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1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten
Autoren: Unbekannt
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war."
    „Weshalb war? Ist er es nicht mehr?"
    „Nein", antwortete Atlan mit bestechender Logik. „Wir haben das Gerät natürlich gesprengt, da man uns sonst gefolgt wäre. Ein Fahrzeug stand bereit, so daß wir im Abendverkehr unerkannt entkamen.
    Graucum hat die befreiten Sänger und Paraphyr, einen Elfahder, gebeten, schleunigst ihre Hagen-Geen-Untergruppen zu reformieren. Er selbst ist mit uns gekommen. Deine Krankenstation behandelt ihn noch."
    „Wie geht es ihm?"
    „Oh ... In ein oder zwei Stunden ist er wieder wohlauf. Bist du sicher, daß er dir an Bord der HARMONIE willkommen ist?"
    Salaam Siin verstand sofort, worauf die Frage zielte. „Ja, ich bin sicher", antwortete er in überzeugten Tönen. „Die Vergangenheit als Panish Panisha liegt hinter ihm. Außerdem war er es, der die Hagen Geen überhaupt begründet hat."
    „Nun gut. Trotzdem habe ich deinen Syntron gebeten, Graucum genauestens zu überwachen."
    „Eine letzte Frage", sang Salaam Siin. „Was ist mit dem Singuva?"
    Atlan lächelte nochmals. „Wo sollte er besser verwahrt sein als hier an Bord?" Er schaltete ein Bild auf den nächstbesten Monitor. Salaam Siin erkannte, daß es sich um einen seiner leeren Laderäume handelte. Dort lag der geschwänzte Pterusabkömmling reglos in einer Ecke und regte sich kaum, doch ein gesundheitliches Leid war ihm nicht geschehen. „Wir können uns später darum Gedanken machen, wie wir ihn weiter verwenden", meinte Atlan. „Zunächst aber geht es mir um etwas anderes. Genau genommen ist deine Befreiung eigentlich nur ein Zufall, denn ich suche dich aus einem anderen Grund - aus demselben Grund, weshalb ihr mich vor eurer Zelle bewußtlos gefunden habt. Es geht um eine Melodie ..."
    Salaam Siin fuhr interessiert seinen Hals aus und beugte sich vor. Hier war sein ureigenstes Interessengebiet berührt. „Eine Melodie?" wiederholte er. „Wie kann es mit Melodie Probleme geben, wo du kein Sänger bist?"
    Aber Atlan kam nicht mehr dazu, seine Frage zu beantworten.
    Ein Alarmsignal ließ den Meistersinger hochfahren, und die Bildschirme der HARMONIE aktivierten sich selbsttätig. Salaam Siin sah, daß die Syntronik einen leistungsstarken Schutzschirm aufgebaut hatte. Über ihnen, in nicht mehr als einem Kilometer Höhe, schwebten zehn Raumschiffe. Es handelte sich um diskusförmige Konstruktionen, die den Flaggschiffen der Ewigen Krieger entfernt ähnelten. „Sie haben uns gefunden", pfiff Salaam Siin fassungslos. „Wie ist das möglich?"
    Atlan zeigte düster auf den Monitor, worauf noch immer der Singuva sichtbar war. „Es muß seine Schuld sein. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Vielleicht trug er irgendwo einen Sender bei sich, den ich nicht entdeckt habe."
    „Ich verfüge nicht über Internortung." Das war die Syntronik. „Es liegt jedoch nahe, daß der mutmaßliche Sender ins Exoskelett des Gefangenen integriert ist."
    Und der Singuva schaute triumphierend auf, als spüre er, daß man ihn gerade in diesem Augenblick beobachtete. Sein echsenhaftes Gesicht mit dem knöchernen Außenskelett verzog sich zu einer Grimasse des Hohns. „Was tun wir jetzt?"
    „Warten wir ab", empfahl Atlan. „Sie werden sich melden."
    Der Netzgänger mit dem stangenförmigen Körper behielt recht. Sekunden später flackerte ein Bildschirm auf und zeigte den Oberkörper eines Pterus. „Wir fordern euch zur Übergabe auf", sagte er. „Eure Bedenkzeit läuft in einer Minute ab. Dann wird geschossen - und glaubt nur nicht, daß wir auf den Herrn Rücksicht nehmen!"
    „Bluffen sie?" wollte Salaam Siin wissen. „Das schließe ich aus", antwortete Atlan. „Bedenke die Mentalität der Singuva. Wenn die Interessen der ganzen Rasse berührt sind, zählt der Einzelne nicht. Wir könnten unserem Gefangenen seine Kenntnisse abpressen, und das darf unter keinen Umständen geschehen; so denken sie eben."
    „Was bleibt uns dann übrig?" sang Salaam Siin in schiefer, fast schon peinlicher Tonlage. In diesen Sekunden war er froh, daß sein Retter nicht über das Gehör eines Sängers verfügte. „Ich bin sicher, daß die Pterus ohne Rücksicht auf Mardakkas Bevölkerung schießen werden. Das dürfen wir nicht erlauben, es würde Millionen Tote geben. Also bleibt nur eins: Sobald das Ultimatum abläuft, startet die HARMONIE mit Höchstbeschleunigung in den freien Raum. Meine KARMINA wird das Manöver synchron mitvollziehen."
    „Und dann?"
    „Das ist die große Preisfrage. Verfügt die HARMONIE über nennenswerte
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