Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1360 - Die Seuche namens Saladin

1360 - Die Seuche namens Saladin

Titel: 1360 - Die Seuche namens Saladin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
das Haus zu gelangen, das uns beide mit einer schon fast bedrückenden Stille empfing.
    Wir blieben im Eingangsbereich stehen, und wir hatten die gleichen Gedanken.
    Suko sprach sie aus. »Ich denke, wir sollten uns jeden Raum vornehmen.«
    »Okay«
    Keiner von uns sprach über die eigenen Vermutungen. Die Vorstellung, plötzlich zwei Leichen zu entdecken, wollte einfach nicht aus meinem Kopf.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass die Stille sogar dazu passte.
    Auf meinem Rücken blieb das Kribbeln bestehen, als ich in die Zimmer schaute. Auch wenn ich mit den Conollys befreundet war, blieb ein befremdliches Gefühl bei mir zurück. Wenn der Besitzer da war und ich ein Haus durchschritt, war das etwas anderes als durch diese Leere zu gehen. Zudem noch leise und sogar mit angehaltenem Atem.
    In Bills Arbeitszimmer blieb ich etwas länger stehen. Die Spuren der vergangenen Nacht waren getilgt worden. So standen keine leeren Flaschen mehr herum, und auch die Sessel waren wieder in ihre normale Position gerückt worden.
    Hinter mir wurde die Tür aufgestoßen, und Suko betrat das Zimmer mit einem Schulterzucken.
    »Sie sind tatsächlich nicht da. Aber wo können sie denn sein? Du hast zuletzt mit ihnen telefoniert.«
    »Habe ich. Nur war da noch alles normal gewesen. Bill hat das Gespräch unterbrochen, als Sheila vom Garten zurückkehrte. Sie hat dort etwas aufgeräumt. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass wir sie hier finden können.«
    Suko stellte sich hinter einen Sessel und stützte beide Ellenbogen auf den obersten Wulst des Rückens. »Kannst du dir denn vorstellen, wo sie sein könnten?«
    »Nein. Ich kann leider nicht in die Zukunft sehen. Für mich steht nur fest, dass sie weggefahren sind. Und sie haben sich nicht gemeldet, um zu sagen, wohin.«
    »Das ist natürlich dumm. Hätte ich Bill wirklich nicht zugetraut.«
    Ich hatte einen Einspruch. »Moment mal, so kannst du das nicht sehen. Es muss nicht unbedingt Bill gewesen sein. Es kann durchaus an Sheila gelegen haben. Wenn wir davon ausgehen, dass sie tatsächlich unter Saladins Kontrolle steht, dann kann alles Mögliche passiert sein, an das ich lieber nicht denken will. Und dir brauche ich erst recht nichts darüber zu sagen.«
    »Könnte man sie weggelockt haben?«, überlegte Suko laut.
    »Auch.«
    »Wohin?«
    Ich winkte ab. »Hör auf, dir den Kopf darüber zu zerbrechen. Saladins Pläne kennen wir im Einzelnen nicht. Er wird das fortführen wollen, was der Grusel-Star versäumt hat.«
    »Entführung?«
    »Kann sein.«
    Suko verzog beim Sprechen die Lippen. »Die Vampirwelt hat noch Platz, John.«
    Das stimmte. Trotzdem wollte ich nichts davon hören. Ich schlug die Augen nieder und schluckte. Es war wirklich zum Verzweifeln.
    Wo steckten Sheila und Bill? Und was konnten wir tun?
    Sollten wir nach ihnen fahnden lassen?
    Nein, das wäre Unsinn. Ich hätte so etwas auch nicht durchbekommen, denn es lag kein triftiger Grund vor. Die Conollys waren erwachsenen Menschen. Sie konnten tun und lassen, was sie wollten. Theoretisch bestand die Gefahr für Leib und Leben, aber das meinen Kollegen klar zu machen, war fast unmöglich.
    Wir brauchten eine Entscheidung. Halbherzig holte ich mein Handy hervor, um Bill anzurufen.
    Wieder hätte ich mir den Versuch sparen können. Niemand meldete sich.
    Die Conollys schienen der normalen Welt entrissen worden zu sein.
    Suko klopfte auf das Leder. »Was also machen wir?«
    Ich hob die Schultern an.
    »Du hast keine Idee?«
    »Doch.«
    »Und welche?«
    »Wir warten.«
    »Gut, John. Etwas anderes hätte auch ich nicht vorschlagen können…«
    ***
    Nein, das war kein Traum. Das war Saladin, der plötzlich wie ein Geist erschienen war, doch er war leider kein Geist, sondern verdammt lebendig.
    Er stand mit einer Gelassenheit und einer Abgebrühtheit auf dem Weg, als könnte ihn nichts auf dieser Welt davon vertreiben. Die Arme hingen locker an den Seiten herab. Der Mund war zu einem breiten und auch widerlich anmutenden Lächeln verzogen. Seine ganze Haltung drückte die Pose des Siegers aus.
    Bill war nicht weiter gefahren und hatte auf die Bremse getreten.
    Er wollte abwarten und auch sehen, wie Sheila auf den Anblick der Gestalt reagierte.
    Sie tat nichts.
    Aber sie verhielt sich auch nicht normal, denn noch immer saß sie so puppenstarr neben ihrem Mann.
    Hatte sie ihn nicht erkannt? Kannte sie ihn überhaupt? Oder war sie nicht in der Lage dazu, sich an etwas zu erinnern? Diese Gedanken huschten durch Bills Kopf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher