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1384 - Die Blut-Ruine

1384 - Die Blut-Ruine

Titel: 1384 - Die Blut-Ruine
Autoren: Jason Dark
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überrascht gewesen beim ersten Blick in diesen Raum, der abgedunkelt war. Trotzdem brannte Licht. Auf einem kleinen Tisch stand eine Lampe, deren rot bemalte Birne einen ebensolchen Schein abgab. Ein Fremder hätte den Eindruck haben können, eine Lasterhöhle zu betreten. Das Laster besaß hier nur einen anderen Hintergrund. Und die rote Farbe des Lichts kam den Aktivitäten der blonden Bestie entgegen, die locker und entspannt auf einem Bett lag.
    Sie hatte dabei die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ich war es gewohnt, sie in ihrer schwarzen Lederkluft zu sehen, aber ich kannte sie auch anders, so wie jetzt.
    Bis auf einen winzigen Slip war sie nackt. Ohne das rote Licht hätte die Haut auf ihrem Körper hell geschimmert, so aber war er von einem rötlichen Schein bedeckt.
    Da sie mit dem Gesicht zur Tür lag, hatte sie natürlich gesehen, wer sie besuchte, und als Begrüßung wehte uns ihr heiseres Lachen entgegen.
    »Sie an, sieh an. John Sinclair. Je später der Abend, um so ungewöhnlicher die Gäste.«
    »Manchmal lässt es sich eben nicht vermeiden«, sagte ich.
    »Und was verschafft mir die Ehre? Ich denke doch, dass du zu mir wolltest, Geisterjäger.«
    »Stimmt.«
    »Dann setz dich.« Sie winkte auch Jane Collins zu, die sie sah, als ich Platz geschaffen hatte.
    Viel gab es nicht zum setzen. Zwei Stühle, das war es. Auf einen Tisch verzichtete Justine Cavallo. Dafür stand noch ein Schrank an der Wand, in dem sie ihre Habseligkeiten verstaut hatte.
    Dass sie so gut wie nackt war, störte sie nicht. Sie richtete sich auf und setzte sich im Lotussitz auf ihr Bett, sodass sie uns direkt anschauen konnte.
    Auch in diesem roten Licht sah sie so perfekt aus, als wäre sie modelliert worden. Ein glattes Gesicht, ein glatter Körper. Es gab keine Falten und Runzeln, auch keine Ringe unter den Augen oder irgendwelche Pigmentflecken. Sie war einfach so, als wäre sie vom Tisch eines Schönheitschirurgen auf dem direkten Weg zu uns gekommen. So wie sie aussah, war sie der Traum vieler junger Frauen und Mädchen, doch was sich unter dieser Perfektion verbarg, war alles andere als traumhaft. Das war verfault, das war Abschaum, das war die Maschinerie, die nur vom Blut anderen Menschen in Bewegung gehalten wurde, und darüber konnte auch dieser perfekte Körper nicht hinwegtäuschen.
    Das Gesicht wurde von den sehr blonden Haaren umrahmt. An ihren Rändern hatten sie einen rötlichen Schein bekommen, weil das Licht darüber hinwegfloss, und mir kam sie irgendwie vor wie eine Göttin, die darauf wartete, angebetet zu werden.
    Die Hände hatte Justine auf ihre Oberschenkel gelegt. Sie hob sie jetzt an und fragte: »So, selbst ich kann nicht alles wissen, John. Was hat dich also zu mir getrieben?«
    »Ein Problem.«
    »Super. Und du glaubst, dass ich dir dabei helfen kann, Partner?«
    Auf das letzte Wort hatte ich schon gewartet. Für sie war ich ein Partner geworden, aber das konnte ich nicht so recht übernehmen.
    Es ärgerte mich noch immer, wenn gerade ich von einer Blutsaugerin als Partner angesehen wurde.
    Dagegen konnte ich nichts unternehmen. Es gab eben Zwänge, aus denen man nicht so einfach herauskam.
    »Ja, Justine, es könnte sein, dass du mir dabei helfen kannst. Wobei ich nicht verhehlen möchte, dass es auch dich möglicherweise angehen kann.«
    Sie rieb ihre Hände. Das Aufleuchten in ihren Augen bemerkten Jane und ich ebenfalls.
    Ich drückte meine Gefühle zurück und berichtete von dem, was mir widerfahren war…
    ***
    Ken Kilmer hatte in seinem Leben noch nie so etwas erlebt wie an diesem Abend. Er kam sich vor wie der Prinz in einem Märchen, der auf der Suche nach der Prinzessin war, um sie zu befreien.
    Nur fühlte er sich nicht so locker und siegessicher wie der Märchenprinz. Er war ein ganz normaler Mensch, der einem Phänomen nachging, das er untersuchen wollte, und der sich in seiner Rolle trotzdem nicht besonders wohl fühlte.
    Was hier passiert war, dass passte ihm nicht nur, das begriff er auch nicht. Er kannte die Strecke, er hatte sie unzählige Male in verschiedenen Richtungen durchfahren, und noch nie zuvor hatte er eine Ruine gesehen.
    Jetzt aber befand er sich sogar auf dem Weg zu ihr, und das begriff er noch immer nicht. Er spielte sogar mit dem Gedanken zurückzugehen, doch es siegte immer wieder die Neugierde, und so setzte er seinen Weg ins Ungewisse fort.
    Dass er die Ruine vor sich liegen sah, war eine Tatsache. Nur wusste er nicht, was ihn dort erwartete. Zwischen den
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