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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg
Autoren: Dämonenkiller
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würgte ich die bittere Flüssigkeit hinunter, während sie weitersprach.
    „Zwei Bauern fanden dich, die zuerst glaubten, daß du tot seist, denn dein Schädel war voll mit Blut, und tatsächlich war kaum noch Leben in dir. Sie schleppten dich in meine armselige Hütte, und ich reinigte und verband deine Wunden."
    „Ich danke dir, gütige Frau", flüsterte ich. „Wie lange war ich bewußtlos?"
    „Du bist seit drei Tagen bei mir."
    Entsetzt schloß ich die Augen. Ich erinnerte mich an den Hauptmann, der Libussa festgenommen hatte, und an die Soldaten, die mich niedergeschlagen hatten.
    „Libussa!"
    „Nach ihr hast du oft in deinen Fieberträumen gerufen. Auch Bethela, Ludomil und den Schrecklichen hast du erwähnt. Entsetzliches mußt du in den vergangenen Tagen erlebt haben."
    „Ja, das stimmt", hauchte ich und sah in das gütige Gesicht der Alten. „Ich muß Libussa befreien, ich muß sie retten."
    „Vorerst mußt du weiterschlafen. Verrate mir deinen Namen?"
    „Gabor, aber das ist angeblich nicht mein richtiger Name. Es gibt Dokumente, die… Eine lederüberzogene Rolle, die… "
    „Ich habe sie gefunden, Gabor."
    „Das ist nicht wichtig. Libussa wurde nach Würzburg gebracht. Hast du etwas von ihr gehört?" „Schlafe, Gabor."
    „Ich will die Wahrheit erfahren, ich flehe dich an, sprich endlich."
    „Sie wird in der Münze zu Würzburg gefangen gehalten."
    „Hat man sie der Tortur unterworfen?"
    Das alte Weiblein nickte langsam.
    Die körperlichen Schmerzen hatte der Heiltrank der Alten gelindert, doch gegen die Qualen des Geistes war er machtlos.
    Tränen kollerten über meine Wangen.
    Wir schwiegen.
    Mein Schluchzen erstarb.
    Finsternis hockte in allen Ecken der Hütte, kroch hinter der Feuerstelle hervor und hüllte mich ein.

    Ich verschlief zwei weitere Tage, in denen ich nur gelegentlich hochgeschreckt war, da hatte mir Grete irgendwelche Säftchen eingeflößt.
    Nun war ich fieberfrei, und die Schmerzen waren zu ertragen, doch ich war so geschwächt, daß ich nach wenigen Schritten erschöpft wieder auf das Lager sank.
    Libussa hatte gestanden, daß sie eine Hexe sei, berichtete mir Grete.
    Das war für mich keine Überraschung, denn die Torturwerkzeuge waren grauenvoll. Mir war die Verordnung über die Aufeinanderfolge der Foltergrade bekannt.
    In meinem kurzen Leben hatte ich schon unzählige gefolterte „sogenannte" Hexen und Ketzer gesehen.
    Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, welchen Grausamkeiten meine geliebte Libussa ausgesetzt gewesen war.
    „Willst du nicht endlich die Papiere ansehen, Gabor?" riß mich Grete aus meinen düsteren Gedanken.
    „Na ja, es kann nichts schaden", brummte ich.
    Ich sah ihr zu, wie sie die Rolle hervorholte und die Naht vorsichtig auf trennte. Sie reichte mir das amtlich aussehende Dokument, das mit drei Siegel versehen war.
    Es wurde bestätigt, daß mein Name Matthias Troger von Mummelsee war und ich von adeliger Geburt sei.
    „Matthias Troger von Mummelsee", sagte ich laut und ließ das Pergament fallen. „Ein Name, der mir nicht sonderlich gefällt."
    Grete warf einen flüchtigen Blick auf das Papier.
    „Im Schwarzwald gibt es einen Mummelsee", meinte sie.
    „Hm", brummte ich. Weshalb hatte Bethela diese Geburtsurkunde so sorgfältig versteckt? Irgendwann wollte ich das Geheimnis meiner Herkunft lösen, doch das hatte Zeit.
    Sofort dachte ich wieder an Libussa, die erwartungsgemäß zum Tode verurteilt worden war. Zusammen mit vier weiteren angeblichen Hexen sollte sie morgen verbrannt werden.
    Da Libussas Vergehen und Verbrechen so schrecklich waren, hatte ihr der ehrwürdige Fürstbischof Phillip Adolf den Gnadenzettel verweigert. Üblicherweise wurde das Todesurteil durch Erdrosseln oder Köpfen und Verbrennen der Leiche vollstreckt. Libussa sollte bei vollem Bewußtsein verbrannt werden.
    „Ich will Libussa noch einmal sehen", flüsterte ich.
    „Du bist zu schwach", sagte Grete bestimmt. „Außerdem quälst du dich nur unnötig."
    Alle ihre Einwände kümmerten mich nicht.
    Morgen würden einige Bauern nach Würzburg fahren, da sie gezwungen worden waren, das Holz für die Scheiterhaufen zu liefern.
    Mit ihnen wollte ich mitfahren.

    Schwach und bleich hockte ich auf einem der Leiterwagen in unmittelbarer Nähe des Richtplatzes vor der Stadt. Schaudernd lauschte ich den genauen Anweisungen, die der Henker seinen Schergen und den Bauern erteilte.
    Immer wieder fiel mein Blick auf die malerische Steinbrücke, und ich starrte den ruhig
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