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1350 - Tarkan

Titel: 1350 - Tarkan
Autoren: Unbekannt
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„Ich habe dir etwas zu zeigen. Du sollst sehen, wie der frevlerische Eifer der Ungläubigen sich auswirkt."
    Der Hauri war kaum gegangen, als der Raum sich verdunkelte. Perry Rhodan sah sich um. Der Ausgang zum Balkon hin war verschwunden, der Durchgang in die kleine Kammer ebenfalls. In den beiden Seitenräumen war es finster geworden.
    Ein Bild entstand in der Dunkelheit. Er kannte es. An Bord der Kapsel hatte er es zum erstenmal gesehen: einen eng gewebten Sternenteppich, eingebettet in ein All, das von düsterrotem Leuchten durchsetzt war.
    Für Wasserstoff-Alpha-Strahlung hatte er das rote Licht damals gehalten. Jetzt wußte er es besser. Es war das Hintergrundleuchten des sterbenden Universums, dessen Temperatur infolge der Kontraktion zu steigen begonnen hatte.
    Das Blickfeld weitete sich. Die Sterne schmolzen zu einer massiven Galaxis zusammen, aus deren hellem Kern zarte Spiralarme weit ins All hinausgriffen. Jenseits der Weiten des intergalaktischen Leerraums kamen andere Sterneninseln zum Vorschein: elliptische, spiralförmige und solche von unregelmäßiger Gestalt. Es war zu sehen, daß die Galaxien sich aufeinander zubewegten. Die Darstellung war eine Simulation. Sie raffte die Zeit, um dem Zuschauer Zusammenhänge zu verdeutlichen, die er bei normalem Zeitablauf nicht hätte wahrnehmen können. Im selben Maß, wie die Stemeninseln aufeinander zurückten, verstärkte sich die Intensität des Hintergrundleuchtens.
    Eine Stimme drang aus der Höhe. Sie sagte auf Interkosmo: „Also spricht Heptamer, Sohn der Götter und Herrscher der Eshraa Maghaasu, und belehrt solcherart die Unwissenden: Der Sechste Tag ist das Ende des Anfangs ..."
    Perry Rhodan saß gebannt und lauschte den Worten einer fremden Lehre. Die Bilder vor seinen Augen wechselten. Er sah das All in den Farben der Blüten des Strauchs Dulaam, des Erzes Sarttu, des Kristalls Ihari-Atu und des Minerals Ar-Thymon leuchten und beobachtete, wie es sich am Ersten Tag mit der Schwärze des ultimaten Abgrunds füllte. Er sah Sterne koagulieren und zu dichtgepackten Gaswolken werden. Er sah Galaxien miteinander verschmelzen und in immer grellerem Licht leuchten, während der Horizont des Alls sich um sie herum zusammenzog. Er erlebte den Augenblick der Kopplung von Energie und Materie und wußte, daß von da an bis hin zum Ereignis der Singularität zwischen Strahlung und Korpuskeln nicht mehr zu unterscheiden sein würde.
    Er sah die Schatten der Geistwesen Eteequ und Annutu. Er erlebte ihre Kämpfe. Er sah die Annutu sterben und die Eteequ in dem Herrn Heptamer aufgehen. Der Herr Heptamer aber wurde niemals anders dargestellt als in der Gestalt eines unglaublich hellen Sechsecks.
    Er begriff einiges,was ihm bisher unklar gewesen war. Er verstand, daß „Stätte" das Hauri-Wort für „Galaxis" war und daß „die Zwanzigstätten" eine Ansammlung von zwanzig Galaxien darstellte, über die der Herr Heptamer herrschte. Der Vergleich mit einer Mächtigkeitsballung kam ihm in den Sinn, und er hielt es nicht für unwahrscheinlich, daß der Herr Heptamer, den sie den Sohn der Götter nannten, eben das war, was man im Standarduniversum eine Superintelligenz nannte.
    Er bewunderte die Art der Darstellung, die Elemente naiver Gläubigkeit mit soliden Kenntnissen der Kosmologie verband. Die optische Präsentation eines sterbenden Universums faszinierte ihn. Aber für die Worte, die er hörte, hatte er wenig Verwendung.
    Zweitausend Jahre Lebenserfahrung hatten ihn gelehrt, sich vor denen zu hüten, die ihre Überzeugung für die einzig richtige hielten und Andersdenkende summarisch zu Ungläubigen stempelten, denen der Zorn übergeordneter Entitäten - in diesem Fall der Götter im Land Shamuu - sicher war. Die Geschichte der Milchstraße kannte Hunderte von Beispielen, die Zeugnis dafür ablegten, daß die Verquickung von Ideologie und Wissenschaft unweigerlich Not und Elend hervorbrachte. Die asketische Intoleranz der Hauri war ihm zuwider. Er fand es fast schon unglaublich, daß ein Volk, das eine derart fortgeschrittene Technik entwickelt hatte, noch in den Klauen einer hexengläubigen Religiosität gefangen sein solle.
    Nein: Die sechs Lieder des Buchs Hexameron hatten ihm nichts zu sagen. Werden und Vergehen waren natürliche Vorgänge, ob es sich um Blumen auf der Wiese oder Universen in der endlosen, unvorstellbaren Weite des Hyperraums handelte. Wer sie mit den Thesen einer Ideologie verbrämen wollte, dem war dies unbenommen. Aber wenn seine
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