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1344 - Fluchtburg der Engel

1344 - Fluchtburg der Engel

Titel: 1344 - Fluchtburg der Engel
Autoren: Jason Dark
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ging ich auf das Bett zu. Meine rechte Hand holte das Kreuz hervor, das ich schließlich auf dem Handteller liegen ließ.
    »Was tun Sie da?«, rief Linda leise.
    Ich drehte mich um und hielt das Kreuz hoch.
    Sie erschrak, aber im positiven Sinn und flüsterte: »Gütiger Himmel, ist das wunderbar.«
    »Das sehe ich auch so.« Mehr sagte ich nicht. Mit dem Kreuz in der Hand näherte ich mich dem Engel. Einen großen Plan hatte ich nicht. Ich wollte nur erleben, wie er auf die Berührung mit dem Kreuz reagierte. Er war der Bote eines besonderen Königreichs und er stand auch auf einer anderen Seite als Belial.
    Ich beugte mich über ihn.
    Erst jetzt nahm ich den leichten Geruch wahr, der von ihm ausströmte. Es roch nach Vanille und es war wirklich nicht unangenehm für mich. Ich schloss für einen Moment die Augen, um mich ganz dem Geruch hinzugeben, danach betrachtete ich das geschlechtslose Wesen wieder, das mir so hauchzart vorkam wie eine Elfe aus dem Aibon-Reich.
    Zuerst berührte ich den Engel mit der freien linken Hand. Mit der Handfläche strich ich über seinen Körper hinweg. Es gab einen Widerstand, doch er war so gut wie nicht vorhanden. Mir erschien es, als hätte ich über eine sehr dünne Membran gestrichen.
    Kein Zittern. Keine Wärme und auch keine Kälte. Der Engel blieb starr und erschöpft liegen.
    Er war fertig. Er würde sich nicht wehren können, wenn er von irgendwelchen Feinden angegriffen wurde.
    Alles kam auf mein Kreuz an. Wie würde der Engel diesen Kontakt aufnehmen?
    Noch mal holte ich tief Atem. Meine Konzentration galt seinem Gesicht. Es war vorhanden in den Umrissen, doch die typischen Merkmale fehlten bei ihm. Und trotzdem war es ein Gesicht von dem etwas Wunderbares ausströmte.
    Das Kreuz fand seinen Platz auf der Körpermitte der Gestalt. Ich hielt es dabei fest, weil ich nicht wollte, dass die hauchdünne Membran zerstört wurde.
    Reagierte er?
    In den folgenden Sekunden passierte nichts. Bei mir breitete sich eine leichte Enttäuschung aus, denn damit hatte ich nicht gerechnet.
    Aber das Kreuz ließ mich nicht im Stich, denn plötzlich strahlte es auf. Ja, es gab sein herrliches Licht ab, das so hell war und mich trotzdem nicht blendete, denn so erlebte ich als Zeuge hautnah mit, was mit dem Engel passierte.
    Er füllte sich auf!
    Es passierte in seinem Körper, der so leer war und jetzt einen bestimmten Nachschub an Licht erhielt. Diese wundersame Helligkeit erfasste den Engel von den Füßen bis hin zum Kopf.
    Das Kreuz brauchte er nicht mehr. Die Energie hatte seinen Körper wieder zu dem gemacht, was er mal gewesen war. Die Leere war darin verschwunden, denn nun erlebte ich eine Füllung, die mich an eine milchige Flüssigkeit erinnerte.
    Zugleich auch hell und das Innere war fast mit dem draußen hängenden Nebel zu vergleichen.
    Trotzdem bekam der Engel kein Gesicht, aber das Kreuz hatte auf ihn gewirkt wie ein Akku. Er war praktisch wieder aufgeladen worden, und das bewies er uns Zuschauern in den folgenden Sekunden.
    Kein Laut war zu hören, als er sich auf die Seite drehte. Gleichzeitig glitt er wie ein Nebelstreif in die Höhe und flog auf das offene Fenster zu.
    Vier Augenpaare schauten ihm staunend nach, wie er seinen Weg nach draußen und damit wieder in die Freiheit fand. Er glitt in den hellen Nebel hinein und war verschwunden.
    Ich drehte mich um.
    Bill Conolly stand da und lächelte vor sich hin. Er schwieg ebenso wie die Schwestern, die neben der Tür standen und wie Statuen wirkten. Ihre Hände hatten sie wie zum Gebet gefaltet. Es konnte durchaus sein, dass sie still beteten und einer höheren Instanz dankten.
    Ich schaute aus dem Fenster, obwohl es sinnlos war, denn ich sah den Engel nicht mehr. Aber ich war mit meiner Tat zufrieden.
    Durch das Kreuz hatte er seine Kraft zurückerhalten. Er würde es schaffen, wieder seine Dimension zu erreichen, aus der er meiner Meinung nach vertrieben worden war.
    Aber wer hatte ihn vertrieben?
    Es gab für mich nur eine Lösung. Es war der seltsame Anhalter, den wir als Belial identifiziert hatten, obwohl ich mir da auch nicht ganz sicher war.
    Ich wandte mich wieder den andren zu und sagte: »So, das ist der Erste gewesen.«
    Wilma fand ihre Sprache wieder. »Ich kann es noch nicht glauben, aber ich habe es selbst gesehen.« Ihre Stimme zitterte beim Sprechen. »Plötzlich war das Licht in ihm, und er konnte wieder fliegen. Das ist für mich ein kleines Wunder.«
    »Johns Kreuz«, sagte Bill.
    »Ja, ich denke
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