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1341 - Der Spion von Kumai

Titel: 1341 - Der Spion von Kumai
Autoren: Unbekannt
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Trick in Werftkuppel A, der fast das Suchkommando hätte leerlaufen lassen, deutete im Gegenteil auf äußerst rege Geistestätigkeit hin.
    Und wenn gar kein Trick dahintersteckte? Wenn die Leiterin des Suchkommandos lediglich ihr Versagen in besseres Licht hatte rücken wollen? Aber nein, dachte Dri-Mei-H'ay. Das war unmöglich.
    Sie durfte nicht zu allem Überfluß noch an den eigenen Espern zweifeln. „Ich spüre es wieder", wisperte Ging-Li-G'ahd. Die andere war mitten im Korridor stehengeblieben und balancierte einen Paratautropfen in der geöffneten Handfläche. „Es ist so schwer zu definieren ... Ganz anders als alles, was ich bisher kannte."
    „Kommen die Signale noch immer aus Kuppel B?"
    „Ja ... ja, ich glaube schon."
    „Dann müssen wir so rasch wie möglich weiter. Komm, Ging-Li!"
    Dri-Mei-H'ay eilte voran. Ihre Rivalin wußte sie hinter sich. Der nächstbeste Aufzug transportierte sie hinunter zum Verteilerknotenpunkt, wo sie eine Transportkapsel bestiegen. Die Entfernung zu Kuppel Bschrumpfte rasend schnell. Ein paar der Transportkapseln waren mit Andruckneutralisatoren ausgestättet - was auch für dieses Gefährt galt. Es verzögerte plötzlich ohne spürbaren Ruck, hielt an und ließ die beiden Kartanin vor dem zentralen Aufzug zur Kuppel aussteigen.
    Dri-Mei-H'ay trieb die andere zur Eile an. Ein ungutes Gefuhl hatte sich ihrer bemächtigt. „Spürst du es noch?" wollte sie wissen.
    Ging-Li-G'ahd fixierte den halb aufgezehrten Tropfen in ihrer Handfläche. „Nein. Es ist fort, aber es kann jederzeit wieder anfangen."
    „Das hoffe ich", murmelte die Protektorin. Zum erstenmal seit Jahren schien der Lift ihr viel zu gemächlich. Doch für Antigravschächte und dergleichen Luxus war auf Kumai kein Material übrig.
    Endlich fuhr die Tür beiseite und ließ sie in die Halle treten.
    Nahebei stand ein Posten. Es handelte sich um einen Mann. Er wandte nur ganz kurz den Kopf und konzentrierte anschließend seine Aufmerksamkeit wieder auf das Kuppelinnere. „Wo wird die Kranke gesucht?" erkundigte sich Dri-Mei-H'ay. Ihre Stimme klang ungewollt schroff. „Dort vorn." Der Posten nannte mit einem Buchstabenkürzel den Abschnitt und wies den Weg. „Wir werden sie bald haben, Protektorin."
    Dri-Mei-H'ay machte sich ohne weitere Entgegnung auf. Hoffentlich behielt der Mann recht - es hatte wahrlich genügend Enttäuschungen gegeben in den letzten Tagen. Ihre Adjutantin blieb dicht hinter ihr. Im fraglichen Sektor der Halle herrschte Aufruhr. Die Protektorin machte viele Personen aus, die sich rasch bewegten, und hin und wieder drangen Rufe aus dem maschinellen Irrgarten. „Was ist geschehen?" fragte sie die nächstbeste Esperin, die auf den Korridor trat. „Wir haben sie gleich!" Die Frau stieß ein aufgeregtes Fauchen aus. „Zuerst schien die Kranke uns entwischen zu wollen, aber dann bewährte sich unser System. Sie hat keine Chance."
    Dri-Mei-H'ay beschloß, an Ort und Stelle abzuwarten. Die Entscheidung fiel nicht eben leicht, doch sie sagte sich, daß sie mit persönlichem Einsatz jetzt auch nichts ausrichten konnte. „Ging-Li-G'ahd?"
    „Ja, Protektorin? - Ah ..." Die andere konzentrierte sich nochmals auf den Paratautropfen. „Nein, nichts. Es war ungefähr hier, soviel ist trotzdem sicher."
    Allmählich erstarb der Aufruhr zwischen den Maschinen. In kurzem Abstand traten sämtliche Mitglieder der Esper-Polizei auf den Korridor. Die Leiterin des Kommandos erschien zuletzt. Dri-Mei-H'ay sah ihrem Gesicht auf fünfzig Meter Entfernung den Mißerfolg an. Hatte sie es nicht geahnt?
    Endlich nahm die Leiterin der hiesigen Espo ihre Anwesenheit zur Kenntnis. „Es ist mir unverständlich", berichtete die kleine Frau. Dri-Mei-H'ay schätzte sie wegen ihres überragend ausgeprägten Telepathiesektors. „Hätten wir Paratau dabeigehabt..."
    Die Protektorin verstand den Seitenhieb wohl. „Braucht ihr Paratau, um eine Kranke zu fangen?"
    „Eine gewöhnliche Kranke war das gewiß nicht."
    Dri-Mei-H'ay gab ihr im stillen recht. Nichtsdestotrotz - im Interesse ihrer Autorität durfte sie sich einen solchen Ton nicht bieten lassen. „Du bist zunächst vom Dienst befreit. Bis zur endgültigen Klärung der Sachlage übernimmt deine Stellvertreterin die Leitung."
    Die andere preßte scharf die Lippen zusammen, zerbiß eine Erwiderung zwischen den Zähnen und wandte sich ab. Dri-Mei-H'ay spürte fast Mitleid mit ihr. Später würde sich erweisen, ob die harte Maßnahme angemessen war. Bis dahin aber gab
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