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137 - Fluch der Seelenwanderer

137 - Fluch der Seelenwanderer

Titel: 137 - Fluch der Seelenwanderer
Autoren: Larry Brent
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in
    abgelegenen Orten mit allem Möglichen
rechnen. Da war niemand vor Dieben und Mördern sicher.
    Auf seiner vorletzten Reise nach Afrika, wo
er sich unter anderem auch einige Tage in Tanger aufhielt, hatte er selbst
erlebt, was passieren konnte, wenn man zu leichtsinnig oder vertrauensselig war ...
    Bei einem Stadtbummel durch Tanger hatte er
sich einer Reisegruppe angeschlossen. Die Reisebegleiter hatten ausdrücklich
darauf hingewiesen, daß niemand sich von der Gruppe entfernen sollte. Gemeinsam
war man am Abend in ein kleines Restaurant zum Essen gegangen.
    Ein Teilnehmer erinnerte sich daran, draußen
in der Gasse, nur wenige Schritte von dem Restaurant entfernt, einen
Zigarettenautomaten gesehen zu haben.
    Er ging dort hin, um eine Schachtel zu
ziehen. Von diesem kurzen Ausflug auf eigene Faust kehrte er nicht mehr zurück.
    Eine Viertelstunde später fand man ihn im
Blut Hegend direkt neben dem Zigarettenautomaten auf. Ein Dolch steckte
zwischen seinen Schultern. Seine Brieftasche und seine Geldbörse waren
verschwunden.
    Verschwunden blieb auch der Dieb, der in den
dunklen, handtuchschmalen Gassen und den dicht stehenden Häusern die besten
Verstecke fand ...
    Mahler erreichte die Tür und blickte nach
draußen.
    Einzelne Passanten gingen vorüber, ohne ihm
Aufmerksamkeit zu widmen. Weiter unten war das Gedränge in der Straße größer.
    Gerd Mahlers Augen verengten sich zu schmalen
Schlitzen, als sie den Bettler erblickten, der dem Antiquitätengeschäft genau
schräg gegenüber saß. Der Mann stützte sich auf einen klobigen Stock und war
ärmlich gekleidet. Strähnig und ungepflegt hing ihm das ergrauende Haar tief in
den Nacken und über beide Ohren.
    Passanten hielt der Bettler die Hand auf und
murmelte vor sich hin, aber Mahler verstand nichts.
    Die Gestalt, die eben noch lauernd am
Türeingang gestanden hatte, und nach der Mahler vergebens Ausschau hielt, war
verschwunden.
    Irgendetwas an der Kopfform und dem langen,
strähnigen Haar des Bettlers erinnerte ihn jedoch an die Gestalt, die vor
wenigen Augenblicken lauernd ihren Kopf durch die Tür streckte.
    Der Bettler und der Lauscher - waren
miteinander identisch!
    Für den Frankfurter gab es in dieser Frage
nicht den geringsten Zweifel.
    Er nahm sich vor, nach Verlassen des
Antiquitätengeschäfts noch aufmerksamer zu sein.
    Er kehrte in den kleinen, dunklen, modrig
riechenden Laden zurück. Der ehemalige Kellner aus dem China-Restaurant in
Schwabing sah den Frankfurter fragend an. »Hat Ungewöhnliches Ihre
Aufmerksamkeit erregt, Sir ?« fragte er interessiert.
    Mit diesen Worten schob er die Schachtel mit
den Dingen, die Gerd Mahler gekauft hatte, über den winzigen Tisch, der so
etwas wie eine Verkaufstheke darstellen sollte.
    »Ich hatte einen Augenblick den Eindruck, als
ob ich beobachtet würde«, entgegnete der Tourist. »Da hat jemand durch die Tür
geschaut, und als ich mich umdrehte, hat er blitzschnell den Kopf
zurückgezogen...«
    Der kleine Chinese winkte ab. »Da haben Sie
sich auch nicht getäuscht. Das war der Bettler. Der ist jeden Tag hier in der
Straße. Diese Stelle vor meinem Geschäft ist gewissermaßen sein Stammplatz. Ich
habe dem Mann hin und wieder auch schon eine Münze zugesteckt. Da kommt er
immer wieder. Es muß ihm entgangen sein, daß ein Kunde bei mir war und deshalb,
als er es bemerkte, hat er sich wieder zurückgezogen...«
    Das klang plausibel.
    Gerd Mahler mußte sich im stillen
eingestehen, daß er sich nach diesen Worten erleichtert fühlte.
    Fo Chung bedankte sich nochmal für den
Einkauf und wünschte seinem Kunden viel Freude an den Dingen, die er erworben
hatte.
    »Grüßen Sie mir Deutschland !« sagte der Chinese fröhlich zum Abschied. Dann schmetterte er noch einen Jodler,
um den ihn jeder Bayer beneidet hätte.
    Gerd Mahler wußte, daß die Begegnung mit
diesem ungewöhnlichen Mann noch lange in seiner Erinnerung fortlebte.
    Er ging die Straße entlang.
    Als er sich von dem Antiquitätengeschäft
löste, stellte er fest, daß auch der Bettler an der Hauswand gegenüber seinen
Platz verließ.
    Er folgte ihm.
    Es war also doch nicht ganz so, wie Fo Chung
angenommen hatte...
    Mahler war auf der Hut. Im Moment sah er
keine direkte Gefahr. Er konnte sich nicht vorstellen, daß dieser Mann ihn hier
am hellen Tag überfiel und ausraubte.
    Mahler verlangsamte seinen Schritt und
verhielt schließlich an einem langen Tisch, der vor einem Hauseingang stand.
Auf diesem Tisch waren bunte Tücher, Schriften,
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