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1341 - Der Spion von Kumai

Titel: 1341 - Der Spion von Kumai
Autoren: Unbekannt
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es viel zu tun. „Ging-Li-G'ahd, du spürst weiterhin den Signalen nach. Bei Erfolg unterrichtest du mich unverzüglich.
    Außerdem ist die Espo nun mit Paratau auszurüsten. Auch das leitest du in die Wege."
    Und ihr selbst stand eine weitere Konferenz mit den Protektorinnen von Bansej, Shallej und Hubei bevor.
    Ein bißchen fürchtete sie sich schon.
    Bull starrte den alten Kartanin noch immer wie gebannt an. Jeden Augenblick erwartete er, ihn um Hilfe oder Unterstützung rufen zu hören. Dach nichts dergleichen geschah. Seine nervliche Anspannung löste sich ein wenig. Schließlich hatte der andere behauptet, ihm helfen zu wollen. „Mein Name ist Kor-Chu-H'ay - und du bist die Kranke, die sie suchen, nicht wahr?"
    Der Blick des Alten war fast sanft zu nennen. Die ursprüngliche, nur oberflächlich gebändigte Wildheit der Kartanin war ihm großenteils verlorengegangen. An manchen Stellen durchsetzten graue Haarbüschel sein Fell. Die weiße Kombination schien abgetragen, und im Hosenbund steckten antiquierte Werkzeuge.
    Bull sagte noch immer nichts. Er begriff jedoch, daß Kor-Chu-H'ay seine wahre Identität keineswegs durchschaut hatte. Er hielt ihn noch immer für die kranke, hilfsbedürftige Esperin, als die man ihn eingeschleust hatte. Aber was wußte der Kartanin noch über Bulls vorgeblichen Zustand? Vielleicht gar nichts. „Sei ganz ruhig ... Ich weiß, weshalb du geflohen bist. Sie wollen dich zurückbringen ins Tränennetz, ja?
    Aber keine Angst, das dürfen sie nicht. Ich werde sie daran hindern. Ein paar von euch Frauen erdulden viel, und niemand weiß, wieso eigentlich - jetzt ist es vorbei für dich."
    In den Augen des alten Kartanin erkannte Bull deutlich Mitleid. Zwar widerstrebte es ihm, dessen Gutherzigkeit zu mißbrauchen, doch er hatte keine Wahl. „Du kannst mir wirklich helfen?" krächzte er deshalb. Hoffentlich lag kein Fehler darin, daß er plötzlich sinnvolle Worte hervorbrachte. Aber nein; männliche Kartanin galten als geistig nicht besonders fähig.
    Niemand würde Kor-Chu-H'ay von der LOVELY &BLUE und dem Geschäft mit den Espern berichtet haben. Für ihn war er einfach eine aus Verzweiflung entflohene Paratauwächterin. „Das kann ich", antwortete Kor-Chu-H'ay. „Hörst du? Da kommen sie schon ..." Er faßte Bull beim Arm, stützte ihn fürsorglich und steuerte zielstrebig eine unauffällige Mannschleuse im nächsten Aggregateblock an. Eine Schleuse? wunderte sich Bull. Tatsächlich - er irrte nicht. „Hier werden wir sie abhängen. Und dann überlegen wir, wie ich dir weiterhelfen kann."
    Kor-Chu-H'ay öffnete mit einem Kodeschlüssel die Schotthälften. Dahinter kam ein abgeschirmter Wartungsgang zum Vorschein. Hinter dem Kartanin und Bull in seiner Maske schloß sich die Öffnung. Mit Rücksicht auf Bulls off ensichtlichen Zustand tasteten sie sich behutsam den Gang entlang. Düsteres Licht erhellte notdürftig alle paar Meter die Wände. „Das ist ein Notluftschacht", erklärte Kor-Chu-H'ay. „Nur wer wie ich sein halbes Leben in diesen Kuppeln verbracht hat, weiß darüber Bescheid. Nicht diese jungen Hüpfer, die alle paar Monate von Kartan kommen und alles umkrempeln wollen ..."
    Sie waren fast eine halbe Stunde unterwegs. Zwischendurch erkundigte sich Kor-Chu-H'ay immer wieder nach dem Befinden der vermeintlich kranken Esperin. Bull quetschte dann jedesmal ein paar undeutliche Worte durch die Zähne. Sein Vocoder formte Zischlaute daraus, die seinen Helfer offenbar zufriedenstellten.
    War er tatsächlich vorläufig aus dem Schneider? Bull zweifelte noch. Nach dem letzten Mißerfolg würden seine Verfolger sicherlich mit Paratau ausgestattet. Ihn konnten sie auf diese Weise zwar nicht ausloten, wohl aber Kor-Chu-H'ay. Andererseits bestand keinerlei Grund dazu. In ihrer fast arroganten Haltung würden die weiblichen Kartanin sicherlich nicht mit einem „Verräter" rechnen. Kor-Chu-H'ay arbeitete ohnehin nur aus Unwissenheit gegen sie. „Hier können wir erst einmal bleiben", stellte Kor-Chu-H'ay fest. Er faßte Bull an der Schulter und drückte ihn sanft zu Boden. „Du mußt dich ausruhen, Frau. Vielleicht weißt du nicht einmal, wie schlimm du aussiehst... Nun bist du also entkommen.
    Wir müssen auf Dauer einen Platz für dich finden."
    Bull entschied, jetzt die Initiative zu übernehmen. Besonders rege verhielt sich Kor-Chu-H'ay tatsächlich nicht. Er mußte dessen Mitleid ausnutzen und sorgsam den Anschein der todkranken Esperin wahren. „Wo sind wir hier, alter
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