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1318 - Terror am Totenbett

1318 - Terror am Totenbett

Titel: 1318 - Terror am Totenbett
Autoren: Jason Dark
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ist geistig sehr rege. Er ist nur ein wenig schwach, was mich besorgt macht.«
    »Ja, ja, mich auch.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte der Butler neutral. »Wenn Sie dann noch einen Moment warten würden, ich werde kurz nach Ihrem Großonkel schauen, in welch einer Verfassung er sich befindet.«
    »Klar, klar, ich warte.«
    »Danke.«
    Paul stakste davon. Amos, der ihm nachschaute, konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Der Typ watschelte daher wie ein Pinguin. Den Gang hatte er schon früher gehabt.
    Anderson wartete. Es war still geworden. Oder fast still, denn irgendein Geräusch gab es immer. Das lag an den alten Möbeln, deren Holz arbeitete. Ein Knacken hier, ein leises Knarzen dort. Das Ticken einer Uhr, die Amos nicht sah, weil es in dieser großen Diele nicht eben hell war. Hier wehte der Atem der Vergangenheit, der auch noch den Staub dieser Zeit mitgebracht hatte.
    Wohl fühlte sich der Dreißigjährige nicht gerade, aber im Leben musste man hin und wieder in einen sauren Apfel beißen und die Stücke auch schlucken. Schließlich ging es um Kohle.
    Er schritt auf den Teppichen hin und her, bis er einen Erker erreichte und dort stehen blieb. Das Fenster reichte bis zum Boden, und er schaute hinaus in ein Wetter, das eigentlich keines war, denn der Mai war viel zu kalt und regnerisch.
    Da nieselte es aus den tiefen Wolken, und auf den Blättern der Bäume lag die Feuchtigkeit wie heller Lack. Amos wunderte sich darüber, dass er der einzige Verwandte war, den der alte Lord herzitiert hatte. Schließlich gab es noch genügend andere Typen, die darauf warteten, dass der Alte den Löffel abgab. Dann ging es rund.
    Dann wurden aus Menschen Geier, die sich auf das Vermögen stürzten, um es an sich zu reißen. Soweit sollte es erst gar nicht kommen. Der alte Knacker sollte dies vorher regeln, und das hatte er bestimmt getan, sonst würde Anderson nicht hier stehen.
    Niemand wusste so recht, wie groß das Vermögen eigentlich war.
    Aktien gehörten ebenfalls dazu. Sie allerdings waren in diesen Zeiten ein schlechtes Geschäft, da waren ihm Grundstücke oder Bares schon lieber.
    Auf der anderen Seite fragte er sich, welchen Grund der Alte hatte, gerade ihm etwas zu hinterlassen, denn gekümmert hatte er sich um seinen Großonkel so gut wie nie.
    Paul war so leise gegangen, dass Amos dessen Schritte gar nicht gehört hatte. Erst als sich der Butler vornehm räusperte, drehte sich der jüngere Mann um.
    »Und…?«
    »Lord Peter erwartet Sie.«
    »Sehr gut.« Beinahe hätte Amos seine Hände gerieben, das ließ er lieber bleiben. Es passte nicht dazu. So nickte er nur und stellte trotzdem eine Frage. »Können Sie sagen, in welch einem Zustand er sich befindet? Ist er in der Lage, gewisse Dinge überhaupt noch aufzunehmen, geistig, meine ich?«
    »Das ist er. Sie werden sich wundern. Ihr Großonkel ist geistig sehr rege.«
    »Super. Ich wünschte, ich wäre das in seinem Alter auch noch.«
    Paul erwiderte nichts. An seinem Gesicht war auch nicht zu erkennen, was er dachte. Er sagte nur: »Bitte, folgen Sie mir.«
    »Aber gern. Wo liegt er denn?«
    »In seinem Arbeitszimmer.«
    »Gut.« Das meinte Amos so, wie er es gesagt hatte, denn er hatte schon befürchtet, ein Totenzimmer zu betreten, wozu er natürlich keine Lust hatte.
    Sie brauchten nicht in die oberen Etagen zu gehen. Das Arbeitszimmer lag im unteren Bereich am Ende eines Gangs, der nur recht spärlich durch zwei alte Wandleuchten erhellt wurden. Dort waren die gelblichen Schirme auf irgendwelche Fabeltiere aus Eisen aufgesetzt worden, eine Erinnerung an den Jugendstil.
    Vor einer braunen Holztür blieb der Butler stehen. Er streckte sich noch mal, klopfte dann an und öffnete die Tür.
    »Bitte sehr, Mr. Amos.«
    Anderson nickte. Er ärgerte sich darüber, dass er nicht mehr so locker war. Sogar einen trockenen Hals hatte er bekommen und konnte auch das Zittern in seinen Beinen nicht vertreiben, als er die Schwelle überschritt und Paul hinter ihm die Tür schloss.
    Amos blieb stehen, und ihn überkam das Gefühl, eine große Gruft betreten zu haben…
    ***
    Sein großes Mundwerk war verschwunden. Verdammt, warum fühle ich mich so unwohl? Lag es am Zimmer?
    Als Kind war er einige Mal hier im Haus gewesen. Ob er dabei auch das Arbeitszimmer betreten hatte, daran konnte er sich nicht erinnern, es kam ihm jedenfalls fremd und auch so kalt vor, obwohl sein Großonkel sicherlich nichts verändert hatte. Auch seine Frau hätte nie wagen dürfen, auch nur einen
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