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1320 - Wolfsmond

1320 - Wolfsmond

Titel: 1320 - Wolfsmond
Autoren: Jason Dark
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etwas zu sagen.
    Ein scharfer Schreck durchfuhr sie, als sie daran dachte, dass ihr Handy noch im Gang lag. Sie hatte in der Aufregung vergessen, es einzustecken. Da war die Luger im Moment wichtiger gewesen, die sie an ihrer linken Seite unter den Gürtel geschoben hatte.
    Glenda stand dicht an der Tür, die sie nicht ganz geschlossen hatte. Sie zog sie behutsam auf, vergaß dann allerdings die Vorsicht, weil sie schnell sein wollte. Das Handy holen, es einstecken und wieder zurück in die Kabine.
    Ein guter Plan.
    Nur klappte er nicht.
    Als sie in den Gang nach rechts schaute, war plötzlich alles anders. Das Handy lag nicht mehr auf dem Boden, es befand sich im Besitz einer Frau, die es triumphierend in die Höhe hielt.
    Leider war sie nicht allein gekommen.
    Die drei anderen Saunafreundinnen standen bei ihr. Die vier Frauen bildeten eine Sperre im Gang, und Glenda wusste, dass sie diese wohl kaum durchbrechen konnte.
    Den Wolf sah sie nicht. Das war kein Kriterium für sie, denn die vier Frauen waren sicherlich nicht erschienen, um mit ihr zu plaudern…
    ***
    Sie kannte sie alle mit Namen. Zumindest mit Vornamen. Links von ihr stand die blonde Fay. Eine quirlige Person, die gern lachte, nun aber die Lippen geschlossen hielt.
    Neben ihr hielt sich Kate auf. Eine Frau um die 40, die zwei Kinder hatte. Ihr dunkles Lockenhaar klebte noch immer feucht auf dem Kopf. Auch sie schaute Glenda nicht eben freundlich an.
    Die Nächste in der Reihe hieß Helen. Sie besaß auch die Waffe.
    Helen war 31, sehr groß und hatte ihr Haar rot gefärbt, weil die Natur ihr eine Nicht-Farbe mitgegeben hatte, wie sie meinte.
    Die Jüngste in der Reihe war Maggy. Sie trug ihre Brille nicht, und deshalb sah ihr Gesicht etwas verändert aus. Bei ihr war das braune Haar streichholzkurz geschnitten. Auf ihrer Haut verteilten sich die Sommersprossen wie kleine Flecken.
    Glenda erinnerte sich daran, dass sie oft gemeinsam sauniert hatten und danach ausgegangen waren. In keine wilden Discos, einfach nur auf ein Bier oder Wein, das war alles gewesen.
    Und jetzt?
    Waren diese Personen jetzt zu Feindinnen oder gar Todesfeindinnen geworden?
    Als Glenda daran dachte, rann ihr ein Schauer über den Rücken.
    Sie fragte sich, was sie wussten und ob sie bemerkt hatten, dass es Glenda gelungen war, einen Blick in den »Eiskeller« zu werfen.
    Wer sprach zuerst?
    Glenda Perkins suchte nach den passenden Worten, doch Helen kam ihr zuvor. Sie hielt das Handy höher und drehte dabei ihre Hand. »Ich glaube, du hast etwas verloren, Glenda.«
    »Stimmt, danke. Ich wollte es gerade holen.«
    »Wie hast du das denn geschafft?«
    »Reiner Zufall. Ich war zu hektisch.«
    »Ja, ja, das ist man öfter«, flüsterte Helen, die auf das eigentliche Thema nicht zu sprechen kam. Aber sie konnte Glenda damit nicht täuschen. Helen und ihre drei Freundinnen wussten genau, dass etwas nicht stimmte.
    »Wir wundern uns«, sagte sie weiter.
    »Ach, worüber?«
    »Dass du noch hier bist. Wir haben gedacht, dass du die Sauna verlassen würdest. Nun ja, das ist nicht der Fall. Warum bist du geblieben?«
    Glenda wusste, dass es auf jedes Wort ankam und dass sie die Frauen so lange wie möglich hinhalten musste, denn John war unterwegs. Auch wenn sie ihm nicht viel hatte erklären können, er würde sich verdammt beeilen, das stand für sie fest.
    »Ihr werdet es nicht glauben, aber ich bin eingeschlafen. Ja, einfach eingeschlafen. Da fielen mir die Augen zu, und es war vorbei. Als ich wieder erwachte, war ich allein. Ihr hattet die Sauna schon verlassen. Fand ich nicht gut von euch.«
    »Klar, das verstehen wir. Aber wir wollten dich nicht wecken.«
    Glenda lächelte gezwungen. »Dann ist ja alles okay.«
    »Meinst du?«
    »Warum nicht?«
    Die Frauen bewegten ihre Köpfe und schauten sich an. »Es könnte ja sein, dass du hier noch herumgeschlichen bist.«
    »Wieso das denn?«
    »Nun ja, wenn man aus dem Schlaf erwacht und merkt, dass alles anders geworden ist, sieht man gewisse Dinge vielleicht mit anderen Augen.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Hm.« Helen schaute auf das fremde Handy. Sie tat so, als müsste sie noch überlegen. »Eigentlich hättest du ja Betty treffen müssen«, sagte sie wie nebenbei.
    Vorsicht!, schoss es in Glenda hoch. Jetzt musst du verdammt vorsichtig sein! Sie sagte noch nichts und versuchte, ein möglichst normales und harmloses Gesicht zu machen. Sie veränderte auch ihre Haltung nicht. Der linke Arm hing nach wie vor steif am Körper herab. Damit
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