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1320 - Wolfsmond

1320 - Wolfsmond

Titel: 1320 - Wolfsmond
Autoren: Jason Dark
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möglich.
    Betty schrie auf, als ihr rechtes Gelenk getroffen wurde. Plötzlich zuckten alle Finger. Zwischen dem Metall der Waffe und ihrer Haut schien sich ein glatter Ölfleck gebildet zu haben. Sie war nicht mehr in der Lage, die Pistole zu halten.
    Nicht nur das Handy lag am Boden, auch die Pistole fiel, und genau das hatte Glenda gewollt.
    Bevor Betty eingreifen konnte, führte sie mit den beiden zusammengelegten Händen einen Rundschlag. Sie erwischte die kleinere Frau am Kopf, der zur Seite geschleudert wurde.
    Der Gang war nicht sehr breit, und deshalb prallte sie zuerst mit der Schulter und dann mit dem Kopf gegen den harten Widerstand.
    Sie versuchte noch, sich mit den Handflächen abzustützen, doch diese Bewegung kam zu spät. Die Beine rutschten ihr weg, und plötzlich lag Betty am Boden.
    Das waren Momente, in denen sie ihrem Alter Tribut zollen musste. Sie kam nicht mehr so schnell auf die Beine wie eine junge Frau. Als sie es versuchte, war Glenda Perkins bei und über ihr.
    Betty kam mit dem Körper nicht mehr hoch. Glenda kniete bei ihr und drückte ihr die Mündung der Waffe gegen die Stirn.
    »Und jetzt würde ich mich an deiner Stelle nicht mehr bewegen, Betty. Wage es nicht!«
    Die Frau gehorchte. Die Augen hielt sie leicht verdreht, sodass es ihr gelang, Glenda anzuschauen. Da war nichts Freundliches im Blick, auch nichts Neutrales. Glenda las dort nur Hass und Wut über ihre Niederlage.
    Betty hatte sich jedoch schnell wieder gefangen. Ihr Blick wurde lauernd. Die große Angst war bei ihr vorbei. »Und jetzt? Was willst du von mir, verdammt?«
    »Die Wahrheit. Nicht mehr!«
    Betty sagte nichts. Sie störte sich auch nicht daran, dass die Waffenmündung ihre Stirn berührte. Aber sie hatte sich entschlossen, etwas zu sagen. »Es ist eine Nummer zu groß für dich, Glenda Perkins. Du hättest dich wirklich anders verhalten sollen. Was hier abläuft, das kannst du nicht begreifen, und du sollst es auch nicht begreifen, denn es ist einfach zu unwahrscheinlich. Du wirst es nicht fassen können. Es wird dich an die Grenzen deines Verstandes bringen. Es wird sich auch nichts ändern, wenn du mich umbringst. Hier regieren andere Gesetze. Daran solltest du dich gewöhnen.«
    »Es war ein Wolf, nicht wahr?« Glenda wollte sich nicht beirren lassen, und deshalb blieb sie beim Thema.
    »Genau.«
    »Wie kam er hierher? Was wollen die vier Frauen mit ihm…?«
    »Frag nicht so. Du würdest es nicht begreifen.«
    Mit dieser Bemerkung kam sie bei Glenda gerade an die richtige Stelle. Gerade so etwas putschte sie auf, und sie sagte Betty die Wahrheit ins Gesicht.
    »Es ist kein normales Tier, das denke ich mir. Es gibt Wölfe, aber es existieren auch Abarten von ihnen. Ich nehme an, dass die Saunafreundinnen keinen normalen Wolf verehren oder lieben, sondern einen, den es eigentlich nicht geben darf. Ich denke da an einen Werwolf. Einer, der unter einer schrecklichen Doppelexistenz leidet. Der mal ein Mensch ist und später, wenn der Vollmond am Himmel steht und sein fahles Licht abstrahlt, sich in die Bestie verwandelt. Das ist es schlicht auf einen Punkt gebracht. Oder nicht?«
    Betty hatte zugehört, ohne Glenda zu unterbrechen. Allerdings hatte sich ihr Blick verändert. Wut und Ärger waren daraus verschwunden, um einem gewissen Staunen Platz zu schaffen. Dass Glenda auf diese Lösung gekommen war, damit hätte Betty niemals gerechnet. Ein normaler und auch nicht wissender Mensch hätte so weit nicht gedacht. Das war für sie schon eine Überraschung.
    »Habe ich Recht?«
    Betty versuchte ein Grinsen. »Du redest dich um Kopf und Kragen, Glenda. Du solltest es nicht tun. Du bist jemand, der sich Gedanken macht. Okay, eine letzte Chance. Verschwinde. Lauf ganz schnell weg, kehre nie mehr zurück und vergiss das, was du hier gesehen hast. Geh einfach davon aus, dass du dich geirrt hast.«
    »Wie schön. Und dann?«
    »Nichts mehr.«
    Diesmal grinste Glenda. »Ich denke, dass du dich da geirrt hast, Betty. Sehr geirrt, sogar. Ich gehe nicht. Ich bleibe hier.«
    »Willst du sterben?«
    »Nein, das habe ich nicht vor. Ich möchte nur nicht, dass andere Menschen sterben, denn das soll ja passieren, wenn der Werwolf zubeißt. Er legt seinen Keim. Er sorgt dafür, dass die Menschen sich allmählich verändern. Dass sie ebenfalls zu einem Wolf oder einer Wölfin mutieren. Dass sie in die Maschinerie des Grauens hineingeraten, denn so etwas ist furchtbar. Das weiß ich genau.«
    »Dann behalte dein Wissen für
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