungsfähige Triebwerke, die nach einem dem Metagrav verwandten Prinzip arbeiteten. Trotzdem würden noch ein paar Stunden vergehen, bis die Jünger des Hexameron in der Nähe des Standorts der VENLO eintrafen.
    Reginald Bull spürte die Müdigkeit an sich emporkriechen. Der Cybermed hatte ihm ein mildes Sedativ verabreicht, weil er der Ansicht war, vor Beginn der kritischen Phase des Unternehmens seien noch ein paar Stunden Ruhe vonnöten. Bull sah auf die Uhr. Sie zeigte 11.18 Uhr Terrania-Zeit am 30. Oktober 447. Er hörte noch, wie die Debatte zwischen Wido Helfrich und dem Springer wiederaufflackerte. Dann schlief er ein.
    Ein Zischen weckte ihn. Er kannte das Geräusch. Es entstand, wenn ein plötzlich materialisierender Körper die Luft ruckartig vom Ort der Materialisierung verdrängte. Er öffnete die Augen und erblickte den Ilt, der am Fußende seines Lagers kauerte. „Es geht los, Dicker", sagte Gucky.
    Reginald Bull war sofort hellwach. Das optische Bild zeigte dieselben Einzelheiten wie zuvor. Die VENLO bewegte sich mit geringer Fahrt. Eine Verschiebung in der scheinbaren Position der Sterne des Halos ergab sich daraus nicht. Das Orterbild zeigte eine große Zahl von Einzelreflexen, die in einem weiten Kreis um die Bildmitte verteilt erschienen. „Insgesamt achtundfünfzig", erläuterte Gucky. „Was du
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