Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1360 - Abschied der Vironauten

Titel: 1360 - Abschied der Vironauten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
doch vielleicht ergab sich eine Situation, die sie zu ihrem Vorteil nutzen konnten.
    Fünf Minuten später huschte ein Schatten durch ihren Gang. Salaam Siin sah nicht den Körper, der dazugehörte - dazu gewährte das Fenster nicht genügend Sicht. Aber als er gleichzeitig das Zischen eines Strahlers in unmittelbarer Nähe ausmachte, stellte sich jede Faser seines Körpers wie, elektrisiert auf. Unwillkürlich dehnte sich sein Teleskophals zu voller Länge, und er hatte Mühe, die Reaktion plötzlich überreizter Nerven einzudämmen.
    Ein zweites Mal der Schatten... Und wieder hörte er das Zischen eines Strahlers.
    Nun endlich begriff Salaam Siin. Vielleicht zeigten die Kampfgeräusche wirklich einen Befreiungsversuch an, aber vorerst war dort irgend jemand unterwegs und brachte Gefangene um. „Du bist verrückt!" krächzte Graucum nur. Seine Haut wies einen unvermittelt rosaroten Schimmer auf, der den Schrecken des ehemaligen Panish Panisha widerspiegelte. „Gewiß nicht, gleich sind wir an der Reihe! Wir müssen singen, Graucum, auch wenn wir nur zu zweit sind! Konzentriere dich!"
    Salaam Siin war nicht zum ersten Mal in einer lebensgefährlichen Lage, doch nie zuvor hatte es derart hoffnungslos ausgesehen. Er nahm Graucums Fühlerbüschel, die als Greif und Tastwerkzeuge dienten, und spürte, wie sie trotz der Gefangenschaft sich aneinander aufrichteten. Aber es würde nicht reichen, es konnte nicht! Zehn Ophaler waren nötig, um ein durchschnittliches Lebewesen suggestiv zu beeinflussen.
    Sie aber waren nur zwei ...
    Salaam Siin gab sich willentlich einen Ruck. Wer resignierte, hatte schon verloren, dachte er, und er sagte sich, daß sie beide keineswegs beliebige Sänger waren. Er selbst galt als das größte Talent seit vielen Generationen würdig, einmal mit den Großen Sängern in einem Atemzug genannt zu werden. Und Graucum gehörte diesbezüglich ebenfalls zur absoluten Elite. Nicht umsonst hatte er es im unseligen System des Kriegers Ijarkor zum Panish Panisha, zu einem Lehrer der Lehrer gebracht.
    Neue Zuversicht durchströmte ihn. „Jetzt gleich ist es soweit", summte er angespannt. „Halte dich bereit, Graucum." Die Aufforderung war überflüssig, das wußte er, aber sie beruhigte seine Nerven.
    Die Tür nebenan wurde auf gerissen. Salaam Siin vernahm durch die Wand einen halbherzigen Versuch, dem Schützen suggestiv beizukommen. Umsonst - das zischende Geräusch erklang zweimal kurz hintereinander, und im Augenblick darauf wurde die Tür zugeschlagen. „Wir sind an der Reihe, Graucum!"
    Sie stimmten einen suggestiv ungerichteten Summton an, der nach Belieben eingesetzt werden konnte.
    Zunächst kamen nur ein paar krächzende Laute, doch schon eine Sekunde später erwachten ihre Membrankränze zu voller Leistungsbereitschaft.
    Durch das Sichtfenster erkannte Salaam Siin den Schützen. Es handelte sich um den Singuva. Der andere war in eine Schutzmontur mit transparentem Helm gehüllt, was ihre Aufgabe noch erschwerte. Übereinstimmend entfalteten die beiden Sänger von Ophal ihre volle psionische Kraft, und durch die halbgeöffnete Tür schlug dem Singuva ein Bannakkord von beträchtlicher Schärfe entgegen.
    Aber sie waren nur zwei, und ihr Gegner zählte zu einer Klasse weitgehend resistenter Lebensformen. Als wolle er ihre Mühe verhöhnen, hob der Singuva seinen Strahler und brachte ihn langsam in Anschlag.
    Salaam Siin versuchte vorzuspringen - Graucum hinderte ihn daran. Erst später erfuhren sie, daß an der scheinbaren Grausamkeit ein Paralysator-Streifschuß schuld war.
    Die vorläufige Rettung kam allerdings aus anderer Richtung. „Halt!" schrie eine Stimme; sie mußte aus der Mündung des Korridors dringen.
    Der Singuva fuhr schwerfällig herum. Bevor er jedoch abdrücken und den neuen Gegner töten konnte, faßten Salaam Siin und Graucum zu. Sie fanden eine Lücke, hakten unisono mit einer punktierten Note ein und brachten so den Geist des Singuva in ihre Gewalt. „Nicht nachlassen!" sang Salaam Siin in einer Frequenzlage, die den Bannakkord nicht störte. „Wir müssen ihm den Strahler abnehmen."
    Betont langsam, um die Trance des Singuva nicht zu stören, rückten die beiden Sänger vor. Salaam Siin entwand ihm die Strahlwaffe, was leichter fiel als erwartet, und fand erst dann Zeit, sich dem bewußtlos daliegenden Retter zuzuwenden.
    Es handelte sich um eines jener stangenförmigen, fast zwei Meter großen Wesen, die er schon mehrfach getroffen hatte. War es Alaska Saedelaere,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher