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1366 - Die Freiheit des Bewußtseins

Titel: 1366 - Die Freiheit des Bewußtseins
Autoren: Unbekannt
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Augenblick bekanntgeben, dann nämlich, wenn sie ihre Roben aus dunklem Samt mit weißer Pelzumrandung angelegt hatten und im Dom erschienen.
    Auch Keschan war heute feierlicher als sonst gekleidet. Seine Aufgabe war, die herbeiströmenden Pilger am Torbogeneingang zu beobachten, sie truppweise in den Dom zu führen und ihnen Plätze zuzuweisen, einfache Holzbänke, aufgestellt in Halbkreise unterhalb der Empore, die den Zeremonienmeistern und der eigentlichen Feierlichkeit vorbehalten blieb.
    Seit einigen Minuten fühlte Keschan sich nicht wohl. Es muß die ungewohnte Aufregung sein, dachte er bei sich und geleitete eine Abordnung langbeiniger und dürrer Humanoiden zu ihren Sitzen. Am Eingang hatten an die zwanzig Domwarte - insgesamt existierten ständig einhundertsechzehn, die Zahl änderte sich nie - Mühe, die andrängenden Massen der Pilger zurückzuhalten und zur Ordnung zu zwingen. Viele der fremden Besucher würden keinen Platz im Dom erhalten und draußen bleiben müssen.
    Sosehr Ellert auch den Geist Keschans erforschte, mehr, als der Domwart selbst wußte, konnte er auch nicht erfahren. Er ließ ihn zur Empore hochblicken. Erst zwei Zeremonienmeister waren dort erschienen und hatten Platz genommen. Sie gehörten verschiedenen Völkern an, aber die Einheitskleidung ließ die Unterschiede geringer erscheinen.
    Er verließ den Domwart und hielt sich dann dicht über den beiden Robenträgern, in der Hoffnung, daß sie sich unterhielten und etwas über den Grund der Feier verlauten ließen. In eins der Bewußtseine einzudringen, wagte er nicht.
    Wenn er doch wenigstens Jen Salik irgendwo entdecken könnte! Aber der Ritter der Tiefe war und blieb verschwunden, aber falls er etwas mit der bevorstehenden Feierlichkeit zu tun haben sollte, was mehr als nur wahrscheinlich sein dürfte, mußte er früher oder später im Dom erscheinen.
    Doch die meisten Plätze der Zeremonienmeister waren noch unbesetzt. Die Herren ließen sich Zeit.
    Endlich wandte sich der eine Robenträger dem anderen zu. Er warf einen kurzen Blick zur runden Kuppeldecke, Ellert erschrak, denn er schien direkt in seine Augen zu sehen, und flüsterte scheu: „Lethos-Terakdschans Geist ist hier. Er wird unsichtbar der Zeremonie beiwohnen."
    Der andere mit der Robe nickte nur stumm und voller Ehrfurcht.
    Ellert stieg höher, bis hinauf zur Kuppeldecke.
    Der Geist von Lethos-Terakdschan...? Ein Doppelbewußtsein, soweit sich Ellert erinnerte. Terakdschan galt als der Begründer des Ordens, vereint mit dem Bewußtsein von Lethos, um dem endgültigen Auslöschen zu entgehen. Beide existierten als bloße Bewußtseine im Dom und stärkten so die Aufgaben der Ritter der Tiefe.
    Der eine der Zeremonienmeister hatte entweder die Nähe von Lethos-Terakdschan oder die seine, Ellerts, im Unterbewußtsein gespürt. Übereilt und eine Entdeckung fürchtend, glitt Ellert in das weniger empfindliche Bewußtsein von Domwart Keschan zurück, der die letzten freien Plätze auf den Holzbänken vergab und sich auf seine Ausgangsstellung am Torbogen zurückzog. Er hatte Kopfschmerzen.
    Auf dem Weg zu dem gestern entdeckten Transmitter führte Barkon die Echse Testare in den Aufbewahrungsraum für die ehemaligen Aktionskörper der Porleyter. Unordentlich standen oder lagen sie auf dem Boden herum oder waren in Regalen gestapelt. Es blieb noch immer ein Rätsel, wieso Ellert und Testare bei ihrer Rematerialisation - und dann noch an anderer Stelle - in zwei dieser Androiden geraten sein konnten. „Genau hier kannst du die Echse zurücklassen. Salik wußte es, und Ellert gelang es. Also versuche es, Testare."
    Sekunden später erstarrte der Androide und rührte sich nicht mehr. Mit dem Bewußtsein Testares hatte ihn auch das geliehene Leben verlassen. „Nun?" erkundigte sich Barkon, als er das vorsichtige und sehr behutsame Eindringen Testares in sein eigenes Bewußtsein spürte. „Wie findest du das?"
    „Du bist mir jedenfalls lieber als der Saurier, und außerdem kann ich dich jederzeit nach Belieben verlassen."
    „Vorläufig bleibst du bei mir. Es genügt, wenn sich einer von euch in Gefahr begibt. Ich mache mir Sorgen um Ellert. Der Dom beherbergt die Geister der in ihm eingegangenen Ritter. Sie werden ihn aufspüren.
    Und was dann geschieht, weiß ich nicht. Schlimm wäre es, wenn sie ihn nicht mehr freigäben."
    Testare antwortete nicht.
    Barkon ging nicht schnell und brauchte Zeit, bis er endlich den Transmitterraum betrat. Er blieb stehen, um die halbwegs
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