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1366 - Die Freiheit des Bewußtseins

Titel: 1366 - Die Freiheit des Bewußtseins
Autoren: Unbekannt
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sich weiter oben."
    Sie stiegen aus. Barkon, der sich nie von seinem Stock trennte, folgte dem Dorten, der wortkarg voranging. Es herrschte eine unheimlich anmutende Stille, die das Geräusch ihrer Schritte nur noch hervorhob.
    Barkon geriet ein wenig außer Atem und war froh, als sein Führer stehenblieb und auf einen besonders großen Dreiecksstein deutete, der auf einem aus Fels gehauenem Sockel stand. „Das ist es."
    Die eingravierten Schriftzeichen waren stark verwittert und wären kaum lesbar gewesen, selbst wenn Barkon die Sprache besser gekannt hätte. Aber Shanondoyle kannte die Inschrift wohl auswendig, denn er las sie vor, ohne hinzusehen: „Dem großen Freund der Dorten gewidmet: CORANDO, der Mann von Nirgendwo."
    Ellert und Testare empfanden den geistigen Schock Barkons so wie dieser selbst. Es war die plötzlich klar einsetzende Erinnerung, die den Barkoniden bis ins Mark hinein erschütterte.
    Corando war einer der Kundschafter gewesen, genau wie er. Aber er hatte auch als Wissenschaftler einen guten Ruf gehabt. Warum war er hier auf dieser einfachen Welt geblieben, statt seinem Auftrag nachzukommen? Oder hatte er den Inhalt des Auftrags ebenso vergessen wie Barkon?
    Gab es jemals eine Antwort auf diese Fragen?
    Die Jahreszahl auf dem Grabstein war total unleserlich, aber Shanondoyle behauptete, Corando sei vor etwa zweihundert Jahren gestorben.
    Ungefähr dreihundert Terra-Normalzeit, bestätigte Ellert.
    Der Dorte ging langsam und wortlos zurück zum Wagen. Barkon blieb noch einen Augenblick stehen, wie im Gebet versunken, ehe er sich abwandte und vorsichtig den kiesbedeckten Weg zurückwanderte.
    Erst als sie ein Stück in Richtung Stadt gefahren waren, brach er sein Schweigen. „Glaubst du, Shanondoyle, daß es Unterlagen über das Wirken dieses Corando gibt, vielleicht in alten Archiven oder in historischen Büchern?"
    „Schriften, meinst du? Der Rat müßte es wissen."
    Sie näherten sich dem Stadtrand. Kleine Häuser, meist ebenerdig errichtet, standen rechts und links einer schmalen, ungepflasterten Straße, die zum eigentlichen Zentrum führte.
    Barkon dachte, auf seine beiden Gastbewußtseine konzentriert: Ich schlage vor, daß Testare bei mir bleibt, um Sprachschwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Und du, Ellert, könntest dich inzwischen um den Doppeltransmitter kümmern. Niemand wird dich bemerken, und wir verlieren später nicht soviel Zeit.
    Die Körperlosen bestätigten.
    Erneut überwältigte Ellert der Eindruck unbeschränkter Freiheit, als er Barkons Körper verließ und die Stadt unter sich liegen sah. Es wäre ihm jetzt möglich, in Gedankenschnelle von Galaxis zu Galaxis zu eilen, die Milchstraße zu finden und Kontakt zu den so lange vermißten alten Freunden auf zunehmen.
    Und doch konnte er es nicht tun. Nicht nur wegen Testare, der ihn mühelos hätte begleiten können, sondern in erster Linie wegen Barkon, dessen Bewußtsein an seinen Körper gefesselt war und der auf den Transport durch Transmitter angewiesen blieb.
    Er ließ die kleine Stadt hinter sich zurück und näherte sich der Station. Erst jetzt fiel ihm die äußere Konstruktion - eine flach angelegte Stufenpyramide - auf. Einer Anlage in dieser Form glaubte er noch nie zuvor begegnet zu sein.
    Die fünf verbliebenen Wächter hatten es sich in einem kleinen Nebenraum bequem gemacht. Ihre Aufgabe war mehr als einfach. Wenn im Transmitter ein Besucher materialisierte, so würde dieser im Käfig festsitzen, bis er daraus befreit wurde. Er konnte seine Reise erst dann fortsetzen, wenn er die Abstrahlkabine betrat.
    Ellert begann mit dem Studium der Kontrollen, die sich erheblich von jenen unter dem Dom Keschdan unterschieden. Zwar wirkten auch hier etwa handflächengroße Tasten als Kontakthersteller, aber sie trugen keine Bildsymbole. Statt dessen ließen sich undeutliche Schriftzeichen oder Zahlen erkennen. Sie würden erst dann aufleuchten, wenn die entsprechende Taste gedrückt wurde.
    Vielleicht war es Barkon möglich, die Schriftzeichen zu entziffern und den Transmitter zu justieren. Er selbst konnte jetzt nicht viel tun, außerdem wollte er die Wächter nicht unnötig mißtrauisch machen. Er hätte einen von ihnen übernehmen und an den Kontrollen herumspielen lassen können, hielt es aber nicht für besonders ratsam.
    Nicht ganz zufrieden mit sich, verließ er die Station und kehrte zur Stadt zurück. Es war später Nachmittag, trotzdem herrschte kaum Verkehr in den wenigen schmalen Straßen. Ein paar
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