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1349 - Chronik der Kartanin

Titel: 1349 - Chronik der Kartanin
Autoren: Unbekannt
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irgend jemand zu schaden.
    Es gab noch eine Reihe von Schwierigkeiten zu meistern, etwa die, daß die Transporter der NARGA SANT nicht genügend Fassungsraum hatten, um die Tautropfen in großen Mengen befördern zu können.
    Oder die, daß wir keine Schutzschirme besaßen, die große Mengen Psichogontropfen an der spontanen Deflagration hindern konnten.
    Das erste Problem lösten wir, indem wir mehr Transporter abstellten als ursprünglich geplant. Das zweite Problem löste sich von selbst, als sich herausstellte, daß unsere Frauen auch die Fähigkeit hatten, zu mehreren einen Geistesblock zu bilden, der die Tautropfen abschirmte und so an der Selbstzündung hinderte.
    Aber das sind unbedeutende Nebensächlichkeiten.
    Darum werde ich mich kürzer fassen und mich auf die wichtigen Ereignisse konzentrieren
     
    9.
     
    Es ließ sich nachträglich nicht mehr rekonstruieren, wann das Verhängnis begann, denn es kam langsam und allmählich über uns, wie das schleichende Gift einer Seuche.
    Die ersten Symptome waren Vergeßlichkeit, aber wer mißt einer solchen natürlichen Unzulänglichkeit schon besondere Bedeutung bei? „Was ist denn in letzter Zeit nur los mit dir, Pola?" wunderte ich mich über meine Gefährtin. „Du vergißt immer mehr als die Hälfte von dem, was ich dir sage."
    „Die Beschäftigung mit den Tautropfen nimmt mich sehr stark in Anspruch", entschuldigte sie sich. „Dann solltest du einige Zeit davon ablassen", riet ich. „Wo denkst du hin, Oogh!" rief sie entgeistert. „Du kennst die theoretischen Möglichkeiten, die das Psichogon bietet. Wir müssen so lange an uns arbeiten, bis wir sie nutzen können. Wenn es uns gelänge, eine ausreichende Anzahl dieser Tautropfen zu konzentrieren, Millionen oder gar Milliarden von ihnen, und sie dann spontan deflagrieren lassen, dann ..."
    „Ja?"
    „... dann könnten wir mit den frei werdenden Kräften sogar die Trennwand zwischen den Universen niederreißen!"
    „Und dabei alle den Tod finden und eine kosmische Katastrophe verursachen", fügte ich hinzu. „Es ist nur eine Frage der Absicherung", erwiderte Pola-Ciu. Sie zog die Stirn kraus, als hätte sie den Faden verloren und könne sich nicht erinnern, worüber wir gerade gesprochen hatten. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht, sie umarmte mich und schmiegte sich an mich. Sie sagte völlig zusammenhanglos: „Die Antwort lautet - ja."
    „Was - ja?" fragte ich. „Du wolltest doch wissen, ob ich in guter Hoffnung bin."
    Das war tags zuvor gewesen, und da hatte sie auf meine diesbezügliche Frage geantwortet, daß sie sich für einige Zeit an keinen Erntekornmandos mehr beteiligen wolle.
    Ich hatte an mir selbst wiederholt das Vergeßlichkeits-Syndrom festgestellt. Zum erstenmal, soweit ich mich erinnern konnte, vor fast einem Jahr, also drei Jahre nach unserer Ankunft in Ardustaar.
    Es waren nur Kleinigkeiten, die meinem Gedächtnis entfallen waren, so daß ich es für mich behielt. Aber als ich an einem Tag Anordnungen traf, die ich tags darauf durch gegenteilige Befehle aufhob, weil ich vergessen hatte, was ich angeordnet hatte, stellte sich Sorge über meinen Geisteszustand ein.
    Ich sprach über mein Problem immer noch zu niemandem, aber ich gewöhnte es mir an, wichtige Dinge im Computer einzuspeichern und den Speicher immer dann abzurufen, bevor ich neue Entscheidungen traf. Das half mir über die Gedächtnislücken hinweg, aber es war keine Lösung auf Dauer.
    Und nun entdeckte ich die gleichen Symptome bei meiner Gefährtin, und rnir fielen plötzlich unzählige Fälle ein, in denen alle möglichen Mitarbeiter meinen Befehlen zuwidergehandelt hatten. Oder auf einfache Fragen unsinnige Antworten gaben. Oder einfach baten, das Gesagte zu wiederholen. Mir fiel ein, daß die Angehörigen fast aller Völker darüber klagten, sich nicht mehr recht an die Gegebenheiten in der Heimat erinnern zu können ... Und wie viele solcher und ähnlicher Situationen waren meinem Gedächtnis entfallen?
    An manchen Tagen staunte ich, was der Computer alles auswarf, wenn ich meinen „Gedächtnisspeicher" abrief. Ich konnte manchmal nicht glauben, daß ich es gewesen war, der diese Angaben gespeichert hatte.
    Im privaten Bereich war die grassierende Vergeßlichkeit noch hinzunehmen. Aber wir hatten eine wichtige Mission zu erfüllen, und der Gedanke an das furchtbare Chaos, das entstehen mußte, wenn keiner mehr wußte, welche Aufgaben er zu erfüllen hatte, bescherte mir einen Haarausfall.
    Ich wandte mich an
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