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137 - Fluch der Seelenwanderer

137 - Fluch der Seelenwanderer

Titel: 137 - Fluch der Seelenwanderer
Autoren: Larry Brent
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gerufen hast ?«
    Nach den letzten Bemerkungen Dorothea
Witullas war eine erschreckende Ruhe eingetreten. Die Freundin stand mit
abwesendem, verklärtem Blick da, und schien Dinge zu sehen, die andere nicht
wahrnahmen.
    »Mr. Quain?« Die Krankenschwester lauschte
dem Namen nach. »Ich weiß nicht... so genau kenne ich ihn nicht... Rasputin ist
auch da, wußtest du das schon ... ?« fügte sie
plötzlich ohne jeden Zusammenhang hinzu. Und zusammenhanglos fuhr sie zu
sprechen fort: »Nim, Mr. Quain - Sie brauchen ja keine Angst mehr zu haben ...
es ist ja alles vorbei... Sie leben ja wieder... ich würde mich gern mit Ihnen
darüber unterhalten ... Fast fünfunddreißig Jahre ist das her, seit Sie starben
...« Sie nickte lächelnd und verfolgte mit ihren Blicken den jungen Mann, der
drüben die Straßenkreuzung überquerte.
    Der Mann, in dem sie Mr. Quain
wiederzuerkennen glaubte, war jedoch höchstens zwanzig!
     
    *
     
    Da klärte sich ihr Blick wieder.
    Sie fuhr zusammen. Sie war überrascht, daß
sie am Fenster stand, und sie blickte ihre Freundin Franziska Gauer verwundert
an.
    »Nanu? Warum siehst du denn so blaß aus? Ist
dir nicht gut? Was machst du denn hier am Fenster ?«
    »Das gleiche wollte ich dich fragen, Doro«,
entgegnete die Gefragte verwirrt.
    »Am Fenster? Ja, was mache ich denn
eigentlich am Fenster? Ich wollte doch in die Küche gehen, nicht wahr ?«
    Franziska Gauer nickte.
    »Du hast da ein paar merkwürdige Dinge
gesagt, Doro .«
    »Merkwürdige Dinge? Was für merkwürdige
Dinge, Franziska?«
    »Du hast zum Beispiel von einem Mann
gesprochen... und dann noch von einem zweiten ... einem gewissen - Mr. Quain .«
    »Unsinn, wie kommst du denn darauf? Mr.
Quain... wie könnte ich einen solchen Namen nennen, wo ich doch eine Person mit
diesem Namen überhaupt nicht kenne !«
    Dorothea Witulla war wieder ganz die alte.
Sie war aufgekratzt und lebhaft. Etwas mehr als sonst sogar, wenn man es genau
betrachtete.
    Sie vernahm das Geräusch draußen im Flur.
Dort wurde der Telefonhörer aufgelegt. Anna Wenger tauchte gleich darauf in der
Zwischentür auf. »Ich komm nicht durch. Tut mir leid, Franziska! Die Nummer ist
besetzt...« Sie unterbrach sich, und man sah ihr deutlich das Erschrecken an, das
wie ein Schatten über ihr Gesicht huschte. »Dorothea !« rief sie, und ihre Stimme klang nicht so bedrückt wie bei den Worten zuvor.
»Ist dir wieder gut? Wir haben uns schon Sorgen gemacht...«
    Achselzuckend löste sich die Angesprochene
vom Fenster. »Ich weiß gar nicht, was mit euch ist. Natürlich ist alles in
Ordnung mit mir. Was sollte denn auch sonst sein? Ich wollte in die Küche um
den anderen Kuchen zu holen und anzuschneiden. So war’s doch, nicht wahr? Einen
Moment lang habe ich abgeschaltet und bin zum Fenster gegangen. So etwas kann
schließlich jedem passieren, und wenn man in diesem Monat neunundsechzig wird
wie ich , dann ist das schließlich keine Schande. Und
nun setzt euch wieder hin und trinkt euren Kaffee, bevor er kalt wird, und
gafft mich nicht so an... Ich weiß gar nicht, was ihr wollt - es war doch gar
nichts ...«
     
    *
     
    Am Ende des Nachmittags wollte Dorothea
Witulla wie üblich ihre beiden Freundinnen zur Bushaltestelle begleiten.
    Aber diesmal ließen die beiden Besucherinnen
das nicht zu.
    »Du hast doch genug zu tun«, ließen sie sie
wissen. »Bis du hier aufgeräumt und das Geschirr gespült hast, ist es schon
wieder dunkel. Die Tage werden kürzer. Bleib hier und geh’ früh zu Bett! Das
wird dir gut tun .«
    »Ihr seid heute richtig komisch«, ließ Dorothea
Witulla sie wissen. »Es ist doch überhaupt nichts dabei, wenn ich mit euch gehe
und ...«
    »Heute aber ruhst du eben mal aus«, ließ
Franziska Gauer sich nicht beirren. »Du siehst abgespannt aus. Du gefällst mir
nicht. Ich glaube, es ist doch besser, wenn wir deinen Arzt anrufen ...«
    »Untersteht euch !« Dorothea Witulla drohte den beiden Freundinnen mit dem rechten Zeigefinger.
»Wenn ich einen Arzt brauche, das bestimme ich. dann muß ich mich wirklich
krank fühlen - und das ist bisher nicht der Fall. Ich bin nicht so verkalkt, um
nicht zu merken wann es mir schlecht geht. Wenn man erst mal so ’nen Weißkittel
im Haus hat, dann findet der unter Umständen auch noch etwas. Nichts, das hätte
mir gerade noch gefehlt ... Ich bin gesund, und mir geht’s gut - und damit
basta. Und ihr beide geht jetzt, ohne daß ich euch begleite. Ich hab auch gar
keine Lust mehr. Ihr habt mich nämlich
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