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138 - Die Pestburg

138 - Die Pestburg

Titel: 138 - Die Pestburg
Autoren: Dämonenkiller
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gehört, Libussa?"
    „Vermutlich irgendein dummer Aberglaube", antwortete sie. „Fahr endlich weiter."
    Wir überquerten den Main, und nun fragte ich nicht mehr nach dem Weg zur anscheinend gefürchteten Burg, sondern nach Bergtheim.
    Bald wurde der schmale Pfad breiter und führte schließlich einen sanften Hügel hoch.
    Und dann lag Burg Kreuzenstein vor uns. Es war ein seltsamer Bau, der abstoßend häßlich auf mich wirkte. Der Bergfried und eines der Wohngebäude mußten schon ziemlich alt sein; mindestens fünfhundert Jahre, wie ich vermutete. Die anderen Gebäude waren später errichtet worden. Irgendwie paßten die Mauern, die Ringtürme und die Gebäude nicht zueinander.
    „Es stinkt nach verfaulten Eiern", stellte ich naserümpfend fest.
    Libussa schwieg, und wir kletterten vom Kutschbock. Die Pferde ließ ich angeschirrt, da wir keineswegs die Absicht hatten, länger als nötig in der Burg zu verweilen.
    Wir schritten auf das Burgtor zu, und ich wunderte mich ein wenig, daß einer der schweren Torflügel einladend zurückgezogen war.
    Verwesungsgeruch schlug uns entgegen, als wir das alte Gebäude betraten. Stöhnen und Schmerzensschreie empfingen uns, die vom Palas kamen.
    Wie von Geisterhänden bewegt, schloß sich knarrend das Tor.
    Aus einer kleinen Seitentür kam eine dunkel gekleidete Gestalt auf uns zu, von der ein durchdringender Aasgeruch ausging.
    „Herzlich willkommen in der Pestburg, sagte der Kerl mit knarrender Stimme.
    Ein paar Schritte vor uns blieb er stehen, und sein Anblick erfreute mein Herz überhaupt nicht. „Mein Name ist Hunold Gufoyt", stellte er sich vor und deutete eine Verbeugung an.
    Gufoyt war groß und dürr. Er sah wie der wandelnde Tod aus, seine Haut war gelb und runzelig und das Gesicht mit ekligen Geschwüren bedeckt. Bekleidet war er mit einem langen, schwarzen Umhang, der bis zum Boden reichte. Die Hände verbarg er in den Ärmeln des Gewandes.
    „Zwei knusprige, junge Menschenkinder", sagte er kichernd. „Ich bin wirklich hocherfreut. Das stellt eine willkommene Abwechslung dar."
    „Wer bist du?" fragte ich scharf.
    „Man könnte mich als eine Art Burgverwalter bezeichnen. Ihr dürft euch frei bewegen, seht euch alles genau an, denn lebend hat seit Jahren niemand mehr diese Stätte des Todes verlassen."
    „Was willst du damit andeuten?"
    Ich zog den Dolch, als er auf die Tür zuschritt.
    „Bleib stehen, Hunold Gufoyt!"
    Er zog die Lippen weit zurück und entblößte spitze, gebogene Zähne. Von seinen gelbroten Augen ging ein gespenstisches Leuchten aus.
    Teuflisch lachend verschwand er.
    Wir liefen zum Burgtor, doch trotz größter Anstrengungen konnten wir die Türflügel nicht öffnen. Unentschlossen betraten wir den gepflasterten Burghof und kamen am Ziehbrunnen vorbei. Der bestialische Gestank wurde immer stärker und durchdringender, je näher wir dem Bergfried kamen. Das Röcheln und Gebrüll war lauter geworden.
    Libussa zögerte einen Augenblick, dann riß sie die Tür auf, und der Pesthauch schlug uns mit voller Wucht entgegen.
    Gequält hustend folgte ich Libussa, die einen kahlen Gang betrat und nach ein paar Schritten entsetzt zurückwich.
    „Was ist?" fragte ich und hielt mir die Nase zu.
    Neben Libussa blieb ich stehen, und meine Augen weiteten sich vor Grauen.
    Etwa dreißig Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder lagen, hockten oder wanden sich auf dem verdreckten Steinboden. Alle wiesen die charakteristischen Zeichen der Pest auf. Der Anblick dieser wimmernden Kreaturen war so erschütternd, daß ich am ganzen Leib zitterte.
    „Wasser!" flehte ein alter Mann, der uns entdeckt hatte. Er streckte beide Hände in unsere Richtung. „Helft mir."
    Eine junge Frau, deren Gesicht von der Pest oder Lepra zerfressen war, drückte ihren toten Säugling an die welke Brust und wiegte ihn sanft.
    Ein Jüngling, der in meinem Alter war, kroch über den Boden auf uns zu, doch die Anstrengung war zu viel für ihn, bewußtlos brach er zusammen.
    „Wir müssen helfen", sagte ich mit erstickter Stimme.
    „Meine Heilkräuter sind im Wagen", sagte Libussa fast unhörbar. „Leider können wir nicht helfen, Gabor."
    Wütend ballte ich die Fäuste.
    „Ich werde Wasser holen", sagte ich und lief in den Hof, warf einen Eimer in den Brunnen und zog ihn hoch. Angewidert schleuderte ich ihn zur Seite, und die faulige Brühe ergoß sich über die Steine.
    „Woher sind die Pestkranken gekommen?" fragte ich, als Libussa mir entgegenkam.
    Ihr Gesicht war
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