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1350 - Tarkan

Titel: 1350 - Tarkan
Autoren: Unbekannt
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breitete sie aus, um den Freund zu umarmen. Oh, wie leid tat es ihm, daß er ihn heimlich hatte verlassen wollen. „Ich komme", rief er im Laufen. „Ich will nie wieder von dir ..."
    Der grelle Blitz nahm ihm die Sicht. Ein Schlag von mörderischer Wucht erschütterte ihn. Er erinnerte sich später noch, daß ein Gefühl endloser Enttäuschung seine Seele erfüllte. Aber der Eindruck währte nur den Bruchteil einer Sekunde.
    Dann empfand er nichts mehr. „Es war Varro pak Duur", sagte LE-DAS sanfte Stimme. „Der Pikosyn hat ihn anhand der optischen Aufzeichnung einwandfrei identifiziert."
    Es mochte eine Stunde her sein, daß er wieder zu sich gekommen war. Er befand sich in vertrauter Umgebung: im Innern der Kapsel. Es gab kein Bild, das seine Aufmerksamkeit abgelenkt hätte, und das nahm er als Zeichen dafür, daß LEDA sich durch Räume bewegte, in denen kein Verfolger ihm etwas anhaben konnte.
    Es hatte ihn Mühe gekostet, die gedankliche Orientierung wiederzufinden. Zu intensiv hatte ihn der Psikyber beeinflußt, zu überraschend war die letzte Wendung der Ereignisse gewesen. „Varro ahnte wahrscheinlich, daß du zu fliehen versuchen würdest", fuhr LEDA fort. „Er war auf der Hut. Er folgte dir, als du dich auf den Weg machtest. Er wußte, daß ich irgendwo auf dich wartete. Im Innern des Sockels der Hyperantenne muß es eine kleine Kontrollstation geben. Er alarmierte das Psikyber-System. Von sich aus hatte es nicht auf dich angesprochen; denn du tatest nichts Gefährliches. Er gab die entsprechenden Instruktionen. Der Psikyber suggerierte dir ein schlechtes Gewissen. Du warst im Begriff, einen Freund im Stich zu lassen, und als den Freund identifizierte Varro pak Duur sich selbst."
    Er erinnerte sich. Er war auf die hagere Gestalt zugelaufen. Er hatte sie voller Reue und Bedauern umarmen wollen, als der Schuß fiel. „Komm näher", hatte der Freund gerufen, nur um ein besseres Ziel zu haben. „Varro pak Duur hatte dich offenbar schon abgeschrieben", sagte die sanfte Stimme der Kapsel. „Er benutzte den Psikyber, um dich anzulocken. Aber er wußte, daß du nie der Verbündete der Hauri werden würdest. Er mußte dich ausschalten, bevor dir die Flucht gelang. Wenn der Pikosyn den Feldschirm nicht aktiviert hätte, gabe es dich nicht mehr. Und selbst unter dem Schutz der Energiehülle hast du einen kräftigen Schock erlitten. Aber mach dir keine Gedanken: Du bist körperlich und seelisch in Ordnung."
    „Was geschah mit Varro pak Duur?" fragte er. „Nichts. Der Pikosyn verzichtete darauf, das Feuer zu erwidern. Es hätte uns nichts eingebracht. Statt dessen aktivierte er das Gravo-Pak und brachte dich auf dem schnellsten Weg in Sicherheit. Varro wird Mühe haben, vor seinen Artgenossen zu verantworten, daß er dich hat entkommen lassen."
    „Gab es keine Verfolgung?"
    „Nur indirekt. Der Psikyber blieb weiterhin aktiv und versuchte mit allen Mitteln, dich zu beeinflussen. Jedenfalls lese ich das aus den Anzeigen, die ich während des Anflugs zum Treffpunkt erhielt. Aber du warst bewußtlos. Die Beeinflussung erzielte keine Wirkung."
    „Und seitdem? Lassen uns die Hauri einfach ziehen?"
    „Ich wußte nicht, wie sie uns verfolgen wollten", antwortete LEDA gelassen. „Ich bewege mich durch ein Medium, das ihren Raumschiff en nicht zugänglich ist. Außerdem müssen sie sich hüten, in diesem Raumsektor allzu aktiv zu werden. Erinnere dich: Sie wollen im verborgenen bleiben."
    Er entspannte sich. Er war in Sicherheit. Im nachhinein erschien ihm der zweitägige Aufenthalt auf Bentang wie ein Alptraum. Er ruhte auf einer weichen Liege. Neben ihm, behutsam über die Lehne eines Sessels drapiert, lag die Netzkombination. Der Pikosyn war desaktiviert. Er nahm sich vor, sich bei ihm zu bedanken, sobald sich die Gelegenheit ergab. In Wirklichkeit verdankte er sein Leben der Ansammlung mikrominiaturisierter Syntron-Prozessoren, die in die Kombination eingearbeitet waren.
    Er fühlte sich wohl. Nachwirkungen des Alptraums gab es nicht. „Wohin jetzt?" fragte er. „Ich dachte, es gäbe nur ein Ziel", antwortete LEDA. „Die blaue Sonne?"
    „Die blaue Sonne", bestätigte LEDA. „Den hellsten Stern des Pentagramms. Wer immer dort am Werk ist, er müßte daran interessiert sein zu erfahren, was sich auf Bentang tut. Wir kommen diesmal nicht mit leeren Händen."
    „Einverstanden", sagte er matt. Plötzlich spürte er den Hunger, der ihm den Magen zusammenzog. „Es gibt eine Menge Informationen, die wir sammeln
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