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1357 - Nach dem Holocaust

Titel: 1357 - Nach dem Holocaust
Autoren: Unbekannt
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werde ihn nicht noch einmal um Hilfe bitten", wehrte Nung-Ha ärgerlich ab.
    Sie war eine schon etwas angejahrte Kartanin, und ihre Erscheinung entsprach sicher nicht in allen Punkten dem Schönheitsideal ihres Volkes. Sie war breit gebaut und untersetzt - eine Seltenheit unter den sonst so schlanken Kartanin. Ihre blütenweiße Uniform spannte sich über einem beachtlichen Bauch.
    Wahrscheinlich hatte Nung-Ha-V'irn außerordentliche Schwierigkeiten, eine passende Kombination für sich zu finden, und diese Prozedur mochte ihr peinlich sein. Wenigstens stellte Eirene sich das vor. Es war die einzig befriedigende Erklärung für Nung-Ha-V'irns ausgeprägten Tick, sich überaus vorsichtig zu bewegen und jede Berührung mit allem, was irgendwie schmutzig oder kantig sein konnte, peinlichst zu vermeiden. In der Praxis bedeutete dies, daß Nung-Ha-V'irn sich kaum je aus ihrem bequemen Sessel erhob. War sie doch einmal dazu gezwungen, dann tappte sie in einem seltsam schleichenden Watschelgang um alle potentiellen Hindernisse herum, und dabei waren ihre Hände rastlos damit beschäftigt, imaginäre Staubkörnchen abzuwehren und zu entfernen.
    Trotz allem war Nung-Ha-V'irn eine überaus intelligente und tatkräftige Kartanin, die sich glänzend darauf verstand, die anfallenden Arbeiten zu verteilen und zu organisieren. „Ich weiß", seufzte Eirene, während sie Nung-Ha-V'irn nachdenklich betrachtete. „Dieser Bao at Tarkan liegt euch schwer im Magen. Aber die NARGA PUUR ist riesengroß. Es gibt dort Hilfskräfte in Scharen, von technischen Dingen und Medikamenten einmal ganz zu schweigen. Und es muß etwas geschehen.
    Die Kranken brauchen Hilfe."
    „Wir werden es ohne diese Fremden schaffen", knurrte Nung-Ha-V'irn ablehnend. „Diese Fremden sind eure Artgenossen", gab Eirene zu bedenken. „Es sind Kartanin - genau wie ihr."
    „So? Erstens wissen wir nicht, was sich alles in diesem riesigen Schiff verbirgt, und zweitens sind die Kartanin in der NARGA PUUR wohl doch in einigen Belangen ein wenig anders als wir."
    „Bei ihnen haben die Männer das Sagen", nickte Eirene, die entschlossen war, den Stier bei den Hörnern beziehungsweise die Katze an den Ohren zu packen, anstatt um den heißen Brei herumzuschleichen. „Und ihr seid es gewohnt, Männer verächtlich zu behandeln. Aber diese Art von Verachtung ist in eurer Lage ein Luxus, den ihr euch nicht leisten könnt. Ihr braucht Hilfe. Von wem sie kommt, sollte euch doch egal sein. Und außerdem - es sind trotzdem Kartanin!"
    „Das ist nicht der springende Punkt", erklärte Nung-Ha-V'irn ärgerlich. „Es spielt im Augenblick keine Rolle, wie wir zu den männlichen Mitgliedern unseres Volkes stehen. Oder ist es dir etwa entgangen, daß die meisten gesunden Überlebenden Männer sind? Sie arbeiten mit, und viele von ihnen müssen in diesen Tagen große Verantwortung tragen. Es ist bewundernswert, wie sie damit fertig werden. Nein, ich habe keine Vorurteile, und ich verachte Bao at Tarkan nicht. Aber er verachtet uns! Ich habe ihn um Hilfe gebeten, und er hat abgelehnt."
    „Das ist schon einige Tage her", wandte Eirene ein. „Wahrscheinlich gab es auch in der NARGA PUUR Schwierigkeiten. Ich glaube nicht, daß sie dort die Möglichkeit hatten, sich vor dem Psi-Sturm zu schützen."
    „Wenn es so ist, dann brauchen wir sie gar nicht erst zu fragen. Am Ende verlangen sie noch, daß wir ihnen helfen sollen!"
    „Aber wir könnten es doch wenigstens versuchen. Wir gehören nicht zu eurem Volk. Wir vergeben uns also 'auch nichts, wenn wir um Hilfe bitten. Und andererseits kann niemand behaupten, daß ihr vor den Kartanin in der NARGA PUUR zu Kreuze gekrochen seid."
    Nung-Ha-V'irn zögerte, und Eirene wartete voller Ungeduld. „Also gut", murmelte Nung-Ha schließlich. „Meinetwegen könnt ihr es versuchen. Aber ich warne dich: Mach dir keine zu großen Hoffnungen. Dieser Bao at Tarkan ist ein arroganter Bursche."
    Eirene lächelte und wandte sich hastig ab.
    Es war schon ihr vierter Versuch, und es hatte lange gedauert, bis es ihr gelungen war, Nung-Ha-V'irn umzustimmen. Sie zog es vor, der Kartanin aus den Augen zu kommen, bevor die es sich wieder anders überlegte. Schon einmal hatte Eirene sie fast so weit gehabt, daß sie zustirnmte. Dann hatte sie es sich im letzten Moment anders überlegt. Eirene wollte ihr diesmal keine Gelegenheit dazu geben.
    Nung-Ha-V'irn hatte ihr provisorisches Hauptquartier in einem unzerstörten Gebäude am Rand des Raumhafens von Hangay
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