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1344 - Fluchtburg der Engel

1344 - Fluchtburg der Engel

Titel: 1344 - Fluchtburg der Engel
Autoren: Jason Dark
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auch.«
    »So.« Ich nickte den Frauen zu. »Was bei einem geklappt hat, sollte auch bei den anderen so sein. Ich werde den gleichen Vorgang bei den übrigen Engeln wiederholen. Sind sie alle in den verschiedenen Zimmern verteilt?«
    Man bestätigte es mir.
    »Dann wollen wir keine Zeit verlieren.« Ich trat in den Flur und wandte mich dem Nebenzimmer zu.
    Auch dort lag ein Engel wie ein filigranes Kunstwerk aus hauchdünnem Glas auf dem Bett.
    Ich probierte es.
    Es lief der gleiche Vorgang ab. Innerhalb kürzester Zeit war der Engel durch das Licht des Kreuzes wieder belebt und hatte Kraft genug, um das Zimmer durch das offene Fenster zu verlassen.
    Ich nahm mir die nächsten Engel vor. Es war schon beinahe zu einer Routine geworden, sie zu erwecken.
    Noch lagen die Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite vor mir. Auch dort standen die Fenster offen, so dass Platz genug für die entsprechenden Fluchtwege war.
    Drei Räume hatte ich vor mir.
    Beim ersten schaffte ich es wie vorgesehen. Noch die beiden letzten Zimmer, und es war erledigt.
    Ich betrat den zweitletzten Raum.
    Der Schritt über die Schwelle, der schnelle Blick auf das Bett – und die Enttäuschung.
    Hier sah ich keinen Engel!
    Aber das Bett war trotzdem nicht leer. Denn auf dem Laken glänzte ein Zeug, das wie zerriebene Zuckerwatte aussah.
    Für mich stand fest, dass dieser Engel Besuch von einem Todfeind erhalten hatte – von Belial…
    ***
    Die beiden Schwestern und Bill Conolly wollten sich hinter mir in das Zimmer drängen, aber ich stoppte sie:
    »Bleibt da!«
    Sie zogen sich zurück. Das sah ich mit einem schnellen Blick über die Schulter.
    »Was ist denn los?«, fragte Bill.
    Ich gab ihm eine Antwort. »Er war hier. Wahrscheinlich Belial. Bleib du bei den Frauen.«
    »Okay.«
    Meine Spannung hatte sich in Hochspannung verwandelt. Im Hals spürte ich ein Kratzen und hinter den Schläfen spürte ich das harte schnelle Tuckern.
    Es war niemand außer den Resten des Engels zu entdecken. Belial stand in keiner Zimmerecke. Ich sah ihn auch nicht vor dem Fenster. Er musste das Zimmer verlassen haben.
    Aber wohin war er geflogen?
    Er war der Engel der Lüge. Für ihn war Wahrheit, was bei anderen Menschen als Lüge galt. Man musste schon sehr raffiniert vorgehen, um ihn zu überführen. Wenn man ihm die Wahrheit als Lüge verkaufte und trotzdem dabei blieb, dann drehte er durch.
    Mit leisen Schritten verließ ich den Raum wieder. Bill stand mit den Schwestern im Flur. Sie schauten betreten drein.
    »Wir haben nichts gesehen«, flüsterte Bill.
    »Kann ich mir denken. Er stellt es raffiniert an.«
    Bill wies auf die letzte Tür. »Rechnest du damit, dass er auch dort zugeschlagen hat?«
    »Bestimmt. Aber das werde ich noch herausfinden.«
    »Gut, wir bleiben hier.«
    Die Schwestern hatten mich nicht angesprochen. Sie blieben auch still, als ich mich auf den Weg machte. Ich war jetzt angespannt wie die Sehne eines Bogen. Bisher war alles so glatt gegangen, und das machte mich misstrauisch.
    Ich betrat das Zimmer noch nicht. Von der Seite her peilte ich hinein. Es war keiner da, das ahnte ich – und riskierte den nächsten Schritt.
    Der erste volle Blick.
    Natürlich schaute ich auf das Bett. Dort sah ich etwas, das mich erschreckte. Der Engel lag dort auf dem Rücken, aber er war nicht mit denen zu vergleichen, die ich kannte.
    Er lag im Sterben. Jemand hatte ihm etwas getan, der sich aber hier nicht mehr aufhielt. Ich wurde Zeuge, wie die Gestalt verging, sah, dass sie innerlich ausglühte und nicht durch ein Feuer verbrannte. Aber die Glut besaß genügend Kraft, um die Haut zu zerstören. So wurde ich Zeuge, wie sie sich überall, auch an den Rändern zusammenzog und ein völlig anderer Geruch wehte dabei in meine Nase.
    So streng, so scharf. Ohne Feuer und ohne Rauch. Nur ein leises Knistern war zu hören.
    Aber der Geruch stammte unmöglich von dem sterbenden Engel.
    Ich kannte ihn, neu war er mir nicht, und ich merkte, dass ein Schatten mein Sichtfeld beeinträchtigte.
    Ich schaute zum Fenster in.
    Dort hockte eine graue Gestalt. Nein, sie schwebte noch davor, aber sie nahm das gesamte Rechteck ein.
    Aus dieser Nähe betrachtet hatte ich keinen Zweifel, wer es war.
    Der Lügenengel Belial…
    ***
    Er sah aus wie immer. Der Nebel hatte ihn bei unserer ersten Begegnung verzerrt erscheinen lassen, doch jetzt sah ich seine graue, widerliche Gestalt mit den langen verfilzten Haaren, dem alten und trotzdem irgendwie alterslosen Gesicht, durchzogen von
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