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1321 - Das Haus der Schatten

1321 - Das Haus der Schatten

Titel: 1321 - Das Haus der Schatten
Autoren: Jason Dark
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nicht wahrhaben. Sie wissen nicht mehr, wie Sie sich verhalten sollen. Man hat Sie eiskalt auflaufen lassen. Wer hat es getan? Wer hat Ihnen den Schatten geraubt? Seien Sie ehrlich!«
    William Hollister starrte Sarah an. Aber sie glaubte nicht, dass er sie intensiv betrachtete, denn sein Blick glitt an ihr vorbei. Aus seinem Mund drangen keuchende Laute. Er stand unter einem großen Druck, der sich plötzlich löste.
    »Die Wolke!«, schrie er. »Es war die Wolke. Sie war im Haus. Sie war dort. Sie hat es uns genommen. Unsere Schatten sind nicht mehr hier. Sie befinden sich woanders. Jemand braucht sie. Wir leben, aber wir leben nicht richtig, verstehen Sie. Wir… wir … sind nur noch Roboter und nichts anderes mehr.«
    Lady Sarah blieb nicht mehr stehen.
    Sie musste etwas tun und dem Mann helfen. Er ließ sie näher kommen, starrte sie an, und die Furcht hatte sich in seine Züge gefressen. Lady Sarah war alles andere als ein Monster. Möglicherweise war dieses Bild ein Teil einer Erinnerung an etwas Grauenhaftes.
    »Er gehört nicht mehr zu mir!«, schrie er Sarah an. »Er ist selbständig. Er gehorcht einem anderen. Meine Seele ist weg. Mein Schatten ist weg…«
    »Bitte, Mr. Hollister, Sie müssen sich zusammenreißen. Sie müssen mir vertrauen. Ich kann und ich werde Ihnen helfen. Wir holen Ihren Schatten zurück. Gemeinsam, verstehen Sie?«
    »Nein!«, keuchte er, »nein.«
    Hollisters Gesicht hatte sich zu einer Grimasse verzerrt. Es wirkte fast wie ein Totenkopf. Er schüttelte sich, und dann tat er etwas, das Sarah nicht begriff. Er rammte seinen Kopf nach unten und hämmerte ihn dabei mit aller Wucht auf das Autodach.
    Sarah schrie auf. Sie ging noch weiter zurück und wartete darauf, dass der Mann zusammenbrach, was er nicht tat. Für wenige Sekunden blieb der Kopf mit der Stirn zuerst auf dem Autodach liegen, dann hob er ihn wieder an und starrte Sarah ins Gesicht.
    »Keine Schmerzen!«, keuchte er. »Ich habe keine Schmerzen! Ich spüre sie nicht mehr! Ich bin kein Mensch, verstehen Sie? Ich bin kein Mensch mehr! Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Die letzten Worte waren nichts anderes als ein Brüllen. Zum Glück befand sich außer ihnen beiden kein Mensch mehr auf dem Parkplatz. Die Leute hielten sich lieber im schattigen Park auf als in der Sonne.
    Sarah tat der Mann Leid. Er litt unter seinem verdammten Schicksal, das über ihn gekommen war. Es war ihm unmöglich, sich selbst von diesen Fesseln zu befreien. Er wünschte sich, endlich Schmerzen zu erleben und wieder ein normaler Mensch zu sein.
    »Mr. Hollister…«
    »Hören Sie auf. Gehen Sie weg!«, fauchte er die Horror-Oma an.
    »Nein, das werde ich nicht tun, denn ich weiß verdammt genau, dass Sie Hilfe brauchen.«
    »Keiner kann mir helfen!«
    »Doch, ich kenne jemanden. Nicht ich kann Ihnen helfen, Mr. Hollister, aber ein Freund von mir. Wenn Sie ihn kennen lernen, werden Sie wieder Hoffnung schöpfen.«
    »Es geht nicht!«
    »Doch!«
    Hollister schwieg. Sarah glaubte schon, gewonnen zu haben, weil er in den folgenden Sekunden nichts sagte.
    Sie irrte sich.
    Er meldete sich zurück, und das auf eine schlimme und schreckliche Art und Weise. Den Griff in die hintere Seitentasche der Hose konnte Sarah nicht verhindern. Der Mann brauchte nicht noch mal nachzufassen, um den Gegenstand hervorzuholen.
    Es war ein Messer, dessen Klinge durch einen Knopfdruck aus einer schmalen Öffnung schoss.
    »Keine Schmerzen und auch kein Tod!«, brüllte er, bevor er sich die Klinge tief in den Bauch stieß…
    ***
    Ich war im ersten Moment wie erstarrt, als ich die gesamte Wahrheit erfasste. Ein Schauspieler hätte sich vielleicht nichts anmerken lassen, aber der war ich nun nicht, und so war ich schon leicht verunsichert worden, was auch der Hausherrin auffiel.
    »Ist was mit Ihnen, Mr. Sinclair?«
    »Nein, nein, schon gut.«
    »Sie sehen plötzlich so überrascht aus.«
    »Das macht der Garten.«
    »Ach ja?« Sie lächelte mokant. »Dann schauen Sie sich doch am besten um. Er steht Ihnen offen, und ich hoffe, dass Sie nicht noch mal erschrecken werden.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Ich werde ihn dann begleiten«, sagte Bill.
    »Gut, ich warte. Wenn Sie etwas trinken möchten, ich bringe Ihnen gern die Drinks.«
    »Nicht nötig, vielen Dank, aber wir kommen schon zurecht«, sagte Bill, der mich durch eine Handbewegung vorschob und bei den ersten Schritten über den Holzweg dicht hinter mir blieb.
    Erst als wir außer Hörweite der Frau waren und das
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