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1384 - Die Blut-Ruine

1384 - Die Blut-Ruine

Titel: 1384 - Die Blut-Ruine
Autoren: Jason Dark
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Mauern bewegte sich nichts. Es blieb auch alles still. Kein Geräusch und kein Atemzug wehte ihm entgegen, und die Stille drückte auf sein Gemüt. Das normale Atmen fiel ihm schwer, und er sah jetzt, dass die Mauerreste doch ziemlich hoch waren. Die meisten konnte er nicht überklettern. Wenn er das Zentrum der Ruine erreichen wollte, musste er einen Durchschlupf finden. Ein Ziel hatte er. Es war das einsame Licht, das innerhalb dieses Turmstumpfes leuchtete und ihm den Weg wies.
    An der ersten Außenmauer drückte er sich vorbei. Er ging so nah, dass er glaubte, das Gestein riechen zu können. Es war ein sehr kühler Geruch, der in seine Nase drang und den er auch auf der Zunge spürte. Er schmeckte leicht bitter.
    Das Mauerstück hörte auf. Der Blick war frei. Er schaute zu diesem Turmwulst hin und sah ihm gegenüber, wenn er den Kopf drehte, noch ein seltsames Gebäude. Auch so etwas wie ein Turm, der allerdings in der oberen Hälfte offen war. Er konnte hindurchschauen, und es hätte ihn nicht gewunderte, wenn dort eine Glocke gehangen hätte, aber dem war nicht so. Da störte nichts seinen Blick.
    Es blieb weiterhin die Leere innerhalb der alten Ruine bestehen.
    Er hatte sie noch nicht betreten. Etwas hielt ihn davon ab. Einige Male holte er Luft, blieb selbst sehr still und konzentrierte sich einzig und allein darauf, was vor ihm lag.
    Es war die Stille, und doch gab es da plötzlich etwas anderes, das er beinahe vermisst hatte.
    Die Stimme…
    So leise, so weich, so sanft, aber ohne Zweifel war es die Stimme einer Frau.
    Er wusste nicht, ob sie sang oder ob sie ihm etwas zurief und ihn deshalb lockte. Sie war einfach da, und er glaubte auch, ein Lachen zwischen den nicht zu verstehenden Worten zu hören.
    Dann war es wieder still.
    Ken Kilmer dachte über die Stimme nach und saugte die Luft durch die Nase ein. Er fing an zu schlucken, sein Herz schlug schneller, und noch immer wand er sich um eine Entscheidung herum.
    Was war zu tun?
    Er wollte hin zum fahlen Licht. Auf der anderen Seite spürte er auch die innere Stimme, die ihn davor warnte. Eine Entscheidung musste einfach getroffen werden.
    Niemand nahm sie ihm ab. Und so entschied er sich für einen Kompromiss. Er würde gehen, aber es war nicht sicher, ob er sein Ziel auch erreichen würde. Auf halber Strecke wollte er stehen bleiben und zunächst mal abwarten.
    Das Licht im Auge behaltend, tat er den erste Schritt in das Gebiet dieser alten Ruine hinein. Es war eine völlig normale Bewegung, aber er konnte sie nicht mehr als normal ansehen, denn er spürte plötzlich einen Widerstand, der eigentlich keiner war. Erklären konnte er es nicht, es war seltsam, er schien mit seinem gesamten Körper eine Grenze überschritten zu haben. Da war noch ein Hindernis gewesen, unsichtbar, doch er hatte es geschafft, dieses Hindernis zu überwinden.
    Es war nichts passiert. Es ging ihm nicht schlechter und auch nicht besser.
    Er stand in diesem Ruinenfeld, fühlte sich ein wenig deplatziert, schaute sich allerdings um, weil er damit rechnete, dass jemand auf ihn zukam, doch das war nicht der Fall. Er war und er blieb auch allein, was ihm erst nach einigen Sekunden richtig bewusste wurde, und er atmete vor Erleichterung erst mal tief durch.
    Nachdem Ken Kilmer zwei Schritte gegangen war, schaute er nach unten. Ihm war schon die andere Beschaffenheit des Bodens aufgefallen, und jetzt stellte er fest, dass er sich nicht mehr auf einem Grasteppich befand, sondern auf alten Steinen stand. Kopfsteinpflaster mit breiten Rändern zwischen den einzelnen Steinen.
    Das Gras wuchs jetzt aus ihnen hervor.
    Auch das Pflaster war für ihn ein Phänomen. Er konnte es sich beim besten Willen nicht erklären, wie es hier seinen Platz gefunden hatte. Ebenso wie er keine Erklärung für seine gesamte Umgebung hatte. Das widersprach jeglicher Normalität.
    Aber er befand sich mitten darin. Ein normaler Mensch in einer märchenhaften und auch traumatischen Umgebung.
    Seine Richtung stand fest. Er wollte auf den Turmstumpf zugehen, wo ihn das Licht hinter dem Fenster lockte. Alles andere war nicht mehr wichtig, und Ken hatte auch nicht die weiche Stimme vergessen, die bei ihm den Ausschlag für seine Reaktion gegeben hatte.
    Der Turm rückte näher. Er sah den Ausschnitt des Fensters durchaus deutlicher, nur entdeckte er keine Bewegung innerhalb dieser Lichtinsel, was ihn fast ein wenig enttäuschte, denn er hatte damit gerechnet, dass sich die einsame Ruferin zeigen würde.
    Das
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