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1328 - Die Lust und der Tod

1328 - Die Lust und der Tod

Titel: 1328 - Die Lust und der Tod
Autoren: Jason Dark
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einer Zwickmühle. Auf der einen Seite setzte sie ihr ganzes Vertrauen in Duval, aber durch sein Verhalten musste sie einfach misstrauisch werden.
    »Weißt du schon, was du tun willst?«, fragte sie Duval.
    »Ja. Ich gehe hin.«
    »Jetzt?«
    »Ich muss es sehen.«
    »Dann bleibe ich an deiner Seite!«
    »Nein, das wirst du nicht. Ich brauche dich hier, denn du sollst meine Arbeit fortführen.«
    »Ich soll sie einreiben?«
    »Was sonst? Wir lassen uns nicht alles nehmen. Hast du verstanden?«
    »Das muss ich wohl.«
    »Dann mach weiter.« Duval wischte seine Hände an einem Tuch ab, dann griff er in die Seitentasche seiner Jacke und holte einen Gegenstand hervor, der Ähnlichkeit mit einer klobigen Pistole besaß. Es musste die Betäubungswaffe sein, mit der er auf Jane Collins geschossen hatte.
    »Wie gesagt, Bea, mach du weiter. Ich werde nachschauen, was draußen wirklich passiert ist…«
    ***
    Es gab keinen Zweifel mehr für mich. Unter der Decke tanzten wirklich die sieben Schatten. Sie zogen ihre Kreise, und sie waren so etwas wie sichtbare Geister, die sich aus den Körpern gelöst hatten. Das wäre bei normalen Menschen nicht passiert. Ich hatte es bei ihnen wirklich mit manipulierten Hexen zu tun, in denen tatsächlich noch etwas Böses steckte.
    Aber dieses Böse stemmte sich gegen das andere Böse oder gegen die andere Magie. Es wehrte sich dagegen, dass die Körper gefangen waren. Es wollte frei sein, und dazu hatte es sich tatsächlich eines Mittels bedient, das normalerweise nicht in Frage kam.
    Der Geist hatte mich gesucht. Er hatte mich gefunden. Ich war gekommen. Ich hatte die Körper erlöst, und so waren sie nun ebenso frei wie die Geister.
    So waren meine Überlegungen. Sollten sie wirklich zutreffen, was hinderte die sieben Geister daran, wieder in die Körper hineinzugleiten und sie zu übernehmen?
    Noch war es nicht so weit. Weiterhin drehten sie sich unter der Decke, und es war dabei kein Laut zu hören. Nicht mal ein Windhauch erfasste mein Gesicht.
    Hörte ich sie?
    Nein, sie kommunizierten nicht. Es wäre vielleicht anders gewesen, hätte ich ein Radio gehabt. So aber blieben sie still. Nur die Bewegungen behielten sie bei.
    Ich konnte sie gut erkennen. Trotz der schnellen Kreise stellte ich fest, dass ich es hier mit Wesen oder Geistern zu tun hatte, die eine menschliche Form besaßen, auch wenn diese durch die schnellen Bewegungen verzerrt wurde.
    Die nackten Frauen starrten sie an. Sie erinnerten mich an Menschen, die zwar etwas sahen, mit ihren Gedanken jedoch woanders waren.
    Geister und Körper wollten sich nicht zu einer Einheit finden. Sie gehörten zusammen, aber sie passten nicht zusammen. Sie kamen auch nicht zusammen, sonst wäre längst etwas geschehen.
    Ich hielt mich an die Frau, die saß. Sie machte auf mich den Eindruck derjenigen, die noch am ehesten durchblickte. Als ich mich ihr näherte, schaute sie mir scheu ins Gesicht.
    »Kannst du dich erinnern?«
    Mit einer Hand wischte sie das Blut unter der Nase weg. Die Geste kam mir irgendwie roboterhaft vor. »Wer bist du?«
    »John heiße ich. Und du?«
    »Maggie.«
    »Kannst du dich erinnern?«
    Nach dieser Frage schaute sie sich erst mal um, als wollte sie die Umgebung absuchen.
    Ich gab ihr Zeit und merkte an ihren Reaktionen, dass sie sich nicht zurechtfand. »Nein, das ist mir fremd. Das ist mir alles fremd.«
    »Woran erinnerst du dich?«
    »An die Gemeinschaft. An das Haus, an das Camp. An unser Camp. Nur für uns Frauen. Versteckt in den Mountains. An die Kraft der Hexen, sonst an nichts.«
    »Sagt dir der Name Duval etwas? Gerard Duval?«
    »Nein, der sagt mir nichts. Alles ist so fremd hier – alles. Was ist denn passiert?« Die Stimme wurde leiser und leiser. »Ich weiß nur, dass wir geschlafen haben. Alle und alle sehr plötzlich. Auf einmal waren wir weg.«
    »Kam Duval?«
    »Es war Nacht. Eine sehr dunkle Nacht. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Nun sehe ich dich und eine andere Umgebung. Ich fühle mich so verlassen. Ich friere. Nichts ist mehr so, wie es einmal gewesen ist. Alles ist fremd…«
    Ich konnte sie verstehen. Und ich wollte sie nicht mehr weiter quälen und nachfragen.
    »Warum bin ich nackt? Warum sind alle anderen auch nackt? Nur du bist es nicht.«
    Ich schielte zur Decke hoch. Dort kreisten weiterhin die halb dunklen Geister. Ich wunderte mich, dass sie nicht in die Körper hineinwollten.
    »Sag was, John.«
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich werde sie dir später erzählen.
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