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1344 - Fluchtburg der Engel

1344 - Fluchtburg der Engel

Titel: 1344 - Fluchtburg der Engel
Autoren: Jason Dark
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Gestalt am Wegesrand. Jagte er oder sie die Engel?
    »Ich denke das Gleiche wie du, John«, meinte Bill.
    »Ist auch nicht schwer.«
    »Bitte«, sagte Linda, »worüber machen Sie sich denn so große Gedanken?«
    Ich winkte ab. »Lassen wir das.«
    »Nein, John, du solltest es sagen«, meinte Bill.
    »Warum? Es ist vielleicht nur ein Irrtum gewesen.«
    »Trotzdem.«
    Ich war zwar nicht hundertprozentig überzeugt, aber ich tat ihm den Gefallen und berichtete den Schwestern von diesem ungewöhnlichen Anhalter, den wir nicht einstufen konnten.
    Ich hatte sie dabei nicht aus den Augen gelassen. So fiel mir auch ihr leichtes Erschrecken auf und ebenfalls die Blicke, die sie sich zuwarfen.
    Ich beschrieb die Gestalt so gut wie möglich. Man ließ mich nicht zu Ende reden, denn Linda Dorn übernahm das Wort.
    »Ja«, sagte sie leise, »die haben wir auch gesehen.«
    »Wo?«, fragte Bill sofort.
    »Hier nicht. Draußen, im Nebel.«
    »Das sollten sie uns genauer erzählen.«
    Wir erfuhren alles, auch von dem seltsamen Tod eines Engels.
    Von ihm war etwas zurückgeblieben, das aussah wie geschmolzener und danach wieder erkalteter Zucker.
    »Darauf haben wir uns keinen Reim machen können«, übernahm Wilma wieder das Wort. »Aber etwas ist geblieben. Es ist die Angst vor der Zukunft. Die Angst davor, dass unser Refugium zerstört werden könnte. Wir haben uns Gedanken gemacht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass die Engel gejagt worden sind.«
    »Das könnte stimmen.«
    »Aber von wem wurden sie gejagt?«, fragte Wilma. »Glauben Sie, dass es die Gestalt gewesen ist, von der Sie uns erzählt haben?«
    »Ja, das glaube ich.«
    »Und wer ist sie?«
    Ich hob die Schultern. »Wir können es nicht mit Gewissheit sagen, aber wir haben einen Verdacht.«
    »Und?«
    »Belial«, sagte ich.
    Damit konnten die Frauen nichts anfangen. Das sah ich an ihren ratlosen Blicken.
    Ich präzisierte meine Antwort. »Belial, der Lügenengel. Eine mächtige Gestalt im Reich der Finsternis.«
    Wieder bekam ich keine Antwort. Die Frauen hatten wirklich keine Ahnung. Ich wollte sie in ihrer Unwissenheit belassen und sie nicht mit Fakten über den Lügen-Engel verunsichern. Bisher hatten wir nur über bestimmte Dinge gesprochen. Jetzt aber war es wichtig, dass wir die Beweise bekamen.
    »Ich denke, dass Sie uns die Engel jetzt zeigen möchten«, sagte ich mit leiser Stimme. »Sie haben uns ja ein so großes Vertrauen entgegengebracht, dass dieses Letzte auch noch dazugehört.«
    Sie nickten synchron und bewegten sich auch zur Seite, so dass sie gegen die Treppe schauten.
    Wir hatten uns schon gedacht, dass die Stufen hoch in den Hoteltrakt führten. Es war der, dessen Fenster offen standen. Darauf sprach ich die Frauen an.
    »Wir wollten, dass sie freien Zutritt haben«, erklärte Wilma.
    »Nichts sollte versperrt sein. Wir mussten ihnen zeigen, wo ihre Fluchtburg ist und dass wir auf sie gewartet haben.«
    Wir stiegen die Stufen hoch. Die Schwestern gingen vor uns und drehten sich auch nicht um. Es sprach niemand ein Wort, und ich merkte, dass die Spannung in mir anstieg.
    Dann hatten wir das Ziel erreicht und blieben am Beginn des Flurs stehen. Der erste Blick hinein. Er brachte nichts besonderes, denn der Flur sah so aus wie viele andere auch. Türen rechts und links, wobei die allerdings nicht geschlossen waren.
    »Bitte«, sagte Wilma leise.
    Sie überließ uns den Vortritt.
    Bill war schneller als ich und schob sich in den Raum hinein. Er trat sofort zur Seite, um mir den nötigen Platz und die entsprechende Sicht zu verschaffen.
    Um das offene Fenster und um den davor wallenden Nebel kümmerte ich mich nicht. Mein Blick blieb auf dem Bett haften. Endlich bekamen wir den Beweis, dass die Schwestern nicht gelogen hatten.
    Auf dem Bett lag der Engel!
    ***
    Ein nahezu andächtiges Schweigen hatte sich ausgebreitet. Hinter uns hatten auch die Schwestern das Zimmer betreten, und acht Augen richteten sich auf den reglosen Engel.
    Er lag auf dem Rücken und er war mit einem Menschen wirklich nicht zu vergleichen. Ich hatte ihn noch nicht berührt. Er kam mir feinstofflich und zugleich fest vor. Das war in sich ein Widerspruch, aber nicht, wenn ich ihn genauer betrachtete, denn da konnte ich sehen, dass sich an seinen Seiten stärkere Umrisse abzeichneten, so dass mir der Vergleich mit Nähten in den Sinn kam.
    »Das ist einer von ihnen«, sagte Wilma leise. »In den anderen Zimmern liegen noch mehr.«
    »Ja«, sagte ich nur und nickte dabei. Dann
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