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1327 - Das Geheimnis der Wissenden

Titel: 1327 - Das Geheimnis der Wissenden
Autoren: Unbekannt
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Wahren?"
    Dao-Lin-H'ay spürte, wie sich ihr die Nackenhaare sträubten. Sie konnte nichts dafür - es war eine Reaktion ihres Körpers, nicht ihres Verstandes.
    „Ja", sagte sie heiser.
    „Wirklich?"
    „Ich werde tun, was nötig ist!" versicherte Dao-Lin-H'ay ärgerlich, und sie meinte es ernst.
    Aber insgeheim fragte sie sich, ob dies wirklich der richtige Weg war.
    Wenn die Wissenden starben und das Geheimnis der Kartanin mit sich ins Grab nahmen - was nützte das? War dann nicht sowieso alles vorbei? Wer sollte dem Volk den Weg nach Lao-Sinh zeigen, wenn es die Wissenden nicht mehr gab?
    „Wir sollten dafür sorgen, daß das Geheimnis weitergegeben wird", sagte sie zögernd.
    „Sonst war alles umsonst."
    „Wenn wir es jemandem verraten, werden die Galaktiker früher oder später davon hören. Dann fängt alles wieder von vorne an, und unser Opfer war umsonst."
    „Wir könnten es aufschreiben und irgendwo hinterlegen", überlegte Dao-Lin.
    „Das hätte genau denselben Effekt."
    „Dann muß wenigstens eine von uns übrigbleiben."
    „Auch das ist nicht möglich. Die Galaktiker würden diese einzelne Wissende bis ans Ende des Universums verfolgen, um die Wahrheit aus ihr herauszuholen."
    „Aber wenn wir alle sterben..."
    „Es gibt eine Möglichkeit", sagten die Wissenden ernst zu der verzweifelten Dao-Lin-H'ay. „Aber sie verlangt von dir ein Opfer, das vielleicht noch größer und noch schwerer zu erbringen ist, als die Aufgabe des eigenen Lebens. Wir wollen nicht, daß du stirbst. Du mußt am Leben bleiben - um jeden Preis. Und die Galaktiker dürfen nicht merken, daß du davongekommen bist."
    „Ich werde nicht zusehen, wie ihr euch tötet", widersprach Dao-Lin-H'ay.
    „Eben wolltest du noch dein eigenes Leben opfern."
    „Das ist etwas anderes."
    „Mag sein. Aber manchmal sind Opfer unumgänglich. Achtzehn Leben, geopfert für das Wohl eines ganzen Volkes..."
    „Achtzehn? Aber das würde bedeuten, daß keine von uns überlebt!"
    „Achtzehn Leben sind nicht viel", sagte eine der Wissenden sauft. „Achtzehn für ein ganzes Volk. Meinst du nicht, daß sich ein solches Opfer rechtfertigen ließe?"
    Dao-Lin-H'ay wußte nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie war verwirrt.
    „Heißt das, daß eine andere für mich sterben soll?" fragte sie.
    „Nicht nur für dich", sagte die Wissende. „Wir haben das Geheimnis unseres Volkes so lange Zeit hindurch gehütet - wir können nicht einfach aufgeben. Wir haben die Pflicht, am Leben zu bleiben. Das weißt du auch, Dao-Lin-H'ay. Du hast selbst verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, unser Wissen zu erhalten."
    Dao-Lin-H'ay sprang auf und ging unruhig hin und her. Die anderen Wissenden, zu alt für heftige körperliche Reaktionen, beobachteten sie aufmerksam.
    „Ihr wollt achtzehn Kartanin opfern", stellte Dao-Lin schließlich fest. „Sie sollen an unserer Stelle sterben."
    „So ist es", sagte die Wortführerin der Wissenden ruhig.
    „Aber das ist Mord!"
    „Es ist Notwehr. Wir müssen die Galaktiker von uns ablenken. Sie dürfen unser Geheimnis nicht erfahren. Du weißt, warum das so ist."
    „Ja", murmelte Dao-Lin. „Aber..."
    „Es gibt kein ‚Aber' in dieser Angelegenheit", erklärte die Wissende streng. „Die Zukunft aller Kartanin steht auf dem Spiel. Meinst du nicht, daß jeder gute Kartanin bereit wäre, mit Freuden sein Leben zu opfern, um diese Zukunft zu sichern?"
    „Dann handelt es sich also um Freiwillige?" fragte Dao-Lin-H'ay erleichtert.
    Das würde es weniger schlimm machen, dachte sie.
    Die Kartanin besaßen ein stark ausgeprägtes Ehrgefühl, und wenn es um die Belange ihres Volkes ging, waren sie zu großen Opfern bereit. Sie waren keine Fanatiker, die den Tod suchten, aber sie scheuten ihn auch nicht, wenn es wirklich hart auf hart kam.
    Das galt auch für Dao-Lin-H'ay.
    Die Wortführerin der Wissenden seufzte leise.
    „Um Freiwillige zu bekommen, muß man vielen Kartanin sagen, worum es geht", sagte sie. „Wie hätten wir das tun sollen? Selbst unter den Kartanin gibt es nur wenige, die von unserer Existenz auch nur etwas ahnen. Es hätte Unruhe gegeben, und die Galaktiker hätten davon erfahren. Nein, Dao-Lin, es sind keine Freiwilligen. Aber sie hätten sich freiwillig für dieses Unternehmen gemeldet, da bin ich mir ganz sicher. Sie werden diese Aufgabe erfüllen, und sie werden es gut machen. Sie bereiten sich soeben darauf vor. Zu gegebener Zeit werden sie die Galaktiker auf ihre Fährte locken. Du wirst sie
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