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1321 - Das Haus der Schatten

1321 - Das Haus der Schatten

Titel: 1321 - Das Haus der Schatten
Autoren: Jason Dark
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immer weiter und ließ sich von seinem Ziel nicht abbringen. Er betrat den Parkplatz, auf dem die Autos sich gegenüberstanden und in der Mitte genügend Platz war, um zu wenden und zu drehen.
    Hollister ging auf einen dunkelblauen Ford Focus zu. Er blieb an der linken Seite stehen. Den Autoschlüssel hielt er bereits in der rechten Hand. Er wirkte wie ein Mensch, der darüber nachdachte, ob er fahren sollte oder nicht.
    Lady Sarah war am Eingang des Parkplatzes stehen geblieben.
    Sie überlegte noch, wie sie sich verhalten sollte. Einfach die Sache vergessen oder den Mann erneut ansprechen?
    So leicht gab sie nicht auf. Sie ging auf William Hollister zu.
    Der schaute noch immer auf seinen Wagen und hob erst den Kopf, als sich Lady Sarah räusperte.
    Beide schauten sich an.
    »Sie?«
    »Ja, ich.«
    »Was wollen Sie?« Hollister zeigte eine gewisse Unsicherheit.
    »Ich muss noch mal mit Ihnen reden, Mr. Hollister.«
    »Warum?«
    »Es gibt da ein Problem.«
    »Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Doch, Mr. Hollister. Bei diesem Problem geht es nicht um mich, sondern um Sie.«
    »Das wissen Sie so genau?«
    »Ich denke schon.« Sarah ließ sich nicht beirren. Sie ging langsam näher und blieb an der rechten Heckseite stehen. Schräg schaute sie über das Wagendach hinweg und wartete darauf, dass Hollister reagierte.
    »Bitte, Mr. Hollister.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Ihnen sagen, dass Sie beim Gehen keinen Schatten werfen. Und das ist mehr als ungewöhnlich, meine ich. Oder sehen Sie das vielleicht anders?«
    Er schluckte, bevor er fragte: »Ähm… Schatten, sagten Sie?«
    »Ja. Sie werfen keinen Schatten. Jedes Lebewesen wirft einen Schatten. Jeder Gegenstand, doch Sie nicht. Und genau das bereitet mir eine gewisse Sorge. Sie müssten einen Schatten werfen. Dass Sie es nicht tun, ist ein Phänomen, mit dem ich meine Probleme habe, es zu erklären. Aber Sie können mir vielleicht helfen.«
    Hollister zeigte sich verstockt. »Was geht sie das an, zum Teufel? Gar nichts.«
    »Kann man ohne seinen Schatten leben?«
    »Das sehen Sie doch.«
    »Fühlen Sie sich auch wohl?«
    »Ja, das fühle ich mich.«
    »Aber Sie sind sehr kalt, und das wissen Sie. Ihr Blut hat nicht die normale Temperatur. Ich habe Sie angefasst, und da habe ich die Kälte gespürt. Man könnte dabei sogar von einer Totenkälte sprechen, aber das trifft nicht zu, wenn ich genauer darüber nachdenke. Selbst die Haut eines Toten wird vom Sonnenschein etwas erwärmt. Das ist bei Ihrem Körper nicht der Fall gewesen, und jetzt frage ich mich, wer hat Ihnen den Schatten geraubt?«
    Lady Sarah war auf der richtigen Fährte. Sie merkte es an der Reaktion des Mannes, der seine Hände nicht mehr ruhig halten konnte und dabei immer wieder über seine Kleidung hinwegstrich.
    Auch seine farblosen Augen bewegte er unruhig, als würde er sich an etwas erinnern, das ihm große Angst machte.
    Andere Menschen gerieten ins Schwitzen, wenn so etwas passierte. Er nicht, die Haut wurde nur noch ein wenig blasser.
    »Bitte, vertrauen Sie mir«, sagte Sarah.
    »Gehen Sie!«
    »Das ist nicht die Lösung.« Sarah konnte oft sehr stur sein, und das bewies sie an diesem Tag. Sie ließ den Mann nicht aus dem Blick, der einen innerlichen Kampf mit sich ausfocht.
    »Man kann mir nicht helfen«, sagte er schließlich. »Ich muss den Weg allein gehen.«
    »Das macht fast jeder. Aber es gibt auch Menschen, die sich helfen lassen sollten, wenn ihnen die Probleme über den Kopf wachsen, und das scheint mir bei Ihnen der Fall zu sein. Sie besitzen keinen Schatten. Man hat ihn genommen. Er wurde geraubt. Ich weiß nicht, warum das so geschehen ist, aber ich denke, dass man es nicht mit den normalen Regeln erklären kann. Was ist geschehen?«
    Sarah erhielt keine Antwort. Sie wurde auch nicht mehr angeschaut. Der Mann stierte gegen das Dach seines Autos, das durch das Licht der Sonne erhitzt worden war.
    Sie überlegte, ob sie noch näher an Hollister herangehen sollte.
    Bevor sie einen Entschluss fassen konnte, hörte sie wieder die Stimme des Mannes. Er sprach diesmal sehr leise und auch nicht zusammenhängend.
    »Will… holen … zurückhaben … zu kalt … kann so nicht leben. Nicht mehr weiter …«
    Lady Sarah hatte genau zugehört und erfahren, dass Hollister unter Problemen litt.
    »Der Schatten ist wie eine Seele«, sagte sie. »Er gehört zu einem Menschen. Wer keinen Schatten hat, ist kein richtiger Mensch mehr. Sie haben es genau gemerkt, Mr. Hollister, aber Sie wollen es
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