Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1342 - Die Totmacher

1342 - Die Totmacher

Titel: 1342 - Die Totmacher
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erinnerte sich daran, dass manche Erwachsenen dieser Zeit mit Schaudern entgegensahen. Sie sprachen dann von einer November-Depression, und sie ergingen sich in Traurigkeit.
    Damit hatte Wendy nichts zu tun. Als Kind genoss sie die vier Jahreszeiten und holte das Beste aus ihnen heraus. Auch der Nebel machte ihr normalerweise nichts aus. Er gehörte dazu. Nur mochte sie es nicht, wenn irgendwelche Typen durch ihn schlichen und ihn als Schutz für ihre Verbrechen suchten.
    Wie lange sie vor dem Fenster gewartet hatte, wusste sie nicht.
    Aber sie musste eine Entscheidung treffen. Der Garten um das Haus herum war ihr nie fremd gewesen. Von klein auf hatte sie darin gespielt und auch jetzt wollte sie sich umschauen. Der Dunst machte ihr nichts. Ebenso wenig wie die feuchte Kühle, denn dagegen konnte sie sich anziehen.
    Hinter der Tür hatte ihr Vater eine Leiste angebracht und hölzerne Garderobehaken hineingedübelt. Dort hingen einige Kleidungsstücke des Mädchens. Die Sommersachen hatte Wendys Mutter bereits weggepackt und so griff das Mädchen zu einer dunkelroten Allwetterjacke, die innen gefüttert war.
    Sie zog sie nicht zu. Die Schuhe standen im Flur direkt an der Haustür. Sie schlüpfte hinein und nahm auch das Feuerzeug von einem Bord. Es verschwand in ihrer rechten Tasche.
    Was Wendy tat, war alles normal. Sie nahm das Feuerzeug auch nicht mit, um altes Laub anzünden. Nein, sie wollte die Kürbisse erhellen, die im Garten standen. Die meisten von ihnen waren geöffnet worden. Wendy selbst hatte die Kerzen hineingestellt und wenn die Lichter in den ausgehöhlten Kürbissen brannten, dann verteilte sich das Licht von innen her in den Augenhöhlen und auch denen des Mundes und den Nasenlöchern.
    Das war ihr Beitrag zu Halloween. Leuchtende Kürbisse im Garten. Wenn dann ihre Schulfreunde eintrafen, würden sie sich bestimmt verkleidet haben.
    Den Hausschlüssel nahm sie auch mit. Sie war wirklich gut erzogen worden und zählte zu den gewissenhaften Kindern.
    Vor dem Haus kam es ihr nicht so neblig vor. Der schmale Weg, der eine Rechtskurve schlug, um in die Straße einzumünden, die zum Dorf führte, war noch nicht vom Dunst erfasst worden.
    Vielleicht würde er auch in der Nähe des Bachs bleiben oder nur bis zu den Kürbissen kriechen, die dann einen besonders schaurigen Ausdruck erhielten.
    Wendy wollte einmal um das Haus herumgehen. Dann hatte sie den Garten erreicht, wo die Kürbisse standen. Sie kam sich plötzlich wieder so allein vor. Okay, das Haus stand nicht im Ort, doch dieses Gefühl der Einsamkeit hatte das Mädchen bisher nicht gekannt, weil es in diesem Haus aufgewachsen war.
    Ihr Vater hatte einen schmalen Weg angelegt, der um das Haus herumführte. Es war eine schwierige Arbeit gewesen, ihn mit Platten zu belegen, aber er hatte es geschafft, und jetzt sah alles anders aus. Jeder konnte gut um das Haus herumgehen und auch Wendy hatte den Garten bald erreicht. Er lag vor ihr, und sie schaute dorthin, wo er leicht abfiel. Dort floss auch der Bach. Um die Grenze des Grundstücks noch deutlicher zu markieren, hatten ihre Eltern einen Zaun ziehen lassen. Zwischen den einzelnen Pflöcken schimmerte der frische Stacheldraht.
    Blätter trudelten von den Bäumen herab dem Boden entgegen.
    Zwischen ihnen standen die Kürbisse. Wendys Eltern hatten sie besorgt und auch im Garten verteilt, aber sie hatten Wendy zuvor gefragt, wohin sie die »Kunstwerke« stellen sollten. Und jetzt standen sie an den Stellen, die das Mädchen dafür ausgesucht hatte, und sie würden auch noch einige Wochen dort bleiben, bis sie verfault waren.
    Der Nebel war noch da. Er schwebte über dem Bach, der bei der Hitze im Sommer ausgetrocknet war und auch jetzt nicht viel Wasser führte. Das Kleid aus Dunst verteilte sich noch über die Ränder hinweg, aber die Schwaden krochen nicht bis auf den Rasen und sie trafen auch keinerlei Anstalten, auf das Haus zuzukriechen.
    Wendy dachte wieder daran, dass sie den Mann mit der Axt im Kopf gesehen hatte. Bei diesem Gedanken versteifte sie sich innerlich. Auch die Haut zog sich auf ihrem Rücken zusammen und für kurze Zeit dachte sie daran, sich im Haus zu verstecken.
    Dann jedoch lachte das Mädchen über sich selbst. Es war Quatsch, so zu handeln. Sie hätte sich nur lächerlich gemacht. Der Typ war nicht mehr da. Sicherlich hielt er sich in einem Pub in Ratley auf und kippte Whisky in sich hinein.
    Vier Kürbisse hatte sie im Garten aufgestellt. Vor der Haustür standen auch zwei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher