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1349 - Chronik der Kartanin

Titel: 1349 - Chronik der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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erschütternd.
    Bei meinem ersten Erwachen hatten die Hangay-Völker wenigstens noch losen Kontakt zueinander, sie blieben in Funkverbindung, und es gab sogar noch so etwas wie eine Raumfahrt. Als ich zum zweitenmal erwachte, erkannte ich schon aus den Aufzeichnungen des Erleuchteten, der vor mir geweckt worden war, daß keines der 21 Hangay-Völker mehr Raumfahrt betrieb. Und aus den Berichten der Raknor-Roboter ging hervor, daß die Situation auf den Siedlungswelten noch viel schlimmer war. Die meisten Völker waren so weit degeneriert, daß sie mit der ihnen zur Verfügung stehenden Technik nichts mehr anzufangen wußten. Ihr Intelligenzfunke erlosch allmählich, sie gehorchten mehr und mehr ihren Instinkten, verließen die Siedlungen, verkrochen sich in Höhlen und Erdlöchern, kletterten in Bäume oder tauchten in die Gewässer, je nach Abstammung: Sie kehrten in die Reviere ihrer primitiven Vorfahren zurück. Und meine kartanischen Brüder entwickelten sich zu fleischfressenden Raubkatzen zurück.
    Es kostete mich viel Überwindung, den Raknor-Robotern nicht eine neue Programmierung zu geben, die ihnen befahl, den Degenerierten zu helfen. Aber der Gedanke daran, daß diese Rückentwicklung eines Tages beendet sein würde, die Strangeness-Mutation dann abgeschlossen war und wir von neuem beginnen konnten, richtete mich wieder auf.
    Ich durfte nicht über die Schrecken des Augenblicks jammern, ich mußte stark sein für die Zukunft.
    Dermaßen gestärkt ging ich zurück in den Schlaftank.
    Beim dritten Erwachen stellte ich fest, daß die anderen Schlaftanks zerstört und die Erleuchteten getötet worden waren. Ich sah mich einer Horde Kartaninähnlichen gegenüber, die ich als Tefroder identifizierte.
    Sie waren uniform gekleidet und schwer bewaffnet. Ein kleiner Mann, dessen Schulterpartie etwas reichlicher geschmückt war als die der anderen, trat vor und sagte etwas, das von einem Gerät, das neben ihm aufgestellt war, ins Kartanische übersetzt wurde. „Ich bin Flottenadmiral Nermo Dehlim. Wir haben den Weg eurer Robotschiffe bis zu diesem prächtigen Riesenschiff zurückverfolgt. Und hier sind wir. Wir stehen im Krieg mit Methanatmern, den Ureinwohnern jener Galaxis, in die wir emigrierten. Dieses Schiff könnte uns wertvolle Dienste in diesem Krieg leisten.
    Und du wirst es für uns in Fahrt bringen - oder wir machen mit dir kurzen Prozeß. Wie mit deinen zwölf Freunden."
    Jetzt erst fiel mir ein, daß wir vergessen hatten, die robotischen Kontaktschiffe aus der Tefroder-Galaxis zurückzuholen.
    Ich ging zum Schein auf die Forderungen der Tefroder ein. „Ich schenke dir die NARGA SANT, Flottenadmiral Nermo Dehlim", sagte ich. „Ich fliege sie sogar in eure Galaxis. Aber nur unter der Bedingung, daß ich ein Raumschiff und freies Geleit bekomme und daß ihr Ardustaar für immer fernbleibt."
    „Wir wollen nur das Schiff", sagte der Tefroder. „Wir haben in unserer Galaxis genug um die Ohren, als daß wir uns mit zusätzlichen Problemen auseinandersetzen könnten. Wir machen einen Friedensvertrag, sobald die NARGA SANT unserer Flotte zugeführt wurde und du unsere Navigatoren eingeschult hast. Aber traust du dir zu, diesen Koloß allein zu manövrieren?"
    „Ich kann es!" behauptete ich, was aber nur die halbe Wahrheit war, denn ich dachte nicht im Traum daran, mich zu fügen. Ich traute den Tefrodern nicht und rechnete damit, daß sie rair dasselbe Schicksal wie den Erleuchteten zudachten, wenn sie ihr Ziel erreicht hatten.
    Und ich hatte auch schon einen Plan, wie ich sie überlisten konnte. Zwei Umstände kamen mir dabei zugute. Erstens hatten die Tefroder nur mit einem einzelnen Raumschiff an der NARGA SANT angelegt, und bloß zwei weitere hatten im Raum Position bezogen. „Mehr als diese drei Schiffe konnten wir nicht entbehren", erklärte mir Nermo Dehlim dazu. „Wir konnten auch nicht ahnen, welche fette Beute wir machen würden. Und wie man sieht, benötigen wir auch kein stärkeres Kontingent zur Kaperung der NARGA SANT."
    Zweitens kam mir zugute, daß die Tef roder keine Ahnung von der Bedeutung des aus achtzehn Quarztürmen bestehenden Nocturnenstocks hatten. Auf Nermo Dehlims Frage erklärte ich, daß es sich dabei um eine halborganische Steuereinheit handele, die es mir erlaubte, die NARGA SANT allein zu manövrieren.
    Tatsächlich aber gedachte ich, die tefrodischen Piraten mit Unterstützung des Nocturnenstocks zu schlagen. Ich verzichtete bewußt darauf, die Sicherheitseinrichtungen der
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