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137 - Fluch der Seelenwanderer

137 - Fluch der Seelenwanderer

Titel: 137 - Fluch der Seelenwanderer
Autoren: Larry Brent
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geärgert .«
    Sie sagte es sehr resolut. Das war ihre Art.
    Die beiden Besucherinnen gingen schweigend
die Treppe nach unten.
    Vom Haus, in der Dorothea Witulla wohnte,
waren es bis zur Bushaltestelle knapp zweihundert Meter.
    Die beiden Frauen gingen langsam die Straße
entlang. Sie waren zeitig dran und nicht in Eile.
    Anna Wenger warf einen Blick zurück zum
Fenster im ersten Stock, wo der Vorhang sich bewegte.
    »Sie hat sich schon wieder beruhigt und ist
uns nicht mehr gram«, sagte sie.
    »Mir steckt noch jetzt die Angst in
sämtlichen Gliedern«, begann Franziska Gauer unvermittelt.
»Sie ist krank. Sie braucht einen Arzt. Dr. Bernhardt ist ihr Hausarzt. Und den
werde ich nachher gleich anrufen. Da kann sie sich auf den Kopf stellen ...«
    Anna Wenger seufzte. »Ja, tu das! So schlimm
wie heute war es noch nie mit ihr. Hin und wieder ist mir aufgefallen, daß sie
abwesend war und gedankenversunken vor sich hinstarrte. Ob sie - verrückt wird ?«
    Franziska Gauer nagte an ihrer Unterlippe.
Dann nickte sie bedächtig. »Ich fürchte, ja. Doro ist nicht mehr ganz richtig
im Kopf. Damit müssen wir uns wohl abfinden...«
    Die Arztwitwe wohnte nur drei Stationen
weiter. Dann stieg sie aus. Anna Wenger mußte weiterfahren.
    Nachdenklich lief die korpulente Frau nach
der Abfahrt des Busses an die Verkehrsampel der Straßenkreuzung und wartete,
bis die Ampel auf Grün schaltete. Im Strom der Passanten überquerte Franziska
Gauer die Straße.
    Von hier aus waren es nur noch wenige
Schritte bis zu dem Haus, in dem sie wohnte. Es handelte sich um ein einstöckiges
Wohnhaus, in dem ihr die Wohnung in der ersten Etage gehörte. Das Parterre war
wieder an einen Arzt vermietet, der dort seine Praxis eingerichtet hatte.
    Gleich nach Betreten ihrer Wohnung wählte
Franziska Gauer die Nummer von Dr. Bernhardt, um ihn über den Vorfall zu
unterrichten.
    Der Arzt war im Augenblick auf
Krankenbesuche, und der Anrufbeantworter lief. Franziska Gauer hinterließ eine
Nachricht und schilderte ausführlich das Ereignis, dessen Zeuge sie heute
nachmittag geworden war.
    Sie legte auf und saß minutenlang
nachdenklich und ernst in dem Sessel, der neben dem gepflegten Blumenfenster
stand.
    Sie rief sich alles noch mal ins Gedächtnis
zurück und versuchte die Situation logisch zu erklären. Der Vorfall hatte sie
so mitgenommen, daß sie noch jetzt ratlos und verwirrt wirkte.
    Dazu gesellte sich eine Müdigkeit, die ihr
erst gar nicht zu Bewußtsein kam. Ihr fielen die Augen zu. Sie schlief im
Sessel ein, und als sie drei Stunden später erwachte, war es stockfinster.
    Es war neun Uhr abends, und verwirrt und
benommen erhob sich Franziska Gauer, um die Rolläden herunter zu lassen.
    Sie wärmte danach noch einen Suppenrest, der
vom Mittag übrig geblieben war, und löffelte langsam und wie abwesend ihren
Teller aus.
    Es war gegen 21.30 Uhr, als sie sich,
entschloß doch noch mal bei der Freundin anzurufen.
    Sie ließ das Telefon pausenlos klingeln.
    Doch Dorothea Witulla hob nicht ab ...
     
    *
     
    Hongkong ist eine Stadt voller Leben, voller
Hektik, in der das Gewimmel der Menschen an einen Ameisenhaufen erinnert.
    Tausende von Sampans schaukelten in der Bucht
von .Kaulun. Dschunken mit aufgeblähten roten, blauen und weißen Segeln glitten
lautlos in den Hafen.
    In den Straßen herrschte reger Betrieb. An
den Kaufläden unter freiem Himmel drängten sich die Menschen, weil
marktschreierisch Waren angeboten wurden, die besonders günstig schienen. Viele
Fremde besuchten die Stadt und machten das Gros der Kauflustigen aus.
    Unter den Touristen, die sich an diesem
Wochenende in Hongkong aufhielten, befand sich auch Gerd Mahler.
    Der fünfunddreißigjährige Angestellte,
Junggeselle, begeisterter Filmamateur und Globetrotter aus Passion, tätigte
seine letzten Einkäufe.
    Morgen, am späten Sonntagnachmittag, sollte
der Flug nach Deutschland zurückgehen. Bis dahin wollte Mahler alle Souvenirs
gekauft haben, die er in seinem Freundes- und Verwandtenkreis verschenken und
die er zum Teil natürlich auch selbst behalten wollte.
    Der dunkelblonde, 1,70 m große Mann war
braungebrannt, sah aber nicht sehr erholt aus. Zehn Tage Hongkong - das war
kein Urlaub im herkömmlichen Sinn. Zehn Tage Hongkong - bedeuteten Strapazen
und lange Nächte...
    Mahler schlenderte durch eine schmale Gasse,
die direkt von einer Hauptverkehrsstraße abzweigte.
    Schlendern war zuviel gesagt. Der Deutsche
wurde mehr geschoben und geschubst, als daß er aus eigenem
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